Vom Vorsitzenden zum Ehrenmitglied

Fred Schulze: Milchdiplomat in den Ruhestand verabschiedet

Fred Schulze (2. v. l.) hat den LKVBB geprägt. Lars Schmidt, Frank Matheus und Geschäftsführer Dr. Jörg Höfener (v. l.) dankten ihm. © Heike Mildner

24 Jahre lang war Fred Schulze Vorsitzender des Landeskontrollverbandes Brandenburg. Auf der jüngsten Generalversammlung wurde er verabschiedet.

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Fast ein Vierteljahrhundert bestimmte Fred Schulze die Arbeit des Landeskontrollverbandes (LKVBB) als dessen Vorstandsvorsitzender entscheidend mit. Seit der Generalversammlung am 19. März am Seddiner See ist er nun Ehrenmitglied. Neu in den Vorstand gewählt wurde Helge Klamke von der Agrar Planetal Golzow GmbH. Frank Matheus (Agrargenossenschaft Neuzelle) ist neuer Vorstandsvorsitzender.

„Nicht lang sabbeln, machen!“

In einer sehr persönlichen und humorvollen Rede würdigte Matheus den Werdegang Fred Schulzes und dessen Verdienste um die Entwicklung des LKVBB. Diesen habe er mit „unermüdlichem Einsatz, klarem Blick und einer großen Portion Herzblut“ geprägt. Sein Motto: „Nicht lang sabbeln, machen!“

Schon mit zwei Jahren soll der kleine Fred Schulze mit einer kleinen Peitsche bewaffnet die Hühner auf dem elterlichen Hof zu höherer Legeleistung angehalten haben, erzählt Matheus und fügt schmunzelnd hinzu, Schulzes Methoden hätten sich seitdem verfeinert. Als Sohn eines LPG-Vorsitzenden und einer Mähdrescher-Kapitänin wurde Fred Schulze Mechanisator mit Abitur. Er gründete eine Familie und ging nach anderthalb Jahren NVA an die LPG-Hochschule in Meißen. Als Agraringenieurökonom war er dann bis Ende 1990 in der LPG Niemegk als Futterökonom tätig.

Diplomatie und Fachwissen: Fred Schulzes Erfolgsgeheimnisse

Gemeinsam mit Gerald Herzog führte er die LPG in die Marktwirtschaft. Beide kannten sich schon aus dem Kindergarten, hatten sich im Studium jeweils auf Pflanzenproduktion spezialisiert. Aber einer musste die Tierproduktion übernehmen. Sie losten, und Fred Schulze zog das kürzere Streichholz. „Ich bin erstmal eine Woche melken gegangen“, erinnert er sich. Damals lernte er, den Kollegen in der Milchviehhaltung seine Ideen so zu vermitteln, dass sie dachten, es seien ihre eigenen. Dieses diplomatische Geschick, verbunden mit viel Kommunikation im Vorfeld von Entscheidungen und gewürzt mit einer guten Portion Humor, scheint Schulzes Erfolgsrezept zu sein.

Stallbauprojekt: 260.000 Euro Investition

Inzwischen bewirtschaftet die Agrargenossenschaft Hoher Fläming eG Rädigke-Niemegk rund 4.500 ha, hält 500 Milchkühe mit Nachzucht, 120 Mutterkühe und 400 Mastfärsen. Die Söhne von Herzog und Schulze arbeiten im Vorstand der Genossenschaft mit. Und Fred Schulzes Stallbauprojekt, in das die Genossenschaft in den vergangenen sechs Jahren 260.000 Euro Planungs- und Gutachterkosten investiert hat, nimmt gerade wieder Fahrt auf.

Wegweisende Entscheidungen unter Schulzes Führung

In den Vorstand des LKVBB wurde Fred Schulze im März 1998 gewählt, 2001 wurde er dessen Vorsitzender. Frank Matheus nennt von den vielen Entscheidungen, die in dieser Zeit im LKVBB getroffen wurden vier richtungweisende: die Einführung der Untersuchung von Bodenproben 1998, der Aufbau der Strukturen für Mastitisuntersuchungen im Jahr 2008, die Untersuchung von Futterproben nach dem amerikanischen Futterbewertungssystem und die Gründung der gemeinsamen Labor GmbH mit dem LKV Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr. Immer seien die Zeichen der Zeit erkannt, Lösungen gesucht, gefunden und umgesetzt worden. „Hieran hat Fred immer einen entscheidenden Anteil gehabt“, so Matheus.

Milchbauern: Sinkende Zahlen und steigender Kostendruck

„Wir haben immer überlegt, was wir noch machen können, was gebraucht wird, was ins System LKV passt und labortechnisch und logistisch zu lösen ist“, sagt Fred Schulze im Gespräch mit der Bauernzeitung. „Wenn sich Synergien ergeben, wird das Endprodukt immer einen Ticken günstiger.“ Und letztlich gehe es am Ende immer um die Kosten.

„Die Milchbauern werden immer weniger“, so Schulze, „ohne die Labor-GmbH hätten wir den Preis für die Dienstleistungen nicht mehr halten können.“ Der Handlungsdruck sei groß gewesen und so habe man sich geeinigt. Er habe sich auch dafür eingesetzt, dass die LKV-Geschäftsführer die neue GmbH leiten und nicht eine neue Stelle dafür geschaffen wird.

In seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender habe er immer einstimmige Beschlüsse angestrebt, versucht bei Unstimmigkeiten im Vorfeld Konsens herzustellen, erzählt Schulze. Neben vielen Berufskollegen habe er auch sechs Brandenburger Agrarminister kennengelernt. Es sei eine anstrengende, aber auch sehr schöne Zeit gewesen, und vor Arbeit habe er noch nie Angst gehabt.

Beim Karneval als Bauer Fred

Was den Abbau der Bürokratie angeht, gebe es derzeit eine relativ große Euphorie, sagt Schulze, gibt sich aber nur verhalten optimistisch. „Die Hälfte der Verordnungen muss weg, die Verwaltung genauso“, ist Schulze überzeugt. „Als ich mit der Tierhaltung angefangen habe, bin ich einmal im Monat rumgegangen und habe die Rinder gezählt. Heute bin ich fast schon ein Schwerverbrecher, wenn eine Kuh ihre Ohrmarke verloren hat“, spitzt Schulze zu, wie er es gern macht. Künftig nicht mehr LKVBB-Vorsitzender, aber ganz sicher in der nächsten Karnevalssaison, wenn er wieder als Bauer Fred in die Bütt steigt.

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