Gasthaus „Zum Eichenkranz“: Beliebtes Restaurant am Fläming Skate
Das Gasthaus „Zum Eichenkranz“ in Kolzenburg in Brandenburg ist ein beliebter Rastplatz am Fläming-Skate, Deutschlands längster Skaterbahn. Das Hotel bietet gemütliche Zimmer und ein Restaurant, das regionale Spezialitäten serviert. Radfahrer und Skater schätzen die Lage am Fläming-Skate.
„Wehe ich kann den Stullenrand sehen!“ Die Worte der Oma klingen Uwe Kuhlmey immer wieder im Ohr. Denn sie beschmierte und belegte Brotscheiben mit absoluter Perfektion. Das musste auch Heidi Kuhlmey schnell lernen und beherrschen, als sie vor 50 Jahren in die Kolzenburger Gastwirtfamilie einheiratete. Damals, so erzählt die gelernte Krankenschwester und Hebamme, hatte die Familie noch Landwirtschaft mit Schweinen, Hühnern und einer Kuh. Zweimal im Jahr wurde geschlachtet. Leberwurst, Blutwurst, Sülzwurst kamen in Zwei-Liter-Gläser. Ein Bäcker aus dem nahen Jüterbog lieferte frische Acht-Pfund-Brote.
Gasthaus: Traditionelle Speisekarte
Wie viele Bauernstullen Heidi Kuhlmey in ihrem Leben geschmiert hat, vermag sie nicht zu sagen, stimmt aber den Worten ihrer Schwiegermutter „Brot schmieren ist auch Kochen“ voll und ganz zu. Und natürlich stehen die Bauernstullen, die es bei den Kuhlmeys seit 1900 gibt, auch heute noch auf der Speisekarte und werden traditionell mit hausschlachtener Wurst beschmiert und belegt, versichert Uwe Kuhlmey, der das Gasthaus mit Hotel seit 2005 führt – und das in immerhin fünfter Generation und mit sehr viel Freude, obwohl Geschichte und Gegenwart auch für Sorgenfalten sorgten und sorgen.
Gasthaus: Bier, Kaffee und Kuchen im Fläming
Vor über 230 Jahren nahm die Kolzenburger Gastwirtschaft ihren Anfang. „Früher war hier viel Landwirtschaft, und die Bauern trafen sich nach der Feldarbeit“, sagt Uwe Kuhlmey. Jahrzehnt für Jahrzehnt entwickelte sich der Vierseitenhof zu einer Land- und Ausflugsgaststätte, in der man sich auf ein Bier und zur besagten Bauernstulle traf, in der man Schlachte- und Familienfeste feierte oder einfach nur Rast machte bei Kaffee und selbstgebackenem Hefekuchen. Denn schon immer war der Fläming ein beliebtes Ziel für Wanderer und Ausflügler, und das Dorfleben funktionierte.
Aufschwung Ost: Vertreter aus dem Westen kamen
Doch nach der Wende und mit der Währungsunion ging es bergab. Schnell schwangen sich mit dem sogenannten Aufschwung Ost viele Vertreter, Verkäufer und Berater aus dem Westen Deutschlands durch die ostdeutschen Lande, darunter etliche, die den großen Reibach machen wollten. So mancher Brauerei- und Getränkehandelsvertreter klopfte auch an Kuhlmeys Türen.
Hotel am Fläming Skate
Wie auch immer – Unterkünfte waren für Reisende, die den Osten entdecken wollten, allerdings Mangelware, und bei den Kuhlmeys reifte die Idee für ein Hotel. Schon 1993 war es mit 21 Gästezimmern – heute sind es 27 – fertig. Ohne das Hotel, so Heidi Kuhlmey, würde unsere traditionsreiche Gastwirtschaft wahrscheinlich gar nicht mehr existieren. Doch mit dem Hotelbau ging auch eine sehr hohe Verschuldung einher, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes 2005 offenbar wurde und zur Insolvenz führte.
Neuanfang: Ein Hotel mit Gaststätte
Für Sohn Uwe aber war klar: „Eine so alte Familientradition wirft man nicht einfach weg.“ Allerdings war der Neubeginn alles andere als einfach, denn jetzt standen die Banken nicht mehr Schlange. „Alle haben die Hände gehoben: Ein Hotel mit Gaststätte – um Gottes Willen.“ Doch ihm gelang der komplette Neuanfang. „Immer wenn ich einen Dämpfer bekam, ein Rückschlag dem nächsten folgte, hat mich der Blick ins Kinderbett unserer damals ein halbes Jahr alten Tochter wieder aufgerichtet. Du musst es schaffen!“ Er hat es geschafft, konnte Banken doch überzeugen, das Familienunternehmen vom Insolvenzverwalter zurückkaufen und startete als Inhaber und Geschäftsführer des Kolzenburger Eichenkranzes neu durch.
Gasthaus: Tanzsaal mit DDR-Charme
Immer wieder standen in den Folgejahren etliche Modernisierungen an – im Hotel, Gastraum Sanitärbereich. Auch der Tanzsaal mit DDR-Charme wurde zum modernen Tagungs- und Veranstaltungssaal umgebaut. So einige Hunderttausend Euro hat der 46-Jährige in den vergangenen Jahren in die Hand genommen. Bei all dem darf man nicht vergessen, dass es für das Familienunternehmen ein Glücksfall war und ist, dass Deutschlands inzwischen längste Skaterbahn von Beginn an nur wenige Meter am Grundstück vorbeiführt.
Fläming Skate: Kurs führt am Gasthof vorbei
Den ersten 11,5 km langen Kurs hat 2001 übrigens Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) eröffnet – und sich dafür das Fahrrad von Heidi Kuhlmeys Ehemann ausgeliehen. „Das gibt es immer noch und kann ausgeliehen werden“, so Uwe Kuhlmey. Wenn sich Mutter Heidi allerdings an die ersten Wochen nach der Eröffnung erinnert, möchte sie immer wieder die Hände über den Kopf zusammenschlagen. „Sie können sich nicht vorstellen, was hier am Anfang los war. Autos, Müll. Es war nicht nur Segen.“ Doch es hat sich alles normalisiert.
Fläming Skate: Strecke beträgt 230 Kilometer
Die Fläming-Skate ist auf 230 Kilometer Länge gewachsen. Es gibt acht Rundkurse, die durch Dörfer führen, vorbei an Wiesen, Feldern, Klöstern, Kirchen. Von Inline-Skater, Skate-Boarder, über Skiroller bis hin zu Rad- und Rollstuhlfahrer – das zwei bis drei Meter breite Asphaltband kann nutzen, wer Spaß auf Rollen und Rädern hat. Den hatte und hat auch Uwe Kuhlmey, denn mit der Fläming-Skate packte auch ihn das Skatefieber, und er nahm an vielen Wettkämpfen und zehn Berlin-Marathons teil. „Das war mein Sport!“
Chef von Hotel und Gasthaus
Inzwischen hat er die Rollen zwar nicht an den Nagel gehängt, aber viel Zeit zum Skaten bleibt ihm als Chef von Hotel und Gasthaus nicht mehr. Dafür lebt er seine andere Leidenschaft voll aus – das Kochen. Immerhin ist er gelernter Koch und das mit Leib und Seele. „Mein erstes Faschingskostüm als dreijähriger Knirps waren zwei Kochlöffel, eine weiße Schürze und ein weißer Hut. Seither wollte ich nie was anderes werden.“ Und so ging es denn auch gleich nach der Schule 1988 in die Lehre und mit der Wende in den Westen Deutschlands nach Baden-Württemberg, wo er seine Lehre beendete und die Liebe zur schwäbischen Küche entdeckt hat, die auch Mutter Heidi teilt. Dann ging es noch ein paar Jahre auf die Walz unter anderem an den Timmendorfer Strand und nach Wiesbaden.
Restaurant in Kolzenburg: Schaschlik-Spieße sind die Spezialität des Hauses
Seit 1995 steht er als Koch am heimischen Herd in Kolzenburg, wo auch oft Schaschlik-Spieße in der Pfanne landen, denn auch sie sind eine Spezialität des Hauses. Wichtig sind ihm auf jeden Fall Frische und Regionalität. So kommen Fleisch und Leber von der Landfleischerei Hennickendorf, der Spargel vom Spargelhof Elsholz, Obst und Gemüse vom Wochenmarkt in Wittenberg. Und die Wurst fürs Bauernbrot wird nach wie vor selbst gemacht.
Coronazeit hat der Gastronomie geschadet
Doch bei aller Leidenschaft – der Gastronomie geht es nicht gut. Das spürt auch der 51-jährige Gastronom und Hotelier. „Die Corona-Jahre waren ein herber Rückschlag. Jetzt sind wir mit Inflation und Preissteigerungen konfrontiert. Wie überall fehlt auch bei uns Personal – und Nachwuchs.“ Seit zehn Jahren, sagt Uwe Kuhlmey, habe sich kein Bewerber im Eichenkranz, der Ausbildungsbetrieb ist, gemeldet – weder für Küche, Restaurant noch fürs Hotel.
Gasthaus: Tochter will Tradition fortsetzen
Doch das Familienunternehmen hat schon etliche schwierige Zeiten gemeistert. „Ich bin hier aufgewachsen, mit Heimat und Familie verwurzelt und habe sehr viel Herzblut reingesteckt. Also müssen wir uns mit den Gegebenheiten arrangieren und zurechtkommen“, sagt er mit Blick auf ein Familienfoto, das im Gastraum hängt. Die jüngste Tochter hat zumindest schon mal Interesse angemeldet – mit forschen Worten: „Ich will hier mal Chefin werden!“ Die andere Tochter wiederum hat das Backen für sich entdeckt. „Schuld“ daran haben die Hobbybäcker der Sendung „Das große Backen“, die bereits das vierte Jahr im Kolzenburger Eichenkranz übernachten.
Viele Stammgäste am Fläming Skate
Ja, es sind vor allem Übernachtungen, die Wirtschaft und Hotel am Laufen halten. Dank der Fläming-Skate gibt es viele Stammgäste, darunter eine große schwedische Community. Auch der Feuerwehrfahrzeugbau im benachbarten Luckenwalde bringt Gäste ins Haus. Doch auf keinen Fall zu vergessen sind Paul und Paula. Seit xx Jahren hat das Storchenpaar das Nest direkt neben dem Hotel gebucht. Jetzt hoffen die Kuhlmeys auch auf eine erfolgreiche Saison. Getränkewagen und Grill stehen bereit, und in der Eichenkranzküche werden reichlich Bauernstullen geschmiert und Schaschlik-Spieße gebraten.
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