In Brandenburg wurde ein Mensch von einem Tier angegriffen. War es tatsächlich ein Wolf? (Symbolbild) (c) Sabine Rübensaat

Hund oder Wolf? Mann durch Biss schwer verletzt

In Brandenburg wurde ein Mensch im Wald von einem Tier gebissen. Der schwere Beißangriff löst erneut Spekulationen über den Verursacher aus. Jetzt liegt das Ergebnis der Gen-Untersuchung vor.

Von Ralf Stefan und Claudia Duda

Bei einem Waldspaziergang wurde am Mittwoch (13.12.) ein Mann nahe Doberlug-Kirchhain in Südbrandenburg von einem Tier angefallen und schwer verletzt. Ob es sich bei dem als wolfsähnlich beschriebenen Angreifer tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat, war lange unklar. 

Angriff auf Mann: 47-Jähriger verletzt auf Intensivstation

Der 47-Jährige war im Wald zwischen Prießen und Dübrichen im Elbe-Elster-Kreis unterwegs, als das Tier seinen Hund angegriffen haben soll. Beim Versuch, den Hund zu schützen, wurde der Mann mehrfach gebissen. Er konnte danach Familienangehörige anrufen, die Hilfe organisierten und ihn ins Krankenhaus brachten. Dort wurde er auf der Intensivstation behandelt. 

Gen-Analyse: Spaziergänger wurde von Hund angegriffen

Die Polizei und das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) ermittelten. Das LfU beauftragte das Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik, den Vorfall mit einer Gen-Untersuchung aufzuklären. Die Untersuchungsergebnisse liegen seit Mittwoch, 20. Dezember, vor. Sie beweisen, dass ein unbekannter Hund den Spaziergänger angefallen hat.

Ein Wolf kann ausgeschlossen werden

Nach Angaben des LfU konnten bereits auf der Intensivstation des Krankenhauses Finsterwalde dem Verletzten genetische Proben entnommen werden, um Klarheit über die angreifende Hundeart zu erhalten. Dabei gelang es dem Team, ausreichend Material zu sichern. Das Ergebnis sei eindeutig: Alle untersuchten Proben enthielten genetische Spuren eines anderen Hundes. Bei dem angreifenden Tier handelte es sich also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Haushund. Dass ein Wolf beteiligt war, gilt als ausgeschlossen, schreibt das LfU.

Gen-Probe bestätigt Aussage des geschädigten Mannes

In der polizeilichen Anzeige hatte der Geschädigte immer wieder von einem Hund gesprochen, der ihn angegriffen habe. Auch bei einer Befragung im Landesamt für Umwelt anlässlich der Entnahme einer genetischen Probe seines eigenen Hundes bestätigte er dies. Mit dem entnommenen Material wurde auch die genetische Probe des Hundes des Verletzten verglichen. Es konnte eindeutig festgestellt werden, dass es sich um zwei verschiedene Individuen handelt. Vom eigenen Hund stammen die Verletzungen nicht. Damit werden auch die Aussagen des Verletzten als richtig bestätigt, teilte das LfU mit.

Landesbauernverband fordert eine zweite Untersuchung

Der Vorfall fachte umgehend die Diskussion über die Ausbreitung der Wölfe im Land wieder an. Der Landesjagdverband Brandenburg nahm ihn zum Anlass, eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht zu fordern. Zum Schutz der ländlichen Bevölkerung müsse der aktuelle Wolfsbestand in Brandenburg „dramatisch reduziert“ werden. Der Landesbauernverband sprach sich dafür aus, neben den üblichen Untersuchungen im Senckenberg-Zentrum für Wildtiergenetik eine zweite labortechnische Auswertung der Bissspuren und Gen-Proben zu veranlassen. Es sei auch in anderen Forschungsbereichen üblich, jemand Drittes einen Fall prüfen zu lassen. 

LfU will keine weitere Untersuchung

Das LfU indes verwies auf die Kompetenz des Senckenberg-Instituts und hält eine weitere Untersuchung für nicht notwendig. Ein Sprecher des Amtes hatte in einer Stellungnahme erklärt, dass „alle bisher bekannten Fakten, einschließlich der Schilderung des Verletzten und des Polizeiberichtes, derzeit die Annahme nahelegen, dass es sich um einen Hund handelt.“ Nach seinen Angaben gibt es in der Region bislang auch keine Hinweise auf die Existenz von Wolfshybriden. Somit könnte der Vorfall – wie beim vermeintlichen Wolfsangriff auf einen Menschen im Frühjahr in Mecklenburg erneut auf einen wildernden Hund zurückgehen. 

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