Landesbauernverband Brandenburg

LBV: Ernte in Brandenburg leicht über Durchschnitt

Brandenburgs Bauernpräsident Henrik Wendorff (M.) und Dr. Eckhard Fuchs von der Oehnaland Agrargesellschaft. (c) Heike Mildner
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Die Ernteerträge der vergangenen zwei Jahre haben die Existenzen vieler Landwirte bedroht. 2020 fahren die Brandenburger Landwirte eine leicht überdurchschnittliche Ernte ein. Doch auch der Durchschnittswert besitzt „Ausreißer“ – nach unten und oben.

Die Ernte 2020 bringt den Brandenburger Landwirten regional sehr unterschiedliche Erträge. Jeder höhere Bodenpunkt und jeder gefallene Liter Regen führte zu besseren Druschergebnissen aber auch zu starken Differenzierungen. Der Regen fiel oft selbst innerhalb einer Gemeinde sehr unterschiedlich. Die nördlichen Landkreise ernteten im Durchschnitt deutlich besser als die Regionen im Süden.

Stark prägend für die Ernte 2020 waren wiederholt fehlende Niederschläge zwischen März und Mai, die zu der für Brandenburg problematischen Vorsommertrockenheit führten. Darüber hinaus waren regional sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen zu verzeichnen. Im Juni lagen diese immerhin zwischen 7 und 100 Litern.

Ernte in Brandenburg: 11 % Mehr Ertrag beim getreide

Brandenburgs Bauernpräsident Henrik Wendorff, Agrarminister Axel Vogel und weitere Redner auf der Erntepressekonferenz des LBV Brandenburg 2020.
V. l.: Brandenburgs Bauernpräsident Henrik Wendorff, Agrarminister Axel Vogel und weitere Redner auf der Erntepressekonferenz des LBV Brandenburg 2020. (c) Heike Mildner

Insgesamt wurde in diesem Jahr auf einer Fläche von 483.906 ha Getreide angebaut (443.197 konventionell und 40.709 ökologisch). Auf Winterraps entfielen 77.707 ha. Im konventionellen Segment ernteten die Brandenburger Landwirte insgesamt 2,5 Mio. dt Getreide. Der Ertrag pro Hektar stieg damit um 11,2 % gegenüber dem fünfjährigen Mittel, inklusive zweier Dürrejahre. Im ökologischen Segment wurden in diesem Jahr 76.117 dt Getreide eingefahren. Damit stieg der Hektarertrag durchschnittlich um 2,9 % gegenüber dem fünfjährigen Mittel. Auf den konventionell produzierten Raps entfielen 242.873 dt. Damit stieg der Hektarertrag um 17,5 % im Vergleich zum fünfjährigen Mittel.

Die Anpassung der Landnutzung an die sich ändernden klimatischen Bedingungen hat bei den Landwirten hohe Priorität. Benötigt werden nach wie vor mehr widerstandsfähigere Sorten, unter anderem durch neue Züchtungsmethoden. In Zukunft werden die Brandenburger Bauern noch mehr auf eine wassersparende und schonende Bodenbearbeitung setzen, die ausgerichtet ist auf eine Verbesserung der Humusbilanz und der Wasserhaltefähigkeit der Böden.

Geht es Weiter ohne Beregnung in Brandenburg?

Brandenburgrs Bauernpräsident Henrik Wendorff im Interview auf der Erntepressekonferenz 2020.
Brandenburgrs Bauernpräsident Henrik Wendorff im Interview auf der Erntepressekonferenz 2020. (c) Heike Mildner

Wenn auf den sandigen Brandenburger Böden weiterhin hochwertige Kulturen, insbesondere auch Obst und Gemüse angebaut werden sollen, wird es in Zukunft zudem nicht ohne Beregnung gehen. Die Genehmigungspraxis ist derzeit jedoch mehr als schwierig. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Tatsache ist auch, dass in Brandenburg in den vergangenen Jahren auf ein Wassermanagement unserer Gewässer im Sinne einer zweiseitigen Wasserregulierung mit Rückhalt und Entwässerung verzichtet wurde. Das rächt sich nun. Hier bedarf es politischer Signale zur Veränderung.

LBV-Präsident und Biolandwirt Henrik Wendorff warnt indes vor der Illusion, den gegenwärtigen Herausforderungen in erster Linie allein durch den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft begegnen zu können. „Das Angebot an ökozertifizierten Getreide vor allem beim Brotroggen ist schon jetzt größer als die Nachfrage. Das führt dazu, dass viele Biolandwirte ihr Getreide zu konventionellen Preisen verkaufen mussten, bei jedoch deutlich höheren Produktionskosten.“, so Wendorff. Die Fläche des Ökolandbau darf deshalb nur mit entsprechender Nachfrage wachsen. Das ist ein Gebot ökonomischer Nachhaltigkeit.


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Ein sinnvoller Schritt zu mehr Nachhaltigkeit wäre der Ausbau der Versorgung mit regionalen Erzeugnissen. „Wir wollen deshalb unseren Fokus ganz klar auf die Versorgung der Hauptstadtregion Brandenburg-Berlin richten. Damit hätten wir die Chance, unsere Land- und Ernährungswirtschaft noch ressourcenschonender zu entwickeln, weil zum Beispiel lange Transportwege entfallen.“, erklärt LBV-Präsident Henrik Wendorff. Der LBV Brandenburg fordert deshalb die Landesregierungen in Brandenburg und Berlin auf, geeignete Rahmenbedingungen für die regionale Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte für die Hauptstadtregion Brandenburg-Berlin zu schaffen.

Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel mit Landwirten auf der Erntepressekonferenz 2020.
Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel (2. v. l.) mit Landwirten auf der Erntepressekonferenz 2020. (c) Heike Mildner

Letzteres verlangt eine gemeinsame Ansiedlungsstrategie der Länder für verarbeitende Unternehmen. „Dazu gehören nicht zuletzt Verarbeitungs- und Verpackungsindustrie sowie Schlachthöfe mit geeigneten Kapazitäten. Außerdem müssen wir auch darüber sprechen, die geringen Tierzahlen in Brandenburg endlich zu erhöhen.

Agrarminister Vogel: Erträge Kein Grund zur Entwarnung

Auch Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel fand klare Worte zur Ernte 2020: „Nach den beiden Vorjahren mit langen Trockenperioden und entsprechend niedrigen Erträgen können die Landwirtinnen und Landwirte in diesem Jahr zumindest auf durchschnittliche Erträge blicken. Wiederholte regionale Niederschläge sorgten nach zwei Extremjahren für eine durchschnittliche Getreide- und Rapsernte. Ein Grund zur Entwarnung ist das allerdings nicht. Daher unterstützen wir die Landwirtinnen und Landwirte in Brandenburg bei den Anpassungen an den Klimawandel, bei der Ökologisierung der Landwirtschaft wie auch bei der Umstellung auf Ökolandbau.“