Märkische Quarterhorse Ranch: So macht man mit Mist Geschäfte
Die Corona-Krise stellte die Betreiber der Märkischen Quarterhorse Ranch in Falkenthal in Brandenburg vor immense Probleme. Doch statt zu resignieren, investierten Elfi und Günter Mainka in ein neues Produkt: Lieblingsmist.
Von Wolfgang Herklotz
So ein Mist! Wer das denkt oder gar sagt, hat meist ein Problem. Irgendetwas ist schiefgelaufen und muss nun mühevoll korrigiert werden. Was immer dafür verantwortlich gewesen sein mag, der Mist war es garantiert nicht. Höchste Zeit also, den organischen Dünger zu rehabilitieren, der in früheren Zeiten die Zierde jedes Bauernhofes war und dessen Größe zudem ein Kriterium für die Potenz des Betriebes …
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Quarterhorse Ranch: Blitzidee Lieblingsmist
Es war eine Blitzidee von Elfi Mainka, die ihr bei Küchenarbeiten kam. Schon längere Zeit hatte sie zusammen mit ihrem Mann Günter nach einer griffigen Bezeichnung für ihr Vorhaben gesucht. Es ging darum, die auf ihrer MQ-Ranch in Falkenthal (MQ steht für Märkisch Quarter Horse, abgeleitet aus der Pferderasse American Quarter Horse) reichlich anfallenden Hinterlassenschaften der Westernpferde effektiv zu verwerten. Sie zu Dünger zu verarbeiten lag nahe, doch das war nichts Neues.
Um sich von anderen Anbietern zu unterscheiden, brauchte es ein völlig anderes Herangehen. Und vor allem eine persönliche Ansage, die neugierig und vielleicht auch stutzig machte. „Wie findest Du den Namen Lieblingsmist?“, fragte Elfi Mainka eher zweifelnd, denn überzeugt ihren Gatten, als der in die Küche kam. Doch der musste nicht lange darüber nachdenken. „Das genau ist es“, erwiderte er begeistert. „Das nehmen wir!“
Pferdeäpfel: Von Euphorie bis Enttäuschung
Ein erster Schritt war getan, doch eben nur ein erster. Der Plan, die Pferdeäpfel zu trocknen und zu pelletieren, erwies sich als weit schwieriger umzusetzen als gedacht. Entweder war das ammoniakreiche „Objekt der Begierde“ nach der aufwendigen Behandlung noch zu feucht oder es zerfiel. „Wir haben lange experimentiert und alle Stufen von Euphorie bis zur tiefsten Enttäuschung durchgemacht“, erinnert sich Elfi Mainka. Sollte die Investition im sechsstelligen Bereich vergeblich gewesen sein?
Immerhin musste ein Container mit einem speziellen Ofen mitsamt Steuerungstechnik angeschafft werden, um die Pferdeäpfel nach der Trocknung anschließend zu zermahlen und in kleine Pellets zu pressen. Um die Standfestigkeit zu sichern und die Räumlichkeiten anzupassen, war jede Menge Beton zu verbauen. „Dann stand die Anlage und wir stellten uns die Frage, wie das alles funktionieren soll“, so Günter Mainka. Learning by doing, wie es auf Neudeutsch heißt, war angesagt. Und das hieß, den Weg der Erkenntnis mit allen Irrtümern und Abzweigen zu gehen. „Wir haben viele Abzweige genommen, bis die Richtung stimmte“, versichert Elfi Mainka. „Aber dann ging es wieder mit Höchstgeschwindigkeit weiter!“
Lieblingsmist-Verpackung und Logo im Retro-Look
Nach vielen Versuchen „stand“ schließlich die Technologie, die Pellets hatten die gewünschte Größe und Konsistenz. Doch dann tauchte ein neues Problem auf. Die handverpackten und an mehrere Gartenmärkte ausgelieferten Tüten mit dem „Lieblingsmist“ mussten zurückgerufen werden, weil sie Feuchtigkeit von außen aufgesogen hatten. „Ein herber Rückschlag“, konstatiert Elfi Mainka. Als Lösung bot sich dann ein anderes Papier an, wie es von Zementherstellern daheim in Nordrhein-Westfalen verwendet wird.
Mit einem von einem befreundeten Grafiker aus der Uckermark gestalteten Logo im Retro-Look, das an alte Zeiten erinnert, konnte nun endlich das neue Produkt richtig an den Start gehen. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt, aber uns darum bemüht, das mit größtmöglicher Gelassenheit zu tun“, sinniert Günter Mainka rückblickend. Das Unternehmerpaar hatte schon im Jahr 2004 bei der Übernahme des Hofes schnell gelernt, mit Widrigkeiten umzugehen.
Günter Mainka: Feldstein-Wände, Events und Pferdesattel
Das früher von einer Genossenschaft genutzte Gelände war heruntergewirtschaftet und „ziemlich rudimentär“, erklärt Günter Mainka. „Wir haben abgerissen und umgebaut, Wege angelegt und viele Bäume gepflanzt.“ Das war mühevoll, aber die sogenannte Muskelhypothek angesichts des immensen Veränderungsbedarfs immer noch die bessere Wahl. Selbst Hand anzulegen, fiel dem gelernten Fliesenleger aus Berlin-Moabit ohnehin nicht schwer. „Es war ein tolles Gefühl voller Genugtuung, hier Wände aus Feldsteinen hochzuziehen und auch einen Kamin zu mauern.“ Dabei hatte Mainka längst in einem ganz anderen Metier Fuß gefasst. Er gründete im Jahre 1996 Twilight Events, eine in Berlin ansässige Event- und Kommunikationsagentur, um verschiedenste Veranstaltungen zu organisieren.
Das Interesse an Pferden war damals noch nicht so ausgeprägt, gesteht Mainka. Bei einem Event auf den Kanarischen Inseln und später auch in Berlin hatte er sich überreden lassen, selbst in den Sattel zu steigen. Eine kurze Einweisung, und das Drehteam filmte sogleich einen kleinen zur „Dramaturgie“ gehörenden Western. „Das ging anfangs ganz gut, doch dann scheute mein Pferd!“ Was wohl an den vielen Cowboys lag, die nach erbitterten Scheinduellen mit Platzpatronen drehbuchgemäß scheintot herumlagen.
MQ-Ranch in Falkenthal: Angebote für Reiter und Feste im gehobenen Ambiente
Nie wieder reiten? Im Gegenteil! Das offensichtlich recht erfolgreiche Agenturgeschäft führte schließlich zur Entscheidung der Mainkas, sich in dem nördlich von Berlin gelegenen Falkenthal niederzulassen, um dort die besagte MQ-Ranch aufzubauen. Das erste Pferd war Pines Black Major, ein schwarzer Hengst der Rasse American Quarter Horse. „Er genießt nun den Ruhestand, denn den hat er sich mehr als verdient“, berichtet Elfi Mainka. Und schwärmt von den Westernpferden, die überaus agil, aber auch unkompliziert im Umgang sind.
Das Unternehmen im Landkreis Oberhavel florierte, mehr als zwei Dutzend Vierbeiner gehörten bis Anfang der 2020er Jahre zur Ranch, die nicht nur mit Angeboten für Freizeit- und professionelle Reiter aufwartete, sondern auch zu Managementseminaren und gar Hochzeitsfeiern in gehobenem Ambiente einlud.
Mit fünf Ferien-Blockhäusern und einem großzügig erweiterten Haupthaus im Western-Stil, aber auch ausgedehnten Weideflächen rund um das 15 ha große Areal. Die Anlage konnte sich alsbald mit vier Sternen schmücken, was in der Branche als besonderes Markenzeichen gilt. Doch dann kam Corona …
MQ-Ranch in der Corona-Krise: Zeit und Mut als Chance nutzen
Von heute auf morgen zog Ruhe ein auf der sonst so gut frequentierten Ranch am Rande von Falkenthal. Dabei gab es durchaus noch Interesse an Feiern, die allerdings nun an strikte Auflagen gebunden waren. Eine Familie aus Berlin beispielsweise wollte sich drei Tage einquartieren, mit allem Drum und Dran. „Sie hätte ausgiebig reiten können, aber nicht bei uns übernachten dürfen“, erzählt Günter Mainka. „Und selbst für das Barbeque im Freien gab es noch Abstandsregelungen. Da war klar: Das machen wir nicht mit!“
Für das Unternehmen eine enorme Zäsur, verbunden mit viel Zeit zum Nachdenken. Die aber als Chance verstanden und genutzt wurde. „Wir haben drei Jahre in unser neues Produkt investiert. Nun gehen wir daran, es erfolgreich zu vermarkten“, betonen die Mainkas unisono. Inzwischen werden 20 Händler deutschlandweit mit dem „Lieblingsmist“ beliefert, je nach Bedarf.
Lieblingsmist-Produkte
Es gibt ihn für Rasen, angereichert mit organisch-mineralischem Dünger, und für den Balkon. Als bodenaktivierend kommen Schafwolle, aber auch Kaffeehäutchen und Kakaoschalen zum Einsatz, was besonders für die Veganer interessant sein dürfte. „Wir verwenden keine Schlachtabfälle“, betont Günter Mainka und verweist darauf, dass sich die Pellets beziehungsweise Flocken gut in den Boden einarbeiten lassen. Für Rasen, der mit Robotern gemäht und daher immer kurz gehalten wird, steht ein extra feines, puderartiges Substrat zur Verfügung. Auf Wunsch von Händlern gibt es den aus Pferdemist gefertigten Dünger nun auch in 2-kg-Tüten, an Ideen für neue Produkte mangelt es nicht. Im vergangenen Jahr wurden etwa 10 t ausgeliefert.
Da das Unternehmerpaar auch auf die natürlichen Abfälle von weiteren Pferdehöfen in der Umgebung zurückgreifen kann und die technischen Kapazitäten vorhanden sind, kann die Fertigung deutlich erhöht werden – wenn denn der Absatz gesichert ist. Doch darum macht sich Mainka, renommierter und mit vielen Preisen bedachter Marketingexperte, kaum Sorgen. Er weiß die digitalen Medien und sozialen Kanäle wie kaum ein anderer zu bedienen. Und kann aus eigenem Erleben berichten, dass Krisen durchaus eine Chance sein können. „Aber ein bisschen Mut braucht es eben auch!“
Artikel aus der Bauernzeitung Ausgabe 03/2024 Seite 50-51
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