Bauernverband Südbrandenburg

Ministerin Hanka Mittelstädt: Vertrauensvorschuss für Fachfrau an der Spitze

Auf dem Podium: LBV-Vize Heiko Terno, DBV-Vize Torsten Krawczyk, Agrarministerin Hanka Mittelstädt und Junglandwirt Hermann Jermis. (c) Heike Mildner

Problemorientiert entspann sich die Diskussion auf dem Verbandstag des Bauernverbandes Südbrandenburg auf dem Schlossberg von Luckau. Agrarministerin Hanka Mittelstädt fuhr mit jeder Menge an unerledigten Problemen zurück nach Potsdam.

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Der Saal war voll und doch fehlte eine der wichtigsten Strippenzieherinnen im Bauernverband Südbrandenburg: Borjana Dinewa-Zelt, die 2022 von Carmen Lorenz die Geschäftsführung übernommen hatte, ließ auch an diesem Tag eine nicht nur mentale Lücke. Die Versammlung schickte ihr Genesungswünsche. Der 29. Verbandstag des Bauernverbandes Südbrandenburg am vergangenen Donnerstag (13.3.) in Luckau war trotz aller angesprochener Probleme von einer Hoffnung getragen: Die gute Arbeit der Landwirte möge nach dem Wechsel im Ministerium nicht nur verbal Anerkennung finden, sondern durch eine bessere Agrarpolitik spürbar und problemlösend unterstützt werden.

Brandenburg: Hervorragende Nachwuchsarbeit des Verbandes

Was im Rechenschaftsbericht aufmerken ließ, der in Südbrandenburg traditionell von einer Verbands-Doppelspitze vorgetragen wird, ist die hervorragende Nachwuchsarbeit. 2024 haben sämtliche Absolventen des Ausbildungsnetzwerkes bestanden: 100 %. Im Netzwerk sorgen 40 Ausbildungsbetriebe gemeinsam für die umfassende Schulung von 97 Azubis. Seit Juni 2023 wurden 65 Lehrunterweisungen zu 20 Themen durchgeführt. Seit Gründung des Netzwerkes habe sich die Zahl der teilnehmenden Unternehmen mehr als verdreifacht, informierte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Maria Wache. Sie dankte dafür neben Borjana Dinewa-Zelt auch Katja Klitzke, Heike Lehmann, Sabrina Sterling und Dagmar Petschick für ihre Arbeit.

Mit der Goldenen Ehrennadel des LBV wurde Dr. Anja Müller-König von der Agrargenossenschaft Goßmar ausgezeichnet. Heiko Terno, Henrik Wendorff und Thomas Goebel gratulierten. (c) Heike Mildner

Klar und authentisch kommunizieren

Eher ernüchternd fällt die agrarpolitische Bilanz seit dem letzten Verbandstag im Juni 2023 aus: Eine Krise habe die nächste gejagt, die politische Vision der „Zeitenwende“ sei restlos gescheitert, so Vorstandsvorsitzender Thomas Goebel. Kaum eine Branche habe sich an der Ampel-Koalition so sehr aufgerieben wie ihre, von der neuen Regierung erwarte man jetzt mehr unternehmerische Freiheiten und mehr Vertrauen. Goebel appellierte an die Mitglieder „über alle Kanäle hinweg“ klar, bildhaft und authentisch zu kommunizieren, konstruktiv zu bleiben und positive Emotionen zu wecken, die Nähe zum Verbraucher zu suchen, um Akzeptanz zu werben und die eigenen Möglichkeiten und Grenzen klar zu benennen. „Genau das haben wir in den letzten zwei Jahren getan und gemerkt: Ton und Musik haben sich verändert“, so Goebel.

Goldene Ehrennadel des LBV an Dr. Anja Müller-König

Als eine der aktivsten ehrenamtlichen Öffentlichkeitsarbeiterinnen im Verband wurde Dr. Anja Müller-König, Vorstand der Agrargenossenschaft Goßmar, mit der Goldenen Ehrennadel des Landesbauernverbandes ausgezeichnet. Sie habe die außergewöhnliche Gabe, Menschen zu begeistern und in agrarpolitischen Diskussionen deutliche Worte zu finden, waren sich die Gratulanten einig. Ein Kurzfilm zeigte, dass Müller-König darüber hinaus auch eine verständnisvolle Chefin ist: bewegende Momente und noch dazu eine gelungene Überraschung für die Ausgezeichnete.

Hanka Mittelstädt: Vertrauensvorschuss für Agrarministerin

Einen Vertrauensvorschuss bekam Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) von der Versammlung als „eine von ihnen“, eine ausgebildete Agrarierin, die wisse, wovon sie spreche. Und wirklich schloss sich Mittelstädt – an diesem Tag drei Monate im Amt – in das „Wir“ der Landwirte ein. Sie zähle sich nach wie vor dazu, auch wenn sie ihren Betrieb abgegeben habe, was ihr nicht leicht gefallen sei. Und dann gleich die Maul- und Klauenseuche … Mittelstädt arbeitet sich durch die aktuellen Themen von MKS (Lob aller Beteiligten sowie der Eindämmungszone, durch die Deutschland MKS-frei ist) über die erneuerte Zusammenarbeit der ostdeutschen Länder mit Blick auf Brüssel (Verfahren verschlanken, keine Benachteiligung größerer Betriebe), die Aussetzung der EU-Naturwiederherstellungsverordnung („das kam auf Bundesebene nicht so gut an“), Bürokratieabbau, Wolf (Entschließungsantrag im Bundestag, Anpassung der FFH-Richtlinie), Harmonisierung einer Nutztier- mit der Klimastrategie, Sparhaushalt („auch die Landwirtschaft wird Einsparungen hinnehmen müssen“).

DBV-Vize Torsten Krawczyk über die Bauernproteste

Die Südbrandenburger hatten sich DBV-Vize Torsten Krawczyk eingeladen, um über die Effekte der Bauernproteste zu sprechen, und der sorgte mit gewohnt markiger Rhetorik für Trost und Erheiterung. Mittelstädts Rede sei ihm „runtergegangen wie Öl“, im Sondierungsteam der potenziell neuen Bundesregierung mangele es an Agrarsachverstand. In Bezug auf die Bauernproteste sagte Krawczyk: Die Proteste seien Resultat dessen gewesen, dass nach Tricksereien mit dem Haushalt die Berufsgruppe zur Kasse gebeten worden sei, die am wenigsten die Ampel gewählt haben. Mit dieser Aussage bezieht sich der DBV-Vize allerdings auf Sachsen. Später redet Krawczyk lange und wohlwollend über die Politik von Friedrich Merz. Nachfragen bleiben aus.

Junglandwirt Herrmann Jermis aus Bersteland fragte angesichts von Mercosur u. ä., ob Landwirtschaft in Deutschland überhaupt noch gewollt sei. Dass der 24-Jährige seinen Beruf liebt, zeigte der rbb am Abend (Mediathek: Leidenschaft für die Landwirtschaft).

Ungelöste Probleme als „Hausaufgaben“ für Potsdam

In der Diskussion ging es vor allem darum, der Ministerin die ungelösten Probleme Südbrandenburgs mitzugeben. So mahnte Versammlungsleiter Frank Neczkiewicz an, dass Sand-Asche-Böden nicht zu „benachteiligt“, weil feinkörnig seien, Henning Höhne verliert 10.000 € jährlich, weil sein Betrieb bundeslandübergreifend ackert, Andreas Kupfer regte angesichts der Aufgabe der Tierhaltung in Frauendorf (S. 13) an, die Förderung so zu gestalten, dass Tierhaltung attraktiv wird. Dr. Anja Müller-König erinnerte an das unausgewogene Verbandsklagerecht, Thomas Domin an die Agroforst-Flächenprämie, Gundula Frank an die Junglandwirteprämie für Genossenschaftsmitglieder. Und Heinrich Richter, der Ende 2024 seinen Betrieb übergeben hat und die Tierhaltung erhalten konnte, regte an, einen Pool anzulegen, damit Landwirte, die verkaufen wollen, besser einen Interessenten in ihrer Region finden. Zu tun gibt es reichlich, die Erwartungen sind groß.

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Hanka Mittelstädt, Ministerin für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) (c) Ronald Mundzeck
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