Mut + Ausdauer = Erfolg

Brandenburger Rindermarkt: Grundsteinlegung Januar 2001, im Folgejahr die erste Auktion. (c) Sabine Rübensaat
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Vor 30 Jahren wurde der Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg (RZB) gegründet. Die Feier muss wegen der Corona-Beschränkungen ausfallen. Zeit, sich zu erinnern, nehmen wir uns trotzdem.

Von Heike Mildner

Corona macht Cornelia Buchholz, Geschäftsführerin des RZB, Sorgen. Dass die Generalversammlung mit Jubiläumsprogramm ausfällt, ist das eine. Der Jahresabschluss der Genossenschaft wird gerade vorbereitet und kann ausnahmsweise schriftlich erfolgen, und aktuell laufen die Geschäfte. Aber die coronabedingten Maßnahmen werden mit zeitlicher Verzögerung Wirkung zeigen, ist Buchholz überzeugt. Bei Kälber- und Rindfleischpreisen ist es bereits abzusehen.

Wer die Geschichte des RZB Revue passieren lässt – vor fünf Jahren gab es dazu eine Publikation, die die Lektüre absolut lohnt –, kann daraus vielleicht ein wenig Kraft schöpfen: Allen bisherigen Krisen hat der RZB mit mutigen Entscheidungen, Ausdauer und Fachkompetenz getrotzt und sich beeindruckend entwickelt.

Gründung Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg

Wer sich an die große Unsicherheit vor 30 Jahren erinnert, die in allen Bereichen der Gesellschaft herrschte, wird schon die Gründung als ersten mutigen Schritt ansehen: Am 26. April 1990, es war ein Donnerstag, gründeten 15 gewählte Vertreter aus den drei brandenburgischen Bezirken (Cottbus, Frankfurt und Potsdam) in Blankenfelde den Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg eG (RZB). Bernd Adler wurde erster Vorsitzender und später Geschäftsführer.

Zur ersten Generalversammlung der Genossenschaft kommen mehr als hundert Züchter nach Wittbriezen. Satzung und Zuchtbuchordnung sind zu erarbeiten, der Geschäftsbetrieb vorzubereiten. Adler erinnert sich: „Wir hatten Ende 1990 Arbeitsverträge mit 30 Mitarbeitern, aber so gut wie kein Geld. Wir versuchten, mit alter Technik, alten Autos, Schlachtviehhandel und viel Enthusiasmus vorwärtszukommen“, so Adler.

Das Kapitel Treuhand bei der Rinderzucht Berlin-Brandenburg

Ein besonderes Kapitel war das Kapitel Treuhand: „Enorme Bemühungen gab es von allen ostdeutschen Zuchtverbänden, die Besamung von der Treuhand zu übernehmen. Dieser Prozess währte lange und ging leider nicht mit der an anderer Stelle oftmals praktizierten Eine-D-Mark-Lösung aus … Wir durften für 1,86 Millionen D- Mark zwei der acht Rinderbesamungsstationen im Land auswählen und von den anderen eventuell noch vorhandene Bullen und Technik übernehmen“, so Adler.

Die Summe, die von unrealistischen Ertragswerten ausging, war allein durch den RZB nicht aufzubringen. Daher wurde gemeinsam mit der Rinderproduktion Niedersachsen (RPN) und der Zuchtrinder-Erzeugergemeinschaft Hannover (ZEH) – heute Masterrind – die RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH mit 51 % RZB-Anteil gegründet.

Ein Schritt, der sich trotz aller damaliger Kritik im Nachhinein als richtig für die Rinderzucht in Brandenburg erweisen sollte: In einem Bundesland, in dem der Rinderbestand von 423.000 Tieren (1989) in kurzer Zeit auf weniger als die Hälfte zusammenschmolz und sich gleichzeitig die Mutterkuhhaltung enorm etablieren konnte, sind die Dienste eines gut organisierten Kompetenzzentrums unverzichtbar, um am Markt zu bestehen.

30 Jahre nach den ersten Weichenstellungen laufen die Geschäfte von einer Geschäftsstelle in Groß Kreutz aus, die sich erstmals in der Geschichte des RZB im Eigentum der Mitglieder befindet. Genetik aus Brandenburg ist weltweit gefragt. 2019 wurden 4.696 Zuchtrinder in 15 Länder exportiert und 578.777 Spermaportionen vermarktet. 2017/18 lag die Durchschnittsleistung der Herdbuchkühe des RZB erstmals über 10.000 Mkg. Im Jahr 2018/19 erreichten die Herbduchkühe eine Lebenstagsleistung von 15,3 Mkg/ LT. RBB-Vererber Medon ist aktuell Deutschlands Nummer eins töchtergeprüfter Holsteinbullen.

Zukunft sichern

Seit 25 Jahren fördert der RZB mit dem Züchternachwuchs ganz eigennützig seine eigene Zukunft: Ein weiteres Jubiläum, das in diesem vertrackten Corona-Jahr um seinen Höhepunkt gebracht wird: Der Jungzüchtertag auf der BraLa ist traditionell das Gipfeltreffen der Jugend.

In der Vor-Corona-Zeit gab es allerdings für den RZB ein sehr freudiges Ereignis, als bei der Fleischrindauktion der Fleckviehbulle Anton für 20.000 € von Perleberg nach Bayern umzog. Dort anknüpfen zu können, sei dem RZB ein Geburtstagswunsch auf den Weg.


RZB-Wegmarken

■ Gründung am 26. April 1990
■ am 26. September 1991 Gründung der RBB GmbH
1992 ist die RBB GmbH erstmals auf der Grünen Woche, im Juni beginnt die Herdbuchführung für 20 Rinderrassen, Anerkennung der Rasse Uckermärker
■ RZB wird als Züchtervereinigung nach dem Tierzuchtgesetz anerkannt, erster Tag des Mutterkuhhalters
■ seit 1994 erscheint die Zeitschrift „Rinderzucht Berlin-Brandenburg“, heute „Blickpunkt Rind“
■ 1995: Gründung des Brandenburger Jungzüchtervereins, erste Verbandsschau „Blickpunkt Rind“
1996 müssen 80 Verwahrbullen wegen BHV1 geschlachtet werden
1997 wird der RBB eine von neun Zuchtorganisationen im Verbund Deutsche Top-Genetik (DTG), Gründung Nord-Ost-Genetic GmbH (NOG),
■ 1998: erste Landesfleischrinderschau auf der BraLa
■ 1999 kommen Anteile des Landesverbandes Kurmärkischer Rinderzüchter e.V. an der Tierzuchthallen-GmbH Bonn nach Brandenburg zurück.
2000: Jubiläums-Züchterball in der Brandenburghalle
■ 26. Januar 2001: Grundsteinlegung für „Brandenburger Rindermarkt“ in Groß Kreutz
■ 27. März 2002: erste Zuchtbullenauktion für Fleischrinder in Groß Kreutz
2004 ist RBB-Vererber und „Mister Holstein“ Laudan der meist eingesetzte Schwarzbuntvererber in Deutschland; das Rinderzuchtmuseum eröffnet in Groß Kreutz.
■ 2006: RBB kauft Schüritz Tiertransporte und gründet Tochter in Polen
2007: Laudan stellt beste Nachzucht auf der DHV-Schau, erste Bundesschau Uckermärker auf der IGW
2009: erste Färsenauktion „Best of“
2010: Brandenburger Milcherzeuger erstmals an der Spitze aller Kontrollverbände in Deutschland
2012: Auszeichnung der RBB GmbH mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“
2017: erstes Treffen ökologisch wirtschaftender Milcherzeuger organisiert