Ökologische Landwirtschaft im Osten

Ökodorf Brodowin schafft die Ziegen ab und stellt Milch-Kühe auf die Weide

Auf Ziegenmilchprodukte aus dem Ökodorf Brodowin müssen Verbraucher jetzt verzichten. (c) Sabine Rübensaat
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Die Ziegen werden abgeschafft. Die Milchkühe sollen zwischenzeitig als Mutterkühe auf die Weide, Stallungen und Melkanlage sollen modernisiert werden. Gibt es künftig noch Milchprodukte aus dem Ökodorf Brodowin?

Von Heike Mildner

Seit seiner Gründung 1990 ist das Ökodorf Brodowin ein Flaggschiff der ökologischen Landwirtschaft im Osten: ein breit aufgestellter Direktvermarkter mit eigener Molkerei und zahlungskräftiger Kundschaft vor der Haustür, Demeter-zertifiziert, transparent und ganz nah am Verbraucher.

Dem teilte er vergangene Woche über die sozialen Medien mit: „Wir müssen Abschied nehmen von unserer geliebten Ziegenherde und eine Pause in der Milchkuhhaltung einlegen. Aber keine Sorge, denn jeder Abschied bedeutet auch einen Neubeginn voller Möglichkeiten!“

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Ökodorf Brodowin Produkte: Verkaufserlöse sind zurückgegangen

Die Verkaufserlöse seien zurückgegangen, erläutert Ludolf von Maltzan, Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer, seinen Kunden. „Seit Monaten beobachte ich den Markt und warte darauf, dass sich die Stimmung wieder dreht, dass die Zeiten besser werden. Schließlich wird mit jedem Artikel aus Brodowin und den vielen anderen Bio-Bauernhöfen in Deutschland etwas unendlich Wichtiges mit eingekauft: eine gesündere Umwelt, eine blühende Artenvielfalt, artgerechtere Tierhaltung, unbelastete Lebensmittel und eine Landbewirtschaftung, die sinnvoll für die nachfolgenden Generationen ist.“

Von Maltzans Entscheidung: „Wir können einfach nicht mehr so weitermachen wie bisher.“

Ludolf von Maltzan
Ludolf von Maltzan bei einer Betriebsführung 2019. (c) Heike Mildner

Modernisierung bei der Milchkuhhaltung und Produkt-Verfügbarkeit

Zum einen haben die Brodowiner entschieden, die Milchkuhhaltung „zeitweise zu unterbrechen“ und Stallungen und Melkanlage zu modernisieren. Die Herde mit rund 600 Tieren der Rasse Holstein Schwarzbunt soll schrittweise verkleinert und als Mutterkuhherde gehalten werden, schreibt von Maltzan.

„Die Kälber bleiben bei ihren Müttern und ich sehe sie schon im Frühjahr und im Sommer zusammen auf der Weide grasen.“ Man tue das auch, um bei „derzeitig deutlich geringerer Nachfrage“ den Milch-Einkaufsverpflichtungen gegenüber den Milchlieferanten nachzukommen und diese Betriebe nicht zu gefährden. Alle Brodowiner Produkte seien weiterhin wie gewohnt verfügbar.

Milch für die Meierei in Brodowin kommt unter anderem vom Hof Langanke in Serwest ganz in der Nähe, aber auch von größeren Demeter-Betrieben wie dem Landgut Preschen und nach einer Entscheidung im Juni 2020 auch von der Agrargenossenschaft Spreetal.

Bio-Milch vom Ökodorf Brodowin
Milch aus der Meierei in Brodowin kommt auch von anderen Höfen und wird weiter verfügbar sein. (c) Sabine Rübensaat

Ziegen-Frischmilch ersetzen Kuhmilch-Allergiker anders

Zum anderen verabschiedet sich Brodowin von seiner Ziegenherde. Vor 15 Jahren hatte man leerstehende Schweineställe ziegengerecht für 200 Tiere umgebaut und mit einer Melkanlage ausgerüstet. Jedoch sei die Milchziegenhaltung seit langem defizitär gewesen, erläutert von Maltzan, die Ziegenmilch immer weniger gefragt.

„Lange Zeit haben vor allem Kuhmilchallergiker die Milch sehr geschätzt. Doch mit dem Aufstieg der pflanzlichen Alternativen wurde frische Ziegenmilch kaum nachgefragt.“ Der Umsatz über Ziegenfrisch- und Ziegenschnittkäse rechtfertigt den Erhalt der Herde Maltzan zufolge nicht. Die wurde an einen Demeter-Landwirt in Nordrhein-Westfalen abgegeben.

König Charles III. war 2023 im Ökodorf Brodowin

Vor nicht ganz einem Jahr, Ende März 2023, wurde dem Ökodorf Brodowin große mediale Aufmerksamkeit zuteil, weil König Charles III. bei seinem Deutschlandbesuch einen Zwischenstopp in Brodowin in Brandenburg einlegte. Obwohl der König einen straffen Zeitplan hatte, wollte er sehen, wie in Brodowin Käse gemacht wird.

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