Präparieren in der Winterpause
Was macht ein Ackerbauer im Winter? Im Fall von Klaus Hildebrandt, unserem Praxispartner in Brandenburg, lautet die Antwort: Er führt als erfahrener Präparator eine Familientradition fort.
Was macht ein Ackerbauer im Winter? Im Fall von Klaus Hildebrandt sieht man die Antwort gleich, wenn man ins Haus kommt. Jede Menge Rehbockgehörne hängen an einer Wand in der Diele: kleine Spießer, Gabler, die üblichen Sechser, kleine, große und besondere. An einer anderen Wand die Prachtstücke wie das Rekordhalter-Gehörn seines Sohnes Maximilian.
Demnächst wird die „Ernte 2019“ hinzukommen: Zwei silber- und ein goldmedaillenverdächtiges Exemplar liegen derzeit beim Wildbewirtschafter, der die Gehörne für die Landestrophäenschau Ende April vorbewertet. „So schlecht die Bilanz bei den Feldfrüchten, so gut war sie 2019 bei der Jagd“, sagt Klaus Hildebrandt und schaut auf zwei weitere Gehörne, die vor uns auf dem Tisch liegen: ein ungerader Achter und ein ungerader Zehner.
Präparieren als Familientradition
Das Präparieren erledigt Klaus Hildebrandt selbst. Großvater und Vater hatten es schon drauf, seine Söhne haben sich auch schon darin geübt, aber zurzeit ist er der familiäre Chefpräparator. Zur Blattzeit, der Paarungszeit des Rehwildes, ab Mitte Juli, wenn die ausgewachsenen Böcke hauptsächlich bejagt werden, ist auch auf dem Acker noch viel zu tun.
Da wird in puncto Präparieren nur das Nötigste getan: Spätestens 24 Stunden nach dem Erlegen wird das Haupt des Bocks vom Rumpf getrennt und gut eine Stunde gekocht, bis sich Decke und Fleisch lösen. Es folgen ein vorsichtiger, sauberer Schnitt mit der Handsäge entlang der Linie zwischen Augenhöhle und Nasenbein sowie etwa eine Stunde „Knochenpulen“ mit Messern, Schraubenzieher etc.
Dann kommt das angehende Präparat für eine Woche in Wasserstoffperoxid. Das sorgt dafür, dass der Schädelknochen weiß wird. Das Gehörn allerdings soll seine Farbe behalten – je dunkler, desto besser – und darf nicht ins Blondiermittelbad.
Was heißt hier Winter?
Mit Küchenkrepp sorgt Klaus Hildebrandt für den richtigen Übergang. Danach werden noch einmal letzte Fleischreste entfernt und mit dem Luftschlauch ausgeblasen. „So können sie bis zum Winter liegenbleiben“, sagt Hildebrandt, „aber was heißt hier schon Winter …“ Die Pflanzen müssten erst einmal in die Vegetationsruhe kommen, es sei wie im vergangenen Jahr, erinnert sich der Landwirt.
Außerdem regne es nicht genug. Aber am Wetter kann Hildebrandt eh nichts ändern. An den Präparaten schon: Die Fläche, die später auf der zugekauften hölzernen Trägerplatte aufliegt, muss möglichst plan geschliffen werden. Der internationale Standard verlangt einen Verlauf mit knapp angeschnittener Augenhöhle. Hildebrandt findet eine heile Höhle schöner. Will er Preise, muss er aber den Standard einhalten. So ist das eben. Nur das Wetter hält sich nicht daran.