Saatguttag in Brandenburg

Kritik an Pflanzenschutzmittel-Einschränkungen: Mittelstädt fordert praktikable Lösungen

In Deutschland fehlen die geeigneten Pflanzenschutzmittel. Ein Thema auf dem Saatguttag in Brandenburg. (Symbolbild) (c) Sabine Rübensaat

Auf dem Saatguttag in Brandenburg diskutierten Vertreter der Branche die Zukunft ihrer Arbeit unter sich weiter erschwerenden Bedingungen. Außerdem wurden drei ausgezeichnete Vermehrungsbetriebe geehrt.

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Auf die größten Baustellen bei der Saatgutvermehrung machte Axel Mohr, Vorsitzender des Märkischen Saatgutverbandes Brandenburg (MSV), gleich in seiner Begrüßung aufmerksam: Diskrepanz zwischen Produktionskosten und Erzeugerpreisen, überflüssige Bürokratie, Notwendigkeit des Einsatzes neuer Züchtungsmethoden, die neu geforderte Erntebescheinigung für die Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH (STV), notwendige Nachbesserungen bei der Leguminosenförderung.

Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) ging in ihrem Grußwort gleich auf einiges davon ein. „Die Saatgutproduktion, die wir hier im Land haben, verbessert nicht nur die Anpassungsfähigkeit unserer Landwirtschaft, sondern fördert auch die Biodiversität und die Unabhängigkeit von Importen im Saatgutbereich“, machte Mittelstädt deutlich. Kontinuierliche Züchtungsarbeit sei dafür unerlässlich, sie sorge für Ertragsleistungssteigerung, Stresstoleranz und Qualitätssicherung.

Pflanzenschutzmittel-Einschränkungen: Genomische Techniken (NGT)

Brandenburg setze sich sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene für einen faktenbasierten Dialog zu den neuen genomischen Techniken (NGT) ein, der Chancen und Risiken beiderseitig berücksichtigt, so Mittelstädt. „Ich habe auf EU-Ebene sehr stark darauf hingewirkt, dass NGT aus der GVO-Verordnung herausgenommen werden, zumindest Teile davon, und für die Züchtung zur Verfügung stehen“, versicherte Mittelstädt der Versammlung. Die Herausforderung werde sein, die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Züchtungstechniken zu schaffen.

Wirkstoffe: Mittelstädt fordert praktikable Lösungen

Mittelstädt ging zudem auf die weitere Einschränkung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen ein. Aus praktischer Sicht halte sie es nicht für zielführend, Wirkstoffe zu verbieten und in der Konsequenz andere einsetzen zu müssen, die weniger effektiv seien und darum öfter oder kombiniert eingesetzt werden müssen. Auch das habe sie in Brüssel angesprochen. Deutschland habe noch immer eine Signalwirkung, enthalte sich diesbezüglich aber zu oft der Stimme. Sie glaube, dies werde sich mit der nächsten Regierung auf Bundesebene deutlich verändern, so Mittelstädt.

Die Preisträger von der Agrargenossenschaft GeRoMe, Landwirtschaftsbetrieb Hans-Joachim Schulz und der Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow mit Hanka Mittelstädt (r.) und Vertretern der Verbände
Die Preisträger von der Agrargenossenschaft GeRoMe, Landwirtschaftsbetrieb Hans-Joachim Schulz und der Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow mit Hanka Mittelstädt (r.) und Vertretern der Verbände © Heike Mildner

Saatguttag: „Ausgezeichnete Saatgutbetriebe 2025“

Gemeinsam mit dem Landesamt (LELF), dem MSV und dem Landesbauernverband (LBV) überreichte die Ministerin drei Betrieben die Plakette „Ausgezeichneter Saatgutbetrieb des Landes Brandenburg 2025“: der Agrargenossenschaft GeRoMe aus Dahme, Mark, dem Landwirtschaftsbetrieb Hans-Joachim Schulz aus Oderaue und der Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow. Die Auszeichnung wurde in diesem Jahr zum 25. Mal verliehen. Zu den Preisträgern:

Beispielhaft: Der kooperative Ansatz der Agrargenossenschaft GeRoMe

Die Agrargenossenschaft GeRoMe e.G. bewirtschaftet ca. 2.550 ha und kann auf eine langjährige Erfahrung in der Vermehrung verschiedener Kulturen wie Getreide, Gräser, Erbsen und Saatkartoffeln verweisen. Ihr kooperativer Ansatz über den gesamten Produktionsprozess, von Aussaat über Düngung, Pflanzenschutz, Pflegemaßnahmen, Ernte, Lagerung bis hin zur Anlieferung zur VO-Firma, sei beispielhaft, erklärte die Ministerin, die Stefanie Pötsch vom Vorstand die Plakette überreichte.

Ehrung für Hans-Joachim Schulz: 35 Jahre Engagement für die Saatgutvermehrung in Brandenburg

Seit 35 Jahren engagiert sich der Landwirtschaftsbetrieb Hans-Joachim Schulz für die Saatgutvermehrung in Brandenburg. Bereits zum dritten Mal wurde der Landwirt aus dem Oderbruch mit dem Titel als „Ausgezeichneter Saatbaubetrieb des Landes Brandenburg“ ausgezeichnet. Zu seinen Vermehrungskulturen gehören neben Getreide, Erbsen, Rüben und Öllein seit einigen Jahren auch verstärkt Gräser und Klee. Vor allem die Feldrandhygiene sei vorbildlich, lobte die Ministerin unter dem Beifall der Versammlung.

20 Jahre Saatgutproduktion: Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow e.G.

Marcel Giese und Hiltburg Jastram sind in der Agrar-Erzeuger-Genossenschaft Kunow e.G. für die Saatgutvermehrung zuständig. Seit 20 Jahren produziere die Genossenschaft Saatgut und erzielte dabei anerkennungsfähige Bestände bei Getreide- und Gräsersorten sowie Leguminosen, dankte Mittelstädt für das Engagement.

Ein Leben für den Saatbau in Brandenburg: Norbert Näther verabschiedet

Dank wurde auch Norbert Näther zuteil, der nach einem Berufsleben für den Saatbau in Brandenburg – angefangen beim VEB Saat- und Pflanzgut der DDR bis zur Leitung der Anerkennungsstelle seit 2000 – in den Ruhestand geht.

In den Ruhestand wurde Norbert Näther verabschiedet. Axel Mohr und MSV-Geschäftsführer Ulrich Böhm bedankten sich bei ihm (v. r.).
In den Ruhestand wurde Norbert Näther verabschiedet. Axel Mohr und MSV-Geschäftsführer Ulrich Böhm bedankten sich bei ihm (v. r.). © Heike Mildner

Ergebnisse der Saatgutproduktion 2024

Neuer Fachreferent für Saatgutanerkennung im Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) ist Matthias Täger. Er stellte die wichtigsten Ergebnisse der Saatgutproduktion 2024 vor:

  • Vermehrungsfläche: 10.044 ha (-3,6 % zum Vorjahr), davon ökologisch: 14,6 % (1.462,5 ha)
  • Zuwächse bei Getreide um 9,5 % auf 5.643 ha und Kartoffeln um 20,8 % auf 592 ha (2023: 490 ha)
  • Verluste bei Öl- und Faserpflanzen (-34,9 %) auf 526 ha und Gräsern (-24,4 %) auf 1.635 ha
  • 724 Vermehrungsvorhaben (2023: 731), angemeldet von 34 Unternehmen (2023: 36)
  • 21 Feldbesichtiger (davon fünf amtliche).

Täger dankte Familie Krause, die mit über 80 Lebensjahren nun als Feldbesichtiger ausgestiegen sind. Norbert Näther wird diese Lücke schließen. Neben Sortenempfehlungen und Infos zur Impfung von Leguminosensaatgut machte insbesondere ein Vortrag zur Perspektive der Phytomedizin deutlich, vor welch großen Herausforderungen die Branche steht.

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In der Uckermark in Brandenburg gibt es den Verdacht von Tierquälerei in einem Milchviehbetrieb. (Symbolbild) (c) Fotolyse/stock.adobe.com

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