Schluss nach nur einem Jahr

Biomilch: Elsterwerdaer Molkerei kündigt

Sylvia Zeidler, Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Spreetal, warb mit ihrem Gesicht auf dem Milchkarton. (c) Heike Mildner
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Drei von vier Milchproduzenten, die mit ihrem Gesicht auf den Milchkartons für die „Bio-Bauern Frischmilch“ warben, werden ab Januar nicht mehr an die Molkerei in Elsterwerda liefern.

Von Heike Mildner

Das Gesicht von Sylvia Zeidler, Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Spreetal, ist seit Herbst vergangenen Jahres überall in Brandenburg auf Biomilch-Kartons einer Molkerei aus Elsterwerda präsent. Mit ihrem Lächeln, mit Namen und Adresse, wirbt sie für die Milch der 320 Genossenschaftskühe, die seit September 2019 in Elsterwerda zu „Bio-Bauern Frischmilch“ verarbeitet wird.  Zum Ende des Jahres wurde der Genossenschaft der Liefervertrag gekündigt.

Biomilch für Elsterwerda: Optimistisch gestartet

Seit September 2019 warben die Milchproduzenten mit ihren Gesichtern auf den Milchkartons.
(c) Werkbild

„Mit dieser Neuprodukt-Einführung legen wir den Grundstein für ein authentisches Bio-Sortiment, das rückverfolgbar bis zum Erzeugerbetrieb ist“, schwärmte Mirco Bastiani, Marketing-Leiter der Andros Gruppe in Deutschland, der die Molkerei gehört, vor einem Dreivierteljahr gegenüber der Presse. „Mit der Bio-Bauern Frischmilch bieten wir dem Einzelhandel in Berlin und Brandenburg eine Neuheit. So können Konsumenten, die zunehmend Wert auf regionale Produkte legen, auch außerhalb der Bio-Fachmärkte Regionalität, Bio-Qualität und volle Authentizität in unserer Produktrange erleben“, so Bastiani. Noch nicht lange her, und doch offenbar Schnee von gestern.

Am 27. Mai ist Sylvia Zeidlers Lächeln verschwunden. Bereits telefonisch angekündigt, liegt an diesem Tag schwarz auf weiß im Briefkasten: die Kündigung des Liefervertrags über zwei Millionen Liter Biomilch jährlich mit der Molkerei in Elsterwerda zum Ende 2020.


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Sylvia Zeidler für eine Reportage der Bauernzeitung im Jahr 2016 (c) Sabine Rübensaat

 „Wir haben gehofft, nach der BMG-Pleite endlich ein Zuhause zu haben, was die Milchabnahme betrifft“, sagt Zeidler. Erst kürzlich – nach bäuerlicher Zeitauffassung – hatte sich die Genossenschaft entschieden, 2,5 Millionen Euro in ­einen neuen Milchviehstall und automatische Melktechnik zu investieren und die 25 Jahre alte Anlage zu erneuern. „Milchviehhaltung gehört hier im Spreewald betriebswirtschaftlich einfach dazu“, sagt Zeidler. Die Betriebsflächen liegen allesamt im Biosphärenreservat Spreewald, seit der Wende setzen die Spreetaler auf Bio. Mit Jahresende ist nun also Schluss mit der Milchlieferung nach Elsterwerda.

„Nach Gesprächen mit Sascha Philipp (Landgut Pretschen) und Ludolf von Maltzan (Ökodorf Brodowin) Ende vergangenen Jahres haben wir beschlossen, unseren Betrieb nach Demeter-Richtlinien zu bewirtschaften“, so Zeidler. Seit März  2020 setzten die Spreetaler Demeter in die Praxis um, ab Januar 2021 möchte Zeidler ihr Gesicht nicht mehr auf den Kartons sehen. Dann geht Milch nach Brodowin.

Fehrower suchen Noch Absatzmöglichkeit

Stall des Fehrower Agrarbetriebs. (c) Sabine Rübensaat

Soweit sind Thomas Miedke und Georg Ludwig vom Fehrower Agrarbetrieb GmbH noch nicht. Jedoch wird auch das Gesicht von Thomas Miedke ab Ende des Jahres nicht mehr auf den Milchkartons sein. Als einem der ältesten Biomilchbetriebe Brandenburgs wurde auch den Fehrowern der Liefervertrag für zwei Millionen Liter Biomilch pro Jahr gekündigt. Der über Naturland zertifizierte Biobetrieb sei noch auf der Suche nach einem neuen Abnehmer, sagt Geschäftsführer Georg Ludwig der Bauernzeitung. Natürlich sei man enttäuscht, gerade weil man eigentlich der Ansicht war, mit Elsterwerda auf Augenhöhe zusammenarbeiten zu können. Klare Gründe für die Kündigung habe es jedoch nicht gegeben, so Ludwig.

Bereits im Dezember 2019 hatte sich die Agrargenossenschaft Münchehofe von ihren 400 Milchkühen getrennt, womit auch das Gesicht von Thomas Heidenreich von den Milchkartons verschwindet. Der Vierte des Biobauern-Frischmilch-Quartetts aus dem Spreewald ist noch im Spiel: Die   Agrargenossenschaft Radensdorf wird auch nach 2020 Biomilch nach Elsterwerda liefern dürfen.

Die Molkerei gehört seit 2012 der ODW Frischprodukte GmbH, die wiederum zur Andros Deutschland GmbH mit Sitz im hessischen Breuberg gehört. Deren Geschäftsführer Tim Schwertner begründete den Schritt gegenüber der Bauernzeitung in einem Statement so: „Die Molkerei muss die Biomilchmenge an den tatsächlichen Bedarf anpassen. Was nicht als Biomilch vermarktet werden kann und als konventionelle an den Markt geht, bedeutet einen gigantischen Verlust für die Molkerei.“