Gurken-Produktion in Golßen: Wie geht es weiter mit dem „Spreewaldhof“?
UPDATE 1.4.: Der Obst- und Gemüseverarbeiter Spreewaldkonserve Golßen GmbH hat Anfang Februar angekündigt, die Produktion am Standort Golßen einstellen zu wollen. Seitdem finden Gespräche und Verhandlungen statt. Wie ist der aktuelle Stand?
Nach der Ankündigung der Spreewaldkonserve Golßen GmbH Anfang Februar die Produktion der Spreewaldgurken in Golßen (Dahme-Spreewald) einzustellen, beschäftigt viele Menschen in der Region die Frage: Was wird aus den 220 Beschäftigten?
Auf Anfrage der Bauernzeitung teilte Pressesprecherin Andrea Steinkamp Anfang April mit, dass „in den vergangenen Wochen intensiv am Sozialplan gearbeitet wurde. Dieser wurde letzte Woche dem Betriebsrat vorgelegt. Seither gab es gemeinsame Gespräche mit der Gewerkschaft, dem Betriebsrat und der Geschäftsführung, um zu dem vorgelegten Plan zu sondieren.“ Dieser Prozess wird voraussichtlich bis Ende April dauern.
Protest-Marsch mit 2000 Lichtern
Am Abend des 26. März demonstrierten rund 350 Menschen mit einem Lichtermarsch in Golßen gegen die Schließung des Standortes. Damit dort nicht die Lichter ausgehen, zeigten sie beim „Protest mit 2000 Lichtern“ ihre Solidarität mit den betroffenen Mitarbeitern. Zuletzt sorgte die Nachricht, dass auch der Hofladen in Golßen geschlossen werden soll, für weitere Bestürzung unter den Beschäftigten.
Nach Angaben des Unternehmens wird es aber Einsparungen geben. Die Golßener Bürgermeisterin Andrea Schulze (Unabhängige Bürgerliste) bewertet es in der „Märkischen Allgemeinen“ jedoch positiv, dass es noch keine verbindlichen Nachrichten gebe.
Unterschriften-Aktion für Gurkenproduktion in Golßen
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft für den Erhalt der Spreewälder Gurkenproduktion in Golßen auf. Um den Erhalt aller Arbeitsplätze zu fordern, hat die NGG mit ihrem „Golßener Weckruf“ bereits 2.544 Unterschriften gesammelt. „Das sind mehr als wir Einwohner von Golßen haben“, so Bürgermeisterin Andrea Schulze.
„Ob in der örtlichen Bäckerei, im Sportverein oder in anderen Betrieben der Ernährungsindustrie: Überall gingen die Unterschriftenlisten herum“, teilte die NGG in einer dpa-Meldung mit. „Die Solidarität mit den Beschäftigten und der Region ist riesig!“
Weitere Gespräche geplant
In den vergangenen Wochen sollte eine vertiefte Analyse der Vor- und Nachteile der Standorte Golßen und Schöneiche erfolgen, um eine finale Entscheidung zu treffen. „Hierbei müssen wir die wirtschaftlichen Aspekte im Auge haben“, hieß es auf Anfrage.
Ein möglicher Sozialplan für die Beschäftigten war Anfang Februar zunächst nicht Gegenstand des Gespräches gewesen, erklärte ein Sprecher des Landkreises Dahme-Spreewald. „Der Landrat, die Bürgermeisterin von Golßen und die Beigeordnete und Dezernentin des Dezernates für Verkehr, Bauen, Umwelt und Wirtschaft setzten sich vehement für den Erhalt der Gurkenproduktion ein“, hieß es auf Anfrage. Dem Unternehmen sei zugesichert worden, in Einzelgesprächen nach Möglichkeiten für eine Unterstützung zur Erhaltung der Produktion in Golßen zu suchen.
Golßen als „Gurkenstadt“
Die Stadt Golßen wird auch als „Gurkenstadt“ bezeichnet. Bürgermeisterin Andrea Schulze hatte gegenüber dem rbb gesagt: „Für die Stadt Golßen ist das ein Schock!“ Zehn Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner seien in dem Werk beschäftigt. „80 Jahre Spreewaldhof Golßen, im Prinzip kennt kein Golßener die Stadt ohne den Spreewaldhof“, so Schulz weiter.
Die Traditionsmarke „Spreewaldhof“ ist mit ihrem Gurkensortiment ein vertrauter Anblick in den Konservenregalen Ostdeutschlands und ganz Deutschlands. Anfang Februar hatte der Obst- und Gemüseverarbeiter Spreewaldkonserve Golßen GmbH eine „strategische Neuausrichtung“ angekündigt. Am Standort Golßen in Brandenburg (Landkreis Dahme-Spreewald) soll demnach die Gurkenproduktion eingestellt werden. Laut einer Mitteilung des Unternehmens werde sich die Produktion ab 2026 auf den Standort Schöneiche (Landkreis Dahme-Spreewald) konzentrieren. Den Standort Golßen will das Unternehmen künftig für die logistische Abwicklung nutzen. Von der Spezialisierung der Standorte sind 220 Arbeitsplätze betroffen. Das Markensortiment bleibt für die Verbraucher unverändert.
Gurkenproduktion: Seit Jahren Verluste
„Wegen der schwierigen Marktbedingungen müssen wir das Geschäft strategisch neu ausrichten.
Die Entscheidung ist uns sehr schwergefallen“, so Geschäftsführer Till Alvermann. „Leider ist dies
jedoch die einzige Möglichkeit, die Zukunft der Spreewaldkonserve zu sichern.“
Seit Jahren schreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben Verluste. Gründe dafür seien eine rückläufige Marktentwicklung, negative Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg sowie gestiegene Energie- und Rohstoffkosten. Mit der Anpassung der Produktionsstrukturen will das Unternehmen die Produktionskapazitäten an die Markterfordernisse anpassen. Dazu gehört auch die Schließung der Gurkenproduktion in Golßen.
Traditionelle Marken bleiben erhalten
In diesem Jahr soll die Gurkenproduktion in Golßen aber noch weiterlaufen. Pressesprecherin Andrea Steinkamp betont auf Anfrage der Bauernzeitung, dass es dem Obst- und Gemüseverarbeiter wichtig sei, durch den Erhalt des Produktionsstandortes in Schöneiche die Traditionsmarken Spreewaldhof und auch Fitini weiterführen zu können. „Dadurch sichern wir den Spreewaldhof langfristig.“
Sozialverträglicher Übergang
Von der Einstellung der Gurkenproduktion in Golßen sind 220 Arbeitsplätze betroffen. Der Übergang soll sozialverträglich gestaltet werden: „Aktuell sind wir mit den Sozialpartnern im engen Austausch, sowie im engen Dialog mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Näheres können wir sicherlich in den kommenden Wochen mitteilen“, so Pressesprecherin Andrea Steinkamp auf Anfrage der Bauernzeitung.
Der Spreewaldhof (Spreewaldkonserve Golßen GmbH) stellt seit fast 80 Jahren Obst-, Gemüse- und Gurkenkonserven her. Seit 2021 gehört das Unternehmen zur französischen ANDROS-Gruppe. Rund 32
verschiedene Obst- und Gemüsesorten verarbeitet das Unternehmen jährlich.

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