Tierheim Märkisch-Buchholz: Wo Hund und Katze auf ein neues Zuhause warten
Hunde, Katzen, Kleintiere und manchmal auch Exoten wie Reptilien werden im Tierheim Märkisch-Buchholz in Brandenburg umsorgt. Doch die Situation ist dort angespannt.
Ein Besuch im Tierheim zaubert auf der einen Seite ein Lächeln ins Gesicht, ob der niedlichen Katzen und Hunde. Auf der anderen Seite stimmt der Anblick auch traurig, denn die Tiere warten auf neue, liebevolle Besitzer. Im brandenburgischen Tierheim Märkisch Buchholz sind es derzeit 37 Katzen, 28 Hunde und acht Kaninchen. Und wie viele Tierheime, ist auch das im Landkreis Dahme-Spreewald an seiner Kapazitätsgrenze. „Wir sind voll“, sagt Vereinsvorsitzender Dr. Burkhard Wendland.
Ist, wie so oft, das Weihnachtsfest daran schuld? „Bisher spüren wir noch keine Auswirkungen. Zudem hatten wir wie andere Tierheime vor Weihnachten einen Vermittlungsstopp, um zu verhindern, dass Tiere unterm Weihnachtsbaum landen und ein paar Tage später wieder bei uns.“
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Tierheim Märkisch-Buchholz: Fundtiere und ihr Schicksal
Den größten Zugang gebe es im Tierheim Märkisch Buchholz im Herbst, wenn es die Städter – Berlin liegt etwa 50 Kilometer entfernt – wieder in ihre Wohnungen zieht. Denn dann werden verwilderte, freilebende Katzen nicht mehr gefüttert, sich selbst überlassen oder im Tierheim abgegeben.
„Doch ein Tierheim ist eine vorübergehende Unterkunft für in Not geratene Tiere. Daher werden die Katzen kastriert, behandelt, gekennzeichnet, registriert und wieder ausgesetzt“, so der Vereinschef, der von vielen, auch skurrilen, Tiergeschichten und -schicksalen berichten kann, die er in der Geschichte des Tierheims, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert, erlebt hat.
Dazu gehört ein Schaf, das als blinder Passagier im Regionalexpress von Cottbus nach Wismar unterwegs war. Oder eine Spinne, die im Urlaubskoffer eingereist war. Aus einem Bungalow musste nachts eine Schlange geborgen werden. Auch der Zoll vom Flughafen Berlin-Brandenburg bringt so manchen illegal eingereisten tierischen Passagier ins Tierheim. Doch das sind Ausnahmen. Die meisten Bewohner des Heims – Hunde und Katzen – sind Fundtiere.
Tierheim: Tiere kennzeichnen und registrieren
Glück ist, wenn das Tier einen Chip hat und bei Tasso oder Findefix, dem kostenlosen Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, registriert ist. Dann kann es schnell wieder in sein Zuhause zurück. So konnten im vergangenen Jahr von 114 aufgefundenen Hunden 78 an die Besitzer zurückgehen. Gibt es weder Chip noch Registrierung, ist das schwierig. „Wir hoffen dann mit einer Fotoveröffentlichung auf Facebook, dass sich der Besitzer meldet.“
In diesem Zusammenhang ärgert sich Dr. Wendland über die Brandenburger Hundehalterverordnung, nach der nur Tiere mit einem Transponder auszustatten sind, die 20 kg wiegen und mindestens 40 cm hoch sind. Die kleinen bleiben auf die Strecke. Daher die Forderung der Tierschützer nach einer Kennzeichnungs- und zentralen Registrierpflicht sowie einer Haftpflichtversicherung für alle Hunde. Auch die Rasseliste müsse abgeschafft werden, weil ein Hund nicht gefährlich ist, nur weil er zu einer bestimmten Rasse gehört. Dr. Wendland setzt nun auf die neue Hundehalterverordnung, die am 1. Juli in Kraft treten soll.
Für Katzen wiederum sollte das Paderborner Modell Schule machen, nach dem freilaufende Haus- und verwilderte Straßenkatzen kastriert und gekennzeichnet werden. „Das würde Zeit und auch Kosten sparen“, so Tierheim-Tierärztin Romy Lehmann, die auch anmerkt, dass Medikamente für die Tiere immer teurer werden und manche Mangelware sind. Problematisch sieht sie auch EU-Verordnungen, nach denen Medikamente, allen voran Antibiotika, bei bestimmten Tieren nicht mehr angewendet werden dürfen.
Das Tier als Konsumware
Doch Verordnungen sind das eine, Sachkenntnis das andere. Und die fehlt so manchem Tierbesitzer. So wurden zur Coronazeit Welpen angeschafft, weil man mit einem Hund spazieren gehen durfte, erzählt Burkhard Wendland. Doch nach zwei, drei Jahren seien sie in der Pubertät und aufmüpfig, weil sie wie Babys oder Kleinkinder behandelt worden seien. Das Ende vom Lied: Der Besitzer kommt dann mit dem Tier nicht mehr klar und bringt es ins Tierheim.
Auch vom illegalen Welpenimport – sei es der Kauf eines Tieres aus dem Kofferraum auf einem Parkplatz oder aus dem Internet – hält er absolut gar nichts und nennt dieses Konsumverhalten Amazon-Mentalität. Der Wunsch nach einem Tier werde erfüllt. Und wenn es nicht gefällt, gibt man es halt wieder ab. Und ist der Tierverkäufer nicht mehr auffindbar, ist das Tierheim die nächste Adresse.
Tiervermittlung: Tierliebhaber mit Sachkenntnis
Klar, gegen fehlende Verantwortung helfe Aufklärung. Doch Wendland weiß auch, dass das in der Praxis leider eher schlecht funktioniert. Doch zu sehr schwarz malen mag er nicht. Denn es gebe viele Tierliebhaber mit Sachkenntnis, die bereit sind, Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Das werde auch bei einer Vermittlung genau geprüft. Zudem gebe es nach einer Vermittlung stichprobenartige Überprüfungen. Allerdings werde es immer schwieriger, als gefährlich geltende Hunde zu vermitteln, so der Veterinärmediziner, der auch darauf verweist, dass es weitere Herausforderungen zu meistern gilt. Die Aufnahme von Tieren sei begrenzt, es mangle an Personal. Die Belastungen für die Mitarbeiter seien hoch. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie, Heizung, Treibstoff.
Tierheim Märkisch-Buchholz: Blick in die über 30-jährige Geschichte
Doch der Verein hat in seiner Geschichte, die 1991 beginnt, schon viele Herausforderungen meistern müssen. Begonnen hat alles mit der Idee, einen Tierschutzverein zu gründen“, erzählt der Veterinärmediziner, der an der Humboldt-Uni studierte, in einer Tierarztpraxis gearbeitet hat und nach der Wende selbstständig war. Gesagt, getan. Doch bald wurde der Platz auf dem eigenen Grundstück für Tiere, die von den Ordnungsämtern – bei denen gefundene Tiere übrigens immer zuerst gemeldet werden müssen – gebracht wurden, zu eng. Eine Lösung musste her.
Und die fand sich in einer ehemaligen DDR-Grenztruppen-Funkstation mitten im Wald. Allerdings war das etwa fünf Hektar große Gelände in einem ruinösen Zustand. Aus den Gebäuden waren Fenster und Kabel rausgerissen, Sanitäranlagen zerstört. 70 Autobatterien, ein großes Dieselaggregat und drei Funktürme á 30 m hoch mussten beseitigt werden. Doch viele helfende Hände packten mit an, und am 1. Juli 1994 konnte das Tierheim eröffnet werden – mit 14 Hunden, aber ohne Strom und Wasser. „Die örtliche Feuerwehr hat uns zum Glück täglich mit Wasser versorgt“, erinnert sich Dr. Wendland und verweist dankend auch auf die ehren amtlichen Helfer und AMB-Kräfte, die das Tierheim peu à peu mit aufgebaut haben.
Im Jahr 2000 konnte das Vermittlungsgebäude fertig gestellt werden, 2006 das Quarantänegebäude und 2022 das neue Gebäude für Hunde, Katzen und Kleintiere.
Helfende Hände und Spenden
Inzwischen zählt der Tierschutzverein Königs-Wusterhausen 273 Mitglieder, das Tierheim zehn festangestellte Mitarbeiter und eine Auszubildende, die in drei Jahren zur Tierpflegerin für Haus-und Heimtiere ausgebildet wird. Ein beliebter Beruf, denn jedes Jahr gibt es im Tierheim an die zwölf Bewerbungen. Und natürlich gibt es auch engagierte Ehrenamtliche, die mit den Hunden spazieren gehen und bei der Pflege helfen. Auch die Spendenbereitschaft – von Futter über Decken, Besen bis hin zu Geld – ist groß. „Ohne Spenden könnten wir das Heim nicht betreiben“, so der Vereinsvorsitzende. Denn der Obolus, den die Ämter für die Betreuung der Fundtiere zahlen, reiche bei Weitem nicht aus.
Und dank etlicher Sponsoren konnte im vergangenen Jahr auch ein zweites Tierheimauto angeschafft werden. Nicht zu vergessen sind Veranstaltungen wie das jährliche Weihnachtsfest für Tiere, bei dem viele Spenden zusammenkommen.
Weitere Infos: tierschutzverein-kw.de
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