Training für die Bullen-Auktion: Wie das Führigmachen gelingt
Vom Stall in den Auktionsring: In der Uckermark (Brandenburg) bereitet Züchter Marcus Fritz von der Agrar GmbH Biesen seine Fleischrinder auf die RBB-Bullenauktion in Groß Kreutz vor. Welche Rolle dabei Vertrauen und Erfahrung spielen:
Bereit für die nächste Trainingsrunde? Marcus Fritz führt den Uckermärker Bullen Tarek PP ganz langsam aus dem Stall ins Freie, gefolgt von Klaus Ludewig mit dem Herefordbullen Theo PS. Dritter im Bunde ist Sebastian Pieler mit dem Bullen Howard PP, ein ebenfalls sehr imposanter Vererber der Rasse Uckermärker.
Wie die Agrar GmbH Biesen ihre Zuchttiere auf die RBB-Bullenauktion vorbereitet
Das Trio absolviert nun ein ausgiebiges Programm auf der Grünfläche vor dem Stall, dreht Runde um Runde. Die bis zu einer dreiviertel Tonne schweren Krausköpfe, die allesamt einen bemerkenswerten Relativzuchtwert Fleisch von bis zu 120 aufweisen, stapfen gemächlich über den Rasen, als ob sie das schon immer getan hätten. Nur gelegentlich bleibt einer von ihnen für einen kurzen Moment stehen. Und weiter geht’s, ohne großes Zureden. Ein eingespieltes Team, oder? Er sei selbst ein bisschen überrascht, gesteht Marcus Fritz, dass das so gut funktioniert. „Wir haben ja erst gestern damit begonnen.“

Die Bullen führig machen, so nennen Züchter die Übung an diesem kalten Wintertag auf dem Gelände der Agrar GmbH Biesen. Denn wenn am 4. März im Brandenburger Rindermarkt in Groß Kreutz die nächste RBB-Bullenauktion stattfindet, wird der renommierte Zuchtbetrieb aus der Prignitz traditionell mit mehreren Vererbern dabei sein.
Die Versteigerung vor großem Publikum mit dazugehöriger Geräuschkulisse will langfristig vorbereitet sein, damit sich die Tiere nicht erschrecken, erklärt Marcus Fritz. „Deswegen trainieren wir das schon vier Wochen vorher, meist täglich.“
Online-Teilnahme bei Hybridauktion in Groß Kreutz
Für den im Betrieb für die Fleischrindzucht Verantwortlichen, der eigenhändig die Bullen präsentieren wird, ist die RBB-Bullenauktion mehr Kür als Pflicht. Denn er tut das schon seit 20 Jahren, war vor seiner Zeit in Biesen bereits auf Auktionen im Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz. Doch die Atmosphäre im Brandenburger Rindermarkt sei schon etwas Besonderes. „Ich freue mich schon darauf, wieder Züchter zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Es ist zugleich ein wichtiger Gradmesser, wo wir mit unserer Zucht stehen.“
Es handelt sich diesmal wieder um eine sogenannte Hybridauktion, das heißt potenzielle Interessenten müssen nicht vor Ort sein, sondern können sich per Livestream ein Bild von den aufgetriebenen Bullen machen und sie bei Bedarf auch online ersteigern.

© Wolfgang Herklotz
Der richtige Umgang mit Zuchtbullen: Vertrauen und Gewöhnung als Schlüssel zum Erfolg
Natürlich sei die Kamera, die jede Bewegung der Tiere bei der RBB-Bullenauktion verfolgt, ein weiterer Stressfaktor für die Tiere, betont Marcus Fritz. „Deshalb ist es so wichtig, dass sie vorab ein Vertrauensverhältnis zum Züchter aufgebaut haben und seine Nähe als ein Stück Sicherheit empfinden.“
Wie der gelernte Landwirt weiter erklärt, sind die Trainingsrunden, die derzeit laufen, nur ein Teil der Vorbereitung. Eine wichtige Voraussetzung besteht darin, die Bullen zunächst an für sie fremde Dinge wie den Halfterstrick heranzuführen. Dieser wird über den Körper gelegt und später dann um den Kopf, denn darauf reagiert der Bulle sehr sensibel. „Er mag es gar nicht, wenn die Enden herunterbaumeln und sich bewegen.“ Marcus Fritz erinnert sich schmunzelnd an eine Präsentation auf der Landwirtschaftsausstellung MeLa in Mühlengeez, wo plötzlich Wind aufkam und seine Verbandskrawatte etwas flattern ließ. „Aber ich konnte den Bullen schnell beruhigen.“
Erfolgreiche Fleischrinderzucht in Biesen: Genetik, Erfahrung und ein besonderes Händchen
Ganz offensichtlich hat der 39-Jährige gebürtige Mecklenburger ein besonderes Händchen für den richtigen Umgang mit den Schwergewichten und natürlich den berühmten züchterischen Blick. Denn schon bei der Anpaarung wird genau darauf geachtet, dass jene Vererber zum Einsatz kommen, die besonders gutmütig sind und sich schon auf Auktionen und Schauen problemlos führen ließen.
Dann braucht es aber auch das geeignete Muttertier dazu, oder? Das sei richtig, erklärt Marcus Fritz. „Deshalb achte ich beim Zusammenstellen der jeweils 30-köpfigen Herde darauf, dass die geeigneten weiblichen Tiere mit dem Bullen zusammenkommen, der die besten Eigenschaften aufweist.“
Irrtümer sind nicht ausgeschlossen, doch der Erfolg gibt dem Biesener Betrieb recht. Seit vielen Jahren schon betreibt er eine erfolgreiche Zucht und hat sich nicht nur bei Bullenauktionen einen Namen gemacht.
Auch die weiblichen Tiere sind in Züchterkreisen begehrt, immerhin werden im Herdbuch 30 Herefordkühe und 135 Kühe der Rasse Uckermärker geführt. Diese Rasse, eine Kreuzung aus Charolais und Fleckvieh, erfreut sich seit geraumer Zeit eines immens gestiegenen Zuspruchs.

© Wolfgang Herklotz
Beachtliche Zunahmen bei Biesener Bullen
Seit über 30 Jahren sind die Uckermärker als eigenständige Rasse anerkannt. Die Tiere sind sehr genügsam und kommen mit den sandigen Böden Brandenburgs bestens zurecht. Im Schnitt stehen die Bullen aus Biesen laut Eigenleistungsprüfung für Tageszunahmen von 1.400 g, die besten kommen sogar auf 2.000 g und mehr. Er wiege die männlichen Kälber gern auch zwischendurch, um zu sehen, ob sich aus dem Futter noch mehr herausholen lasse, erklärt Marcus Fritz.
Auktionsvorbereitung im Detail: Vom Halfterstrick bis zum Hänger
Doch zurück zum Thema Führigmachen der Bullen. Wenn sich die Vererber an den Halfterstrick gewöhnt haben und der Nasenring eingezogen ist, werden die ersten gemeinsamen Gehübungen absolviert, erst im Stall im gewohntem Umfeld, später vergrößert sich der Aktionskreis und es geht auf die Freifläche.
Wenn das ohne größere Probleme funktioniert, werden die Tiere einem weiteren Test unterzogen und mit lauter Musik konfrontiert. Schließlich muss auch noch das Aufsteigen auf den Hänger geprobt werden. Erst wenn das alles ohne Zwischenfälle über die Bühne geht, steht einer Beschickung der Auktion in Groß Kreutz nichts mehr im Wege.
RBB-Bullenauktion in Groß Kreutz: Erwartungen, Ziele und neue Genetik im Blick
Dieses Mal wird der Betrieb mit neun Bullen vertreten sein, die Erwartungen sind dementsprechend groß. Immerhin erzielte Bulle Samori Pp vor einigen Jahren in Groß Kreutz einen stolzen Preis von 9.500 Euro. Marcus Fritz winkt ab. „Wir setzen uns nicht vorher unter Druck, sehen dem ganz gelassen entgegen, was kommt. Hauptsache, wir haben vorher unsere Hausaufgaben gemacht und alle Tiere auf den Punkt gut vorbereitet.“
Der Fleischrinderzüchter aus der Nähe von Wittstock/Dosse will die Gelegenheit zugleich nutzen, um sich einen Überblick über die in Groß Kreutz aufgetriebenen Tiere zu verschaffen. Denn es handelt sich schließlich um 71 Zuchtbullen aus sechs verschiedenen Rassen, doch fast die Hälfte davon sind Uckermärker. „Mich interessiert besonders die neue Genetik, die für einen weiteren Zuchtfortschritt steht.“ Womöglich kann der Biesener sogar selbst einen prächtigen Vererber aus anderer Zucht ersteigern, um dann zugleich die obligatorische Flasche „Bullenschuss“ einzuheimsen, wenn das Gebot eine bestimmte Summe erreicht hat. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz im Brandenburger Rindermarkt Groß Kreutz.

© Sabine Rübensaat
Die Kunst der Bullenpräsentation: Souveränität im Auktionsring
Doch viel wichtiger sei, dass seine Tiere auf der RBB-Bullenauktion Zuspruch finden, gesteht Marcus Fritz. „Wenn sie so souverän durch den Auktionsring marschieren, wie heute hier vor der Bauernzeitung, bin ich mehr als zufrieden!“

Unsere Top-Themen
- Schwerpunkt Grünland
- Düngung mit Luftbildern
- Kalkulation der Pacht
- Märkte und Preise
Informiert sein

Fachliche Qualität – jetzt digital mit dem gratis Upgrade!
Sie sind bereits Abonnent:in der gedruckten Bauernzeitung und möchten die aktuelle Ausgabe zusätzlich auf Ihrem Smartphone, Tablet oder in der Browseransicht lesen? Erweitern Sie einfach Ihr Abonnement:
- Jetzt ein Jahr kostenlos upgraden
- Zuverlässig donnerstags lesen
- Offline-Modus: E-Paper auch ohne Internetzugang lesen
- Lesemodus nutzen, Artikel speichern, Suchfunktion
- Zugriff auf das Ausgaben-Archiv
Die Bauernzeitung jetzt digital lesen – immer und überall!