Gezielter Biss in die Kehle

Wölfe in Brandenburg: Rudel tötet 10 Damwild-Tiere in Paulinaue

Zehn Tiere, darunter Zuchthirsch Guram (oben) und tragende Damhirschkühe, wurden von Wölfen gerissen. © Axel Behrendt
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In einem Wildgatter bei Paulinenaue im Havelland wurden zehn Damwild-Tiere getötet. Dass es Wölfe waren, hat am Montag (12.2.) das Amt bestätigt. Zum Untergrabungsschutz gibt es noch Unklarheiten.

Von Heike Mildner

Wieder haben Wölfe ihre Chance genutzt. In einem etwa vier Hektar großen Damwild-Gatter bei Paulinenaue im Havelland töteten sie zehn der 30 Tiere, darunter den Zuchthirsch und tragende Damwildkühe. Dass es diesmal wirklich Wölfe gewesen sein müssen, bestätigte Thomas Frey vom Landesamt für Umwelt (LfU) am Montagnachmittag (12.2.) der Bauernzeitung: „Der von uns beauftragte Rissgutachter hat den Wolf als wahrscheinlichen Verursacher bestätigt.“

Dem Rest der Einschätzung des LfU widerspricht Wildtierhalter Yevgeniy Elsaesser allerdings vehement. Dem LfU zufolge habe der Wolf durch Untergrabung in das Gatter gelangen können. „Dem Zaun fehlte ein Untergrabeschutz. Da das Damwildgatter somit bezüglich des Herdenschutzes den für einen Schadensausgleich erforderlichen Mindestschutz nicht erfüllt, kann ein Schadensausgleichsverfahren für den betroffenen Tierhalter nicht eingeleitet werden“, teilte das LfU mit.

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Wölfe in Brandenburg: Stromführende Litze

Elsässer hingegen sagt, der Rissgutachter habe die stromführende Litze, die vorschriftsgemäß 20 Zentimeter über dem Boden angebracht sei, offenbar vergessen zu fotografieren. Bereits im Oktober 2020 seien ihm bei Wolfsangriffen Damwild und ein Alpaka getötet worden, so Elsässer. Diese seien ihm entschädigt worden, und die Bedingungen beim aktuellen Vorfall seien gleich.

Dr. Axel Behrendt sieht das ähnlich. Er ist nicht nur Vorsitzender und Geschäftsführer des Landesverbandes für landwirtschaftliche Wildhaltung Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern, sondern wohnt auch noch in der Nähe und war gleich zur Stelle, als Elsässer, der Mitglied in seinem Verband ist, ihn darum bat. Sie hätten ein eindeutiges Bild vorgefunden, so Behrendt.

Zahlreiche Fährten von Wölfen um das Gehege

Wolfsfährte in Brandenburg
Wolfsfährte in Brandenburg. © Axel Behrendt

„Es gab zahlreiche Wolfsfährten im und um das Gehege. Die Rissbilder an den Damtieren waren auch wolfstypisch: Alle Tiere wurden mit gezielten Kehlbissen getötet und dann meist von hinten angefressen bzw. ganz aufgerissen und sogar starke Knochen durgebissen.“ 

Der Schutz der Tiere im Gatter sei nicht einfach, sagt Behrendt. Vor Jahren sei für Wildhalter noch vorgeschrieben worden, zwei-, drei- und vierreihige Hecken anzulegen, damit das Wild in Zaunnähe Deckung suchen könne. Bei Bestandsgehegen seien nun die Wurzeln im Weg, wenn ein Untergrabungsschutz angelegt werden soll.

Der Zaun muss dafür einen halben Meter in die Erde eingegraben werden oder umgeknickt einen Meter auf der Außenseite den Boden bedecken und dann einwachsen. Alternativ dazu sei es möglich, eine stromführende Litze 20 Zentimeter über dem Boden entlang zu führen, und die habe Elsässer gehabt, so Behrendt auf Nachfrage der Bauernzeitung.

Vom Wolf gerissene Damhirsch-Kühe in Paulinenaue
Zehn Tiere, darunter tragende Damhirsch-Kühe, wurden von Wölfen gerissen. © Axel Behrendt
Vom Wolf zerfetztes Damwild in Brandenburg
Vom Wolf zerfetztes Damwild. © Axel Behrendt

Damwild-Tiere: Schutz ist schwierig

„Die Wölfe ruinieren meine Existenz“, sagt Elsässer, der u. a. Wildtiere für Wiederansiedlungsprojekte züchtet und handelt und so einen Moment nicht wieder erleben möchte. Seine Tochter habe bitterlich geweint, weil auch ihr Lieblingstier, eine weiße Damhirschkuh, blutüberströmt im Gras lag. „Man hängt ja an seinen Tieren“, sagt Elsässer, der jeden Morgen Angst hat, dass die Wölfe wieder zugeschlagen haben.

Wolfsriss Zuchthirsch in Paulinenaue
Dr. Axel Behrendt war vor Ort. © Axel Behrendt

Er ist sich mit Behrendt einig, dass es so nicht weitergehen kann, dass Wölfe in Deutschland und besonders im wolfsreichen Brandenburg in naher Zukunft planmäßig bejagt werden müssen, wie es in anderen europäischen Ländern bereits gängige Praxis ist.

„Die wenigen Ausnahmegenehmigungen in Deutschland und Herdenschutz allein reichen bei der starken Vermehrungsrate der Wölfe nicht aus, um Tierhalter und ihr liebes Vieh ausreichend zu schützen“, ist Behrendt überzeugt. Zu Recht würden die Betroffenen in Deutschland von Politikversagen sprechen.

Herdenschutz: Fortsetzung folgt?

Im Falle Elsässer teilte das LfU am Montag mit, der Tierhalter könne Präventionsmaßnahmen zur wolfsabweisenden Aufrüstung seines Zaunes in Anspruch nehmen, um zukünftige Risse zu verhindern. Die Sache werde sich sicher aufklären, ist Elsässer überzeugt.

Das LfU verwies am Dienstag (13.2.) auf den hohen Krankenstand in der Behörde. Die Prüfung werde vorgenommen, sobald die Erkrankten wieder im Dienst sind, hieß es vonseiten des Amtes.

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Die Wolfspopulation entwickelt sich in Deutschland seit Jahren rasant nach oben. Politisch eingreifen will die Regierung bislang nur bei „Problemwölfen“. (c) IMAGO/Blickwinkel

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