Zwei Landschaftspflegepreise gehen nach Brandenburg

Klimawirt Sebastian Petri (l.) im Gespräch mit Carolin Priefert (DVL). (c) DVL
Artikel teilen

Der Deutsche Landschaftspflegepreis würdigt herausragende Leistungen zum Erhalt und Entwicklung von Kulturlandschaften und wird jährlich verliehen. Zwei Projekte und zwei Personen wurden 2020 ausgezeichnet, die jeweils ersten Preise gingen nach Brandenburg.

Der erster Preis in der Kategorie „Innovative Projekte“ geht an die Agrargenossenschaft Groß Machnow (Teltow-Fläming) für die Kompensationsmaßnahme Zülowniederung. In der Begründung heißt es: „Dieses Projekt stellt die größte zusammenhängende Kompensationsmaßnahme für den Bau des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg International BER dar. Ein Großteil der Projektmaßnahmen findet auf Ackerflächen in Kooperation mit der Landwirtschaft statt. Die Agrargenossenschaft Groß Machnow hat dabei gezeigt, wie produktions- bzw. nutzungsintegrierte Kompensationsmaßnahmen organisiert und umgesetzt werden können, aber auch wie sie naturschutzfachlich wirken.“

Auf einer Fläche von ca. 1.000 ha seien beispielsweise Ackerrand- und Mittelstreifen angelegt und die maximale Anbaufläche auf 25 ha pro Frucht reduziert worden. Feuchtwiesen, Biotope, Hecken und Wildkräuterstreifen seien entstanden. „Auf großer Fläche und innerhalb eines großen Betriebs zeigt sich das gewollte Bündnis von Mensch und Natur. Hier kommen Landnutzung, Naturschutz und Ver-waltung/Politik tatsächlich an einen Tisch und schaffen praktikable Lösungen und für alle Beteiligten annehmbare Kompromisse“, heißt es in der Begründung weiter. Als Nebeneffekt entstehe für die anliegenden Bewohnerinnen und Bewohner ein zusammenhängendes Naherholungsgebiet zur Freizeitnutzung.

Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Groß Machnow in Brandenburg, Jürgen Zimmermann. (c) DVL

Der zweite Projektpreis ging in die LEADER-Region Eifel. Das von 2017 bis 2020 umgesetzte Projekt „Dorf.Bio.Top!“ gab einen Anstoß zur Gründung diverser Initiativen zum Erhalt der dörflichen Artenvielfalt.

Landschaftspflegepreis für Moorschonende Stauhaltung im rhinluch

Der erste Preis in der Kategorie „Engagierte Personen“ ging an Sebastian Petri, Landwirt auf dem Moorhofer Grünlandhof in Kremmen (Landkreis Oberhavel). Er lässt seine Flächen mit angehobenem Wasserstand bereits seit einigen Jahren von Wasserbüffeln beweiden. Auch am Programm Moorschonende Stauhaltung des Landes nimmt er teil. Auf nasseren Flächen kommen spezielle Maschinen zum Einsatz, sogenannte Moorraupen. Petri ist mittlerweile ein versierter Berater, wenn es um diese angepasste Erntetechnik von Moorbiomasse geht. Petri unterstützt den LFV Oberes Rhinluch regelmäßig bei der Mahd und Freistellung von naturschutzfachlich wichtigen Amphibiengewässern. Er sucht außerdem nach Lösungen, wie die Biomasse der Niedermoore energetisch für die regionale Kreislaufwirtschaft genutzt werden kann.

In der Begründu8ng zur Preisvergabe heißt es: „Der Junglandwirt bewirtschaftet ehemals entwässerte Moore bei wieder angehobenen, grundwassernahen und moorschonenden Wasserständen von 10-30 cm unter Flur im Rhinluch in Brandenburg. Dafür nutzt er zum Teil selbst umgebaute, innovative Technik zur Bewirtschaftung der nassen Moore.

NEUES BERUFSBILD: „MOOR-KLIMAWIRT“

Der Moor-Klimawirt, wie der DVL nun das Berufsbild von Landwirtinnen und Landwirten wie Sebastian Petri definiert hat, berät zu und wirbt für hohe Grundwasserstände und den aus Klimasicht notwendigen Erhalt und die Wiederherstellung von Mooren als CO2- und Wasserspeicher. Der Halter einer 28-köpfigen Wasserbüffelherde arbeitet und verfolgt eigenverantwortlich mögliche und oft auch noch unbekannte Lösungsansätze zur Verwertung feuchter Niedermoorbiomasse. Er sucht gezielt den offenen Austausch und die langfristige Zusammenarbeit mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik, der Gemeindevertretung und auch Skeptikern einer nassen Moornutzung.“

Der zweite Preis ging an Dieter Haag, dessen 300 – 400 Schafen und Ziegen ca. 50 ha Landschaftspflegeflächen beweiden. Hierbei handelt es sich um ehemalige Weinbergslagen entlang des Kochertals im Nordosten Baden-Württembergs. Meist handelt es sich um steilste Hanglagen mit enormem Gehölzdruck. Dies stellt eine große Herausforderung im Hinblick auf Herdenbetreuung und Weidenachpflege dar und fordert von der gesamten Familie ein überdurchschnittliches Engagement, das auch Fördermittel nicht vollumfänglich auszugleichen vermögen.

Kurzfilme zu den Preisträgern ab Mitte Januar

Die Gewinnerinnen und Gewinner wurden anhand eines Bewertungsbogens ermittelt, der von den Vorständen und dem Fachbeirat des DVL aus ganz Deutschland ausgefüllt wurde. Coronabedingt konnte der Deutsche Landschaftspflegepreis 2020 nicht wie üblich im Rahmen des Deutschen Landschaftspflegetages verliehen werden. „Um die Gewinnerinnen und Gewinner und deren Engagement auch in diesem Jahr entsprechend zu würdigen, haben wir Kurzfilme über die Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger gedreht. Diese können ab Mitte Januar hier abgerufen werden“, heißt es vonseiten des DVL. (mil)