ASP: Das Schlimmste befürchtet

Symbolfoto/Montage (c) Sabine Rübensaat
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In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin warnen die Verbände der ostdeutschen Schweinehalter vor einem katastrophalen ASP-Verlauf. Ihr Vorwurf: Bislang versagen die politischen Akteure. 

Die fünf Interessenverbände der schweinehaltenden Landwirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern befürchten einen katastrophalen Verlauf der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland. In einem am Dienstag veröffentlichten Brief fordern sie Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die ASP-Bekämpfung zur „Chefsache“ zu machen, um für eine funktionierende Koordination und die schnelle Auslöschung (Eradikation) der Seuche zu sorgen. 

„Katastrophe nimmt unvermindert ihren Lauf“

„Die politischen Akteure in Brandenburg und Sachsen sind bei der Bekämpfung der Tierseuche weitgehend erfolglos“, geben die Verfasser ihren Eindruck in dem Schreiben wieder. Sie belegen ihn mit neuen Kadaverfunden, weiteren Restriktionsgebiete sowie nicht fertig werdenden Zäunen. „Von einer Seucheneradikation kann keine Rede sein, im Gegenteil: Die Katastrophe nimmt unvermindert ihren Lauf“, heißt es. Weder würden die Ursachen behoben noch die Auswirkungen angemessen beseitigt.  

Ausdrücklich kritisiert wird das Land Brandenburg. Es unterbinde „zum Entsetzen vieler Veterinäre und Tierseuchenexperten“ nicht einmal die für eine ASP-Virusübertragung auf Nutztierbestände gefahrvolle Freilandhaltung in den Restriktionsgebieten. Angeführt wird ein Fall, in dem eine seit fünf Monaten bestehende behördliche Verfügung ignoriert werde. Indem die Verwaltungen dies tolerierten, würden sie selbst die Schweinepestverordnung brechen.  


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Viele Betriebe vor dem Aus

Unterzeichner des offenen Briefes zum ASP-Verlauf sind die Vertreter der Interessengemeinschaften der Schweinehalter (IGS) Brandenburg, Sachsen und Thüringen sowie des Schweinewirtschaftsverbandes Sachsen-Anhalt und des Fachausschusses der Schweinehalter im Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern. Sie verweisen auf die dramatischen wirtschaftlichen Folgen, die ein Überspringen der Seuche auf Bestände von Hausschweinen hätte. „Etliche landwirtschaftliche Betriebe mussten wegen der Folgen der ASP schon aufgeben, viele weitere stehen vor dem Ruin“, mahnen sie. Außerdem fordern die Verfasser „klare Entscheidungen“ für den Acker- und Sonderkulturanbau, wie es mit den Betretungs- und Bewirtschaftungsverboten in den Restriktionsgebieten weitergeht.  

Länder wie Tschechien, Belgien und Frankreich hätten Ausbrüche mit Technik, Personal, Mut und unkonventionellen Mitteln unter Kontrolle gebracht und ihre Territorien geschützt – und beobachteten nun kritisch, ob Deutschland die Afrikanische Schweinepest bewältige. Vergeblich mahnten die Schweinehalter seit Monaten, den Zaunbau zu beschleunigen und die Seuche auszulöschen. „Der Bund verweist an die Länder, die Länder verweisen an die Landkreise, die Kreisverwaltungen haben nicht die nötigen finanziellen Mittel.“ Bis heute sei kein schlüssiges Eradikationskonzept veröffentlicht worden. Das von den Verbänden selbst entwickelte Konzept sei bei den zuständigen Stellen auf taube Ohren gestoßen. 

„Wenn die erforderlichen Maßnahmen weiter ausbleiben, muss sich Europa auf ein weit verbreitetes endemisches Schweinepest-Geschehen in seiner größten Volkswirtschaft einstellen“, machen die Verfasser in ihrem Brief an die Kanzlerin deutlich, um mit dem Satz zu schließen: „Wir bitten Sie dringend um Ihre Hilfe.“ red