Brandenburg

Kinderbetreuung während Corona: Besonnen durch die Krise

(c) imago images / Kirchner-Media
Coronavirus
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Schulen und Kindergärten sind dicht, gearbeitet werden soll trotzdem. In einem Agrarbetrieb im brandenburgischen Liebenwalde begegnet man dieser Herausforderung allerdings mit Flexibilität.

Von Heike Mildner

Die Anzahl der an Covid-19 Erkrankten wächst täglich – auch in Brandenburg. Donnerstagfrüh (19. März) waren es 187 vom Brandenburger Gesundheitsministerium bestätigte Fälle. Wie im Rest der Welt setzt man darauf, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Auf Grundlage der Corona-Verordnung sind seit Mittwoch Schulen und Kindergärten geschlossen. Kinder von Beschäftigten der Land- und Ernährungswirtschaft kommen in Brandenburg für eine Notbetreuung infrage – vorausgesetzt, beide Sorgeberechtigten sind in den sogenannten kritischen Infrastrukturen tätig.

Anja Schiemann, Geschäftsführerin der Liebenwalder Agrar GmbH (c) privat

Für Anja Schiemann wäre eine Not-Kinderbetreuung während Corona keine Option: Die Geschäftsführerin der Liebenwalder Agrar GmbH setzt bei der Corona-Kinderbetreuung vor allem auf Flexibilität – ihre eigene und die ihrer 28 Mitarbeiter. Die Liebenwalder bewirtschaften 1.700 ha,  davon 550 ha konventionell und 1.150  ha ökologisch, 300 Milchkühe plus Jungrinderaufzucht für die Biomilchproduktion und rund 100 Mutterkühe,  eine Biogasanlage mit 902 kW und 70 Wohnungen.

Vor allem wegen der Wohnungsvermietung herrschte vor Kurzem noch reges Treiben in der Geschäftsstelle. „So um die 20 Menschen am Tag gingen hier täglich ein und aus“, erzählt Anja Schliemann am Telefon. Seit Freitag, dem 13. März, ist der Besucherverkehr auf das Nötigste beschränkt. Das Büro ist mit einer Person besetzt, die Mietangelegenheiten werden online und telefonisch bearbeitet. Auch Ralph Wittwer, Geschäftsführer der Bauernverbände Oberhavel und Barnim, der hier ein Büro angemietet hat, arbeitet seitdem von zu Hause aus.

Junges Team mit vielen Kleinkindern

Von der Schließung der Schulen und Kindergärten sind im Betrieb fünf Mitarbeiter mit insgesamt acht Kleinkindern betroffen. Eins der Kinder ist chronisch krank und muss rund um die Uhr betreut werden.„Sie haben vielleicht neulich von der Zwei-Millionen-Euro-Spritze gehört. Der Vater des Kindes arbeitet bei uns im Betrieb und hat seinen Schlepper quasi vor der Haustür stehen“, sagt Anja Schiemann. Flexibler geht es nicht. Die Zweijährige bekam im Februar nach Gerichtsbeschluss ein Medikament gegen spinale Muskelatrophie, das als das teuerste der Welt gilt. Dass hier größte Vorsicht geboten ist, liegt auf der Hand.

Doch auch die anderen Eltern wollen ihre Kinder in diesen Zeiten zu Hause betreuen. Vertrauensvolles Miteinander der Kollegen untereinander sowie mit deren Partnern und den Chefs der Partner sind Grundlage für flexibel gestaltete und teils verkürzte Arbeitszeiten. „Dem Acker ist egal, wann er gedüngt wird“, kommentiert Anja Schiemann. Zusätzlich hat sie zwei ehemalige Traktoristen, die jetzt Rentner sind, als Minijobber ins Boot holen können. Und da die Auszubildende keine Berufsschule hat, kann sie auch voll mit eingeplant werden.

Damit die Tierversorgung besser abgesichert ist, habe man Mitarbeiter der Pflanzenproduktion drei Tage beim Füttern und Melken mitlaufen lassen, damit sie gegebenenfalls einspringen können. Außerdem halten die Mitarbeiter, wenn möglich, einen Abstand von ein bis zwei Meter zueinander ein – außer beim Melken. Absprachen finden nur noch draußen auf dem Hof statt, fasst Schiemann zusammen. Im Betrieb gilt dasselbe wie in der Gesellschaft: Oberstes Ziel ist es, dass möglichst wenige Mitarbeiter gleichzeitig ausfallen.

Kinderbetreuung während Corona: Landwirte müssen von Haus aus flexibel sein

„Landwirte müssen von Haus aus flexibel sein“, sagt Anja Schiemann. Die ganze Sache habe auch Vorteile: Zum Beispiel die Dieselpreise. Und mehr Zeit mit den Kindern. Sie selbst hat Zwillinge im Grundschulalter, ihr Mann arbeitet in Schicht, häufig auch am Wochenende. „Die Zwillinge sind seit zwei Wochen krank, wir haben uns daher schon an einen Betreuungsrhythmus gewöhnt, und alle sind sehr entspannt dabei“, sagt sie. Ihre beiden älteren Kinder (14 und 18) kommen hinzu, wenn die Schulen und Einrichtungen schließen. „Die können dann bei der Betreuung der Jüngeren helfen.“


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