Rinderzucht in der Altmark

Die Quereinsteiger

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Als Vater-Sohn-GbR führen Heinz und Mayk Kopecki einen Rinderzuchtbetrieb in der östlichen Altmark. Der eine ist Schlosser, der andere Maurer. Vor 15 Jahren wagten sie den Start in die Land- und Tierwirtschaft. Ein klassischer Quereinstieg also, der längst auch von Erfolg gekrönt ist.

Von Sabrina Gorges (Text und Fotos)

Fragt man Mayk Kopecki nach seinem Geburtsort und ob er denn ein Altmärker sei, huscht ein Grinsen über sein Gesicht. „Berlin“, sagt er. „Hauptstadtkind. Aber nur eigentlich.“ Und sein Vater Heinz ergänzt mit Blick auf die Familienvergangenheit: „Wir hatten da mal so eine Großstadtphase.“ Beide lachen und lassen die Blicke durch den Stall schweifen, wo Bullen, Kälber, Färsen und Mutterkühe mit aufgehäufter Silage im Futtergang beschäftigt sind. Die meisten Tiere grasen an diesem Spätherbstnachmittag noch draußen auf der Weide und genießen die Sonne. Der Berliner Fernsehturm ist hier sehr weit weg – und keiner der beiden Männer vermisst ihn.

Heinz Kopecki
Heinz Kopecki

Vom Stall aus kann man viele Windräder und die Häuser von Dobberkau sehen, an dessen Ortsrand der Stall und die Weideflächen der Kopecki GbR liegen. Ein erfolgreicher Rinderzuchtbetrieb, den der ausgebildete Schlosser Heinz Kopecki (61) und der Maurer Mayk Kopecki (39) im Jahr 2005 gegründet haben. Ein klassischer Quereinstieg, ebenso ehrgeizig wie mutig.

Die Gründe: Der Erwerb eines alten Hofes in Rochau im Landkreis Stendal im Jahr 2003, der Kauf von rund 45 Hektar Acker- und Grünland kurz darauf und ganz viel Lust auf Landwirtschaft. Und das ganze Wissen? „Bücher“, sagt Heinz Kopecki. „Wir haben wirklich viel gelesen.“ Mittlerweile sind die beiden gut vernetzt und im ständigen Austausch mit anderen Land- und Tierwirten.

Preise auf Schauen

Und nach 15 Jahren erfolgreicher Herdbuchzucht und einigen gekrönten Tieren auf regionalen und überregionalen Schauen sind sie schon so etwas wie „alte Hasen“. Zum Betrieb Kopecki gehören aktuell 21 Mutterkühe samt Nachzucht der Rassen Fleckvieh und Weißblaue Belgier sowie deren Kreuzungen. In der Reinzuchtherde kommen neben dem Herdenbullen auch ausgewählte KB-Bullen zum Einsatz. Insgesamt kümmern sich die beiden Züchter täglich im Schnitt um rund 60 Tiere.

Mayk Kopecki
Mayk Kopecki

„Wir kreuzen auch ein, um eine hochwertigere Fleischqualität zu bekommen“, sagt Heinz Kopecki. Hochwertig heißt für ihn: „Fett ist bei unserem Fleisch nicht der Geschmacksträger.“ Bei den Kopeckis geht alles über das Futter. „Wenn man eine ordentliche Tageszunahme haben will, muss man eben ordentlich füttern“, sagt der Junior. „Am besten aus eigenem Anbau. Da weiß man, was drin ist. Oder eben auch nicht.“ Auf 30 Hektar Ackerfläche, die noch klassisch gepflügt werden, wachsen Gerste, Weizen, Feldgras, Silomais und Luzerne für den Eigenbedarf. Es wird selbst geschrotet, obwohl von dem grob zerkleinerten Getreide eher wenig an die Rinder verfüttert wird.

„Die Devise lautet, so wenig wie möglich. Aber ohne geht es eben auch nicht“, erklärt Heinz Kopecki. Die Tiere der Kopeckis stehen alle auf Stroh und in großzügigen Buchten. Zweimal wöchentlich wird eingestreut. „Man muss beim nächsten Einstreuen schon noch Stroh sehen“, sagt der Senior. „Etwa alle zwei Monate misten wir dann komplett aus.“

Selbst Hand angelegt

Den kaum 500 Quadratmeter großen Stall und die Nebengebäude wie das Strohlager haben sie selbst gebaut. Der Technikpark lässt keine Wünsche offen, nur den Mais holt ein Lohnunternehmer vom Feld. „Wir sind eben Handwerker“, sagen sie unisono. „Wir haben auch einen Fangwagen und einen Behandlungsstand für den Tierarzt gebaut. Gleich am Anfang, wegen der Sicherheit.“

Das Futter für die Rinder wird nach Möglichkeit selbst erzeugt.
Das Futter für die Rinder wird nach Möglichkeit selbst erzeugt.

Aus einer etwa 30 Quadratmeter großen Bucht stecken zwei stattliche Fleckviehbullen ihre Köpfe durch das Gitter. Sie sind entspannt und wirken sehr genügsam. Gerade erst haben die Kopeckis sie auf die Waage gestellt. 838 und 736 Kilogramm sind stolze Zahlen, im März nächsten Jahres sollen die beiden auf einer Auktion die Besitzer wechseln.

Aufmast im Stall

Bei den Kopeckis bleiben die Kälber bis zu einem Alter von etwa sechs Monaten am Muttertier draußen auf der Weide. Danach werden die männlichen und weiblichen Kälber abgesetzt und kommen zur Mast in den Stall. „Wir mästen die männlichen Absetzer rund 300 Tage und die weiblichen etwa 360 Tage“, sagt Mayk Kopecki. „Unsere Bullen haben am Haken bis zu 500 Kilogramm Gewicht, die Färsen etwa 100 Kilogramm weniger.“ Die Zukunft als Familienbetrieb scheint – Stand jetzt – gesichert, denn die Kinder von Mayk Kopecki laufen schon längst als ehrgeizige Jungzüchter bei Tierschauen auf und repräsentieren den kleinen Betrieb. Ein gutes Gefühl.