„Regional“ im Härtetest

Was bedeuten steigende Kosten und die Inflation für Direktvermarkter?

Juniorchef André Stallbaum berichtet von erheblichen Umsatzeinbußen, spürt aber auch eine Erholung. © Detlef Finger
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Die Umsätze der lokal verankerten Direktvermarkter sind auf das Niveau von 2019 zurückgefallen, gleichwohl die Kosten und die Inflation noch immer steigen. Wir haben nachgefragt, was das für das Geschäft bedeutet.

Gegenwärtig erleiden Direktvermarktung und Ernährungshandwerk hohe Einbußen. So lautete die Kernaussage einer detaillierten Analyse der Bonner Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI), die Ende Oktober beim Tag der Direktvermarktung und des Ernährungshandwerks am Seddiner See präsentiert wurde.

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Wo die größten Verluste beim Umsatz in der Direktvermarktung zu verzeichnen sind

Die höchsten Verluste beim Umsatz in der Direktvermarktung stellen die Marktexperten derzeit bei „Geschäftstypen mit einem höheren Preisniveau“ fest. So entwickelt sich zurzeit die Kundenzahl bei Direktvermarktern, Bäckern und Metzgern wieder rückläufig. Bundesweit verzeichnete die Direktvermarktung in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres bei frischen Lebensmitteln ein Minus von 18 %, gefolgt von Wochenmärkten mit einem Minus von 16 %. Fachgeschäfte liegen 13 % unter Vorjahresniveau.

In Brandenburg und Berlin sind laut AMI von Januar bis August die Verbraucherausgaben für frische Lebensmittel in der Direktvermarktung und auf den Wochenmärkten von 66 Mio. € im Vorjahr auf aktuell 51 Mio. € zurückgegangen. Damit werde allerdings ein Niveau wie 2019 erreicht – also dem Zeitpunkt, bevor die Direktvermarktung in der Coronapandemie einen kräftigen Aufschwung erlebte. Einer Befragung der Wirtschaftsprüfer- und Beratungsgesellschaft Deloitte zufolge nahm 2022 zwar das Bewusstsein für Nachhaltigkeit weiter zu. Während 2021 in der Befragung aber noch 67 % höhere Preise akzeptierten, sind es 2022 nur noch 30 %.

„Man spürt die Wertschätzung der Kunden für regionale Erzeugnisse“

Von Kaufzurückhaltung muss der Stendaler Scheunenladen der Stallbaum GbR in Iden berichten. Im August/September verzeichnete man ein „Umsatzloch“ über alle Produkte von circa 25–30 %, sagt André Stallbaum. Nach dem ersten Schock über explodierende Energiepreise scheine es eine Erholung zu geben: „Man spürt die Wertschätzung der Kunden für regionale Erzeugnisse.“

Im Familienbetrieb selbst fielen vor allem der deutlich gestiegene Lohnaufwand für die Mitarbeiter ins Gewicht sowie die Stromkosten. Beim Heizen sei man dank des Holzes aus den Obstplantagen autark. Durch Lieferanten erfolgte Preisanhebungen würden durch teilweisen Verzicht auf die eigenen Margen abgemildert: „Wir wollen unsere Kunden halten“, betont der Juniorchef. Brockenbauer Uwe Thielecke vermarktet u. a. Bioprodukte vom eigenen Roten Höhenvieh im Hofladen in Tanne. „Es kommen weniger Kunden, und die, die kommen, kaufen weniger“, erzählt Ehefrau Susann. „Wir sind hier zudem sehr tourismuslastig.“ Auch die Urlauber kauften verhaltener. Die Umsatzeinbußen beziffert sie insgesamt mit 25 %. Betroffen sei vor allem höherpreisige Ware wie Schinken und Salami. Rindfleisch bislang eher nicht. Um Anpassungen werde die Familie insgesamt aber nicht umhinkommen: „Es ist alles erheblich teurer geworden, bis hin zu Einmachgläsern“, sagt sie. Die Mitarbeiter würden schon immer über Mindestlohn bezahlt, „denn wir brauchen gute und verlässliche Fachkräfte“ … red


Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag „´Regional´ im Härtetest“ aus der Bauernzeitung Ausgabe 47/2022, Seite 8.
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