DMK-Beiratsmitglied fordert: Milchpreis vor Auslastung!

Milchanlieferung im DMK-Werk Altentreptow. (C) DMK/Matthias Hornung

Angesichts der Turbulenzen auf dem Milchmarkt müssen sich die genossenschaftlichen Molkereien wieder auf ihren eigentlichen Auftrag besinnen. Diese Erwartung bringt ein Milcherzeuger aus Brandenburg in seinem Brandbrief an die Gremien des Deutschen Milchkontors (DMK) zum Ausdruck.

Von Ralf Stephan

Neue Prioritäten in der Unternehmenstrategie der größten deutschen Molkereigenossenschaft fordert Benjamin Meise, Chef der Fürstenwalder Agrarprodukte GmbH Buchholz. Um nicht den Ast abzusägen, auf dem man gemeinsam sitze, müssten die Lieferbeziehungen grundlegend modernisiert werden. Mit der Verkürzung der Kündigungsfristen und der Planung des Festpreismodelles wurden bereits richtige Weichen gestellt, es müssen aber weitere Meilensteine auf dem Weg zu einer wirtschaftlich sicheren Zukunft gegangen werden, schreibt der Betriebsleiter, der selbst Mitglied des Beirates ist. Der Brief an alle Vertreter, Beirats-, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der DMK eG liegt der Redaktion vor.

Was war der Gründungsgedanke unserer Genossenschaften?

Hier setzt Meises Hauptkritik an: „Es gibt einen Zielkonflikt in unserer Wertschöpfungskette. Während wir Milchbauern uns nichts Sehnlicheres wünschen, als endlich einen auskömmlichen Milchpreis zu erhalten, sind unsere Molkereien zu Recht an der Auslastung unserer Anlagen interessiert.“ Daraus leitet der Betriebsleiter die aus seiner Sicht entscheidenden Fragen ab: „Was aber war der Gründungsgedanke unserer Genossenschaften? War es der Wunsch nach einem auskömmlichen Milchpreis? Oder war es das Bestreben, teure Produktionsanlagen zu errichten und diese um jeden Preis auszulasten?“ Es sei Zeit, diesen Zielkonflikt aufzulösen, stellt der studierte Betriebswirt und Landwirtschaftsmeister fest.

Durchschnittspreise verwässern das Marktsignal

Im Namen des milcherzeugenden Unternehmens im östlichen Brandenburg fordert Meise eine neue Priorität zu setzen, die „Milchpreis vor Auslastung!“ heißen müsse. Als Mitglied der DMK-Genossenschaft bekenne man sich zu den marktwirtschaftlichen Regeln. Der Markt erwarte von den Produzenten einen Abgleich ihres Angebotes an die Nachfrage. „Leider wird die zentrale Signalwirkung des Preises in unserer Branche evident durch die Bildung von Durchschnittspreisen verwässert. Einer perfiden betriebswirtschaftlichen Logik folgend, maximieren wir unseren Output, bis die Milchpreise unter desaströse 20 Cent gefallen sind. Erst dann, viel zu spät, kippen die finanziellen Anreize und sorgen für einen Bestandsabbau“, kritisiert der 39-Jährige, der auch dem Milchausschuss des Landesbauernverbandes Brandenburg angehört.

Betriebsleiter Benjamin Meise (c) Screenshot agrarfrisch.de

Es gehe „um marktliberale Rahmenbedingungen ohne staatliche Eingriffe, wie sie unsere gemeinsam erarbeitete Sektorstrategie Milch 2030 vorsieht“, stellt Meise klar. Er fordert die DMK-Gremien auf, dieser Verantwortung im Interesse der gesamten Wertschöpfungskette gerecht werden. „Denn nur ein nachhaltiger Milchpreis versetzt uns in die Lage, dauerhaft im Wettbewerb um Land und Leute zu bestehen. Gelingt dies nicht, wird sich der Milchhahn weiter und weiter schließen. Und ohne Milch wird es auch mit der Anlagenauslastung schwer.“

Staffelpreise könnten eine Lösung sein

Gegenüber der Bauernzeitung hatte sich Meise kürzlich im Corona-Brennpunkt Milchmarkt für die Einführung von Staffelpreisen ausgesprochen. Für ihn habe die Krise schon vor Corona begonnen, sagte er. Milch sei ein Zuschussgeschäft, die Mengenregulierung geschehe bereits über das Höfesterben. Das sei für ihn nicht akzeptabel. Schon Ende 2018 hatte Meise einen „Weckruf an die Branche“ unter anderem auf der Webseite des Unternehmens veröffentlicht.

Das von Meise geleitete Unternehmen produziert nach eigenen Angaben mit rund 740 Kühen am Standort Buchholz im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree seit 1970 unter Verzicht von gentechnisch veränderten Futtermitteln täglich ca. 20.000 kg QM-zertifizierte Milch. Einen Großteil davon wird an das DMK verkauft. Ein kleinerer Teil der Produktion wird in einer eigenen Molkerei verarbeitet bzw. über MilchQuellen genannte Zapfanlagen vermarktet.