Neue Regeln

Düngeverbot in Thüringen gelockert: So nutzen Landwirte das Zeitfenster optimal

Zügig voran ging es bei der Agrargenossenschaft Teichel in Thüringen in den letzten Tagen mit der ersten N-Gabe, hier Raps. (c) Frank Hartmann
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Düngeverordnung flexibel genutzt: Wie die Thüringer Agrargenossenschaft Teichel ihre Flächen effizient gedüngt hat. Frost, Wölfe, und Bürokratie – ein Einblick in den Alltag der Agrargenossenschaft, die sich mit Wetterextremen, Wildtierproblemen und bürokratischen Hürden auseinandersetzen muss.

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Gut zwei Wochen, so schätzt es der Ackerbauvorstand der Agrargenossenschaft Teichel, Eric Engelmann, habe man mit der jüngsten Klarstellung in Thüringen zum Düngeverbot aufgrund des Bodenzustandes gewonnen. Auf Drängen des Bauernverbandes (TBV) hatte das Agrarministerium Mitte Februar verfügt, dass es sich nicht um einen gefrorenen Boden handelt, wenn nach Überfrieren in der Nacht sichergestellt ist, dass die Frostschicht im Tagesverlauf auftaut und der Boden somit für organische Dünger aufnahmefähig wird.

Gepflügter Acker
Gut 70 ha konnten im Februar gepflügt werden. Das Erbsensaatgut, das man selbst aufbereitet, ist schon im Boden. (c) Frank Hartmann

Düngeverbot in Thüringen: Zügige Düngung möglich

„In der Vergangenheit sah es so aus, dass wir auf dem gefrorenen Boden nicht düngen konnten – nach dem Auftauen am Vormittag war dann die Befahrbarkeit nicht mehr oder nur mit tiefen Fahrspuren möglich. Jetzt konnte unser Dienstleister in den frühen Morgenstunden auf den ‚Schattenflächen‘ aufgrund des tragfähigen Bodens beginnen. Hiernach ging es auf Flächen weiter, die die Sonne abgetrocknet hat. Das hat wunderbar geklappt; es gibt keine Fahrspuren.“ Gut 170 ha, darunter Weizen-, Futterroggen- und Feldgrasflächen, konnten so zügig gedüngt werden.

Agrargenossenschaft Teichel: Frostnächte überstanden

Die strengen Frostnächte Mitte Februar überstanden die Kulturen auch ohne schützende Schneedecke schadlos. „Wir hatten Glück, dass es die Tage vor dem Frost schon recht kühl war und der Temperatursturz nicht so abrupt erfolgte.“ 70 ha konnten im Februar gepflügt werden. Mit der Saatbettbereitung kam man in der ersten Märzwoche gut voran. Bis zum 9. März waren die Erbsen gedrillt. Wie schon in den Vorjahren bereitet der Betrieb das Saatgut aus der vorjährigen Ernte für den Nachbau selbst auf. Die Sommergerste sollte im Laufe der 11. Kalenderwoche im Boden sein.

„Wir hätten die Sommergerste gern früher gedrillt, allerdings gaben das die Bedingungen nicht her: Erst war der Boden zu hart gefroren, dann war die Fläche zu feucht.“ Der Raps hat seine erste mineralische N-Gabe erhalten, die Wintergerste sollte jetzt auch versorgt sein. Auf einigen Schlägen beobachtet Engelmann auffällige Feldmausaktivitäten: „Die Löcher findet man direkt an den schön entwickelten Rapswurzeln.“ Die Frosterfahrungen der vergangenen Jahre im Gedächtnis, entschloss man sich für diese Saison, über die Vereinigte Hagel erstmals auch Spätfrostschäden abzusichern. Policen gibt es für Getreide, Raps und Erbsen.

BTV-3-Impfung für Milch- und Fleischrinder

In der 9. Kalenderwoche erhielten die Milch- und Fleischrinder ihre zweite BTV-3-Impfung. Dies ging wie beim ersten Impfdurchgang flott über die Bühne, berichtet Vorstandschef Dr. Stefan Blöttner. Bislang zeigte kein Rind problematische Reaktionen. Berichtete Blöttner vor fünf Wochen an dieser Stelle über die Wolfsaktivitäten in der Region, gibt es wenige Wochen vor Beginn der Weidesaison keine Beruhigung. Im Gegenteil: Die Präsenz der Raubtiere habe eher zugenommen. Phillip Rose, Leiter der Milchviehproduktion, konnte sie nach Feierabend auf freiem Feld Richtung Steinberg in Teichel beobachten.

Drei Wölfe auf einem Raps-Fels in Thüringen

Die Mitarbeiter des Lohnunternehmens, die im Nachbarbetrieb in Remda organischen Dünger ausbrachten, konnten drei Wölfe auf einem Rapsfeld fotografieren. In den frühen Morgenstunden des 7. März fanden sich unweit des Teichrödaer Nachbardorfes Heilsberg die Überreste eines gerissenen Mufflonwidders.

Muffel
Das war ein Muffelwidder: Frischer Riss unweit von Teichröda. (c) Stefan Sittler

Ungeachtet dessen ist der neue französische Charolaisbulle in der Herde.
Er erfüllt hoffentlich die Erwartungen, die Mutterkuhchef Jens Schmidt an ihn hat. Im April soll der Auftrieb beginnen.

Rinder
Der neue Bulle aus Frankreich (hinten) ist in der Herde, die im April auf die Weide kommen soll. (c) Frank Hartmann

Entgegen den Planungen konnte die Biogasanlage erst Ende der ersten Märzwoche voll hochgefahren werden. Nach Verzögerungen beim Aufbau des neuen BHKW im Januar spielte der Frost bzw. der Arbeitsschutz nicht mit. Die Monteure konnten aufgrund von Glättegefahr nicht auf dem BHKW-Container arbeiten. „Alles in allem haben wir fast drei Monate verloren“, so Blöttner. Nicht zuletzt musste man sich mit den Anwohnern arrangieren, weil während der Umbauphase überschüssiges Gas abgefackelt wurde, was zu Lärmbelastung führte.

Neue Baustelle im Dorf

Während man diese Baustelle hinter sich hat, tut sich im Dorf eine neue auf: „Ein Brückenbau verlangt, für einige Anwohner eine Umleitung einzurichten. Die führt über einen Wirtschaftsweg, wofür Ausweichbuchten auf unseren Flächen für den Gegenverkehr eingerichtet wurden.“ Eine größere Straßenbaumaßnahme soll in Richtung Remda starten und tangiert die Einfahrt auf das Betriebsgelände: „Hier wissen wir noch nicht, wie der Verkehr geführt wird. Für uns bahnen sich einige Hindernisse an. Nicht zuletzt ist das Betriebsgelände eine vielversprechende Abkürzung. Trotz Hinweisschildern und verschlossener Tore wird immer wieder über das Firmengelände gefahren. Gerade in Zeiten von Tierseuchen sind diese Durchfahrten Dritter sehr kritisch zu sehen und absolut nicht im Interesse der Genossenschaft.“

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Das scheue Rotwild erhielt im Dezember ungebetenen Besuch.
Das scheue Rotwild der Agrargenossenschaft Teichel eG erhielt im Dezember ungebetenen Besuch. © Frank Hartmann

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