Ende August ging es los

Erntestart im Erzgebirge: Spät, aber nicht später als sonst

Erntestart in der Sommergerste. Hänels mieten für den Getreidedrusch einen Mähdrescher bei einem Landtechnikhändler. (c) privat
News
Artikel teilen

Der Familienbetrieb Mirko Hänel in Rübenau im Erzgebirge hat in den letzten Augusttagen den Getreidedrusch begonnen. Insgesamt ist ein recht guter Ertrag herangewachsen.

Jasmin Hänel schüttelt den Kopf: „Spät ist das für uns eigentlich nicht.“ Erst einen Tag, bevor die Bauernzeitung am Donnerstag vergangener Woche (27. August) den Landwirtschaftsbetrieb Mirko Hänel in Rübenau bei Marienberg besucht, war Erntestart. Die ersten 20 ha sind geschafft. „Vor dem 15. August geht es nie los“, erklärt die 22-Jährige, die kürzlich am Fachschulzentrum Freiberg-Zug als eine der Jahrgangsbesten ihren Abschluss als Technikerin für Landbau erworben hat. Im Betrieb ihrer Eltern arbeitet sie mit – und hat hier unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit übernommen.

Jasmin Hänel vor dem Erntestart in einem Sommergerstenfeld.
„Spät ist das für uns eigentlich nicht“, sagt Jasmin Hänel über den Zeitpunkt des Erntestarts. Ende vergangener Woche stand die Sommergerste in Rübenau noch auf dem Halm. (c) Karsten Bär

Auf dem Erzgebirgskamm wird später gedroschen. Während im Tiefland längst nur noch Stoppeln auf den Getreidefeldern stehen, wogen oben im Gebirge die Ähren noch länger. Ein Nachbarbetrieb habe schon vor ein paar Tagen angefangen, erzählt die junge Landwirtin. Doch Hänels nutzten das zur Monatsmitte noch trockene Wetter erst einmal, um Heu zu machen, bevor das folgende Wochenende regnerisch wurde. Den Mähdrescher, den der Betrieb bei einem Landtechnikhändler mietet, stand da schon bereit. 

Die Ganze Ernte kommt ins Futter

Rund 185 ha bewirtschaftet der Familienbetrieb. Etwa die Hälfte davon ist Grünland. Betrieblicher Schwerpunkt ist die Milchproduktion mit rund 80 melkenden Kühen zuzüglich Trockenstehern und Nachzucht. Der Betrieb praktiziert Weidehaltung. Auch die laktierenden Milchkühe haben zwischen dem Melken am Morgen und am Nachmittag Zugang zu einer Weide direkt am Stall. Neben Betriebsinhaber Mirko Hänel und seiner Tochter arbeiten auch Mitarbeiter im Betrieb. Zwei Vollzeitkräfte sind in der Pflanzenproduktion und in der kalten Jahreszeit im Winterdienst beschäftigt, den der Betrieb im Auftrag der Stadt Marienberg ausführt. Im Stall arbeiten eine Vollzeitkraft sowie zwei Teilzeitkräfte.

Milchkühe auf einer Weide am Stall des Betriebes Hänel, der Ende August mit dem Getreidedrusch begann.
Hänels Milchkühe können sich zwischen den Melkgängen auf der Weide aufhalten. (c) Karsten Bär

Einmal im Monat öffnet der Hofladen und verkauft Rind- und Schweinefleischprodukte. Zu diesem Zweck werden jährlich 20 Schweine gemästet und bei den Rindern zum Teil Mastanpaarungen vorgenommen. Die Tiere lassen Hänels bei einem Fleischer schlachten und zerlegen sowie das Fleisch nach ihren Wünschen verarbeiten. Auch Rohmilch wird ab Hof verkauft. Die Kundschaft kommt aus der näheren Umgebung, speziell für die Milch auch von jenseits der nahen tschechischen Grenze.


Sachsen aktuell

Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen Informationen rund um die Landwirtschaft und das Landleben in Sachsen. mehr


Alles was auf den Flächen wächst, kommt später auf den Futtertisch. Auch der Ertrag von den knapp 50 ha Ackerland, die in diesem Jahr mit Getreide bestellt waren. Die ersten 12,5 ha Triticale und 7,5 ha Sommergerste hat der Betrieb beim Erntestart am ersten Tag gedroschen. Mit dem Ertrag von 65 dt/ha Triticale ist man zufrieden, die 50 dt/ha Sommergerste sind akzeptabel. 10 ha Sommergerste stehen  noch. „Die sehen noch etwas besser aus“, hofft Jasmin Hänel auf mehr Ertrag. Sehr gut sehe der Hafer aus, der auf 13 ha wächst. Der Sommerweizen hingegen, auf 6 ha herangewachsen, habe mit viel Unkraut zu tun und werde wohl eher enttäuschen.

Die Silos sind wieder gut gefüllt

Um mehr Grobfutter anbauen zu können, hatte der Betrieb die Getreideanbaufläche für dieses Jahr etwas reduziert. „Letztes Jahr wurde das Futter knapp“, erzählt Jasmin Hänel. Hatte man im Dürrejahr 2018 noch genügend Vorräte, wirkte sich die erneute Trockenheit im Vorjahr spürbar aus.  Deshalb baute der Familienbetrieb in diesem Jahr mehr Klee und Ackergras an. Zusammen mit dem Ertrag vom Grünland sind die Silos nunmehr gut gefüllt. Zwar gab es auch 2020 weniger Regen als sonst. „Aber wir haben zum Glück immer mal wieder etwas abbekommen“, sagt die junge Frau. Dass sich das Wetter anders darstellt, als man es lange gewohnt, sei aber spürbar.

Später Erntestart, später Ernteabschluss

Anders als in anderen Jahren hatte der Betrieb  bereits im vorigen Jahr Mais angebaut und dies – trotz schlechter Erfahrungen – auch in diesem Jahr wiederholt. Wildschweine verursachten 2019 einigen Schaden, ebenso Spätfröste. Und auch in diesem Jahr sah der Mais zunächst nicht gut aus, hat sich aber wider Erwarten gut entwickelt. Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, dass der Betrieb beim Mais bleibt. Das Risiko von Spätfrösten sei in den Gebirgslagen zu hoch.

Freitag vergangener Woche ging es bei Hänels mit der Sommergerste weiter. Je nach Wetterlage kommt der Rest des Getreides dran. Dass sich der Drusch bis in den September zieht, war zu diesem Zeitpunkt schon zu erwarten – und überrascht hier auch keinen. Was für den Erntestart gilt, gilt auch für das Ende:  Späte Termine sind an diesem Standort normal.