Rund 70.000 t Kartoffeln werden jährlich bei Friweika abgepackt. (c) Karsten Bär

Friweika: Jubiläum ohne Kartoffelfest

Der Kartoffelverarbeiter Friweika aus dem westsächsischen Weidensdorf blickt auf 50 Jahre Bestehen und eine erfolgreiche Entwicklung zurück. Feiern kann das Unternehmen indes nicht. Wegen Corona fiel das geplante Kartoffelfest aus.

Unter normalen Umständen wäre es ein großes Fest geworden: Die Friweika eG blickt in diesem Jahr auf 50 Jahre ihres Bestehens zurück – und für Anfang September war eigentlich die Feier mit einem großen Tag der offenen Tür am Unternehmenssitz des Kartoffelverarbeiters in Weidensdorf geplant. Bis zu 15.000 Besucher zieht es erfahrungsgemäß an, wenn das Unternehmen aller fünf Jahre zu einem solchen Anlass lädt. Das ist unter den aktuellen Bedingungen allerdings unmöglich.

Friweika: Schwerer Neustart vor 30 Jahren

Dabei hätte es Grund zum Feiern gegeben. Denn das Unternehmen kann auf eine Erfolgsgeschichte verweisen, die nicht selbstverständlich ist. 1970 als Kartoffellagerhaus gegründet, wie es sie etliche in der damaligen DDR gab, stand es 1990 vor gewaltigen Herausforderungen. Die Landwirtschaftsbetriebe, die als Mitglieder Genossenschaft Eigentümer des Unternehmens waren und noch immer sind, wollten an der Kartoffel festhalten und hatten daher Interesse daran, das Verarbeitungsunternehmen zu erhalten. Doch zunächst habe man Vertriebswege und Kundenbeziehungen komplett neu aufbauen müssen, wie Marko Wunderlich, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Friweika eG, verdeutlicht. Inzwischen finden sich Kartoffelprodukte aus Weidensdorf nicht nur deutschlandweit, sondern auch in Ländern wie Großbritannien, Irland, Polen, Tschechien oder in Skandinavien im Handel. 350 Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt. Einschließlich zweier Tochterunternehmen beschäftigt Friweika 400 Mitarbeiter.


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Zwischen 130.000 und 135.000 t Kartoffeln und Zwiebeln bezieht Friweika jährlich. Etwa die Hälfte davon packt das Unternehmen als frische Kartoffeln in Tüten ab und bringt sie in den Handel. Die andere Hälfte wird zu Zwischen- oder Fertigprodukten verarbeitet. Der Großteil der Kartoffeln wächst auf heimischen – sächsischen und thüringischen – Feldern. „Es kommt darauf an, wie die Ernte ausfällt“, so Wunderlich. Rund 1.500 ha Anbaufläche hat die Genossenschaft unter Kontrakt. Neun Landwirtschaftsbetrieben, die zu den Genossenschaftsmitgliedern zählen, sowie durch eine Erzeugergemeinschaft mit insgesamt 30 Mitgliedern, bauen für Firweika an. Bei knappen Ernten deckt der Verarbeiter den Bedarf auch am freien Markt.


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Trotz des Absatzes in ganz Deutschland und darüber hinaus: „Regionalität ist für uns sehr wichtig!“, betont Wunderlich. Frische Kartoffeln verkauft das Unternehmen im Radius Dresden, Berlin, Erfurt. Im Qualitätsprogramm „Erdäpfel aus Sachsen“ des Sächsischen Kartoffelverbandes  ist Friweika als Partner mit beteiligt. Auch Bioware bietet das Unternehmen an. „Beim Absatz gibt es da starke Unterschiede zwischen Stadt und Land“, merkt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende an. Bio-Kartoffeln gehen überwiegend als frische Ware abgepackt in den Verkauf.

Auch Friweika spürte Corona-Folgen

Nicht nur, weil die Jubiläumsfeier ausfallen musste, brachten die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie auch für die Friweika Einschnitte. „Aber wir sind froh, gut durch die Krise gekommen zu sein“, sagt Marko Wunderlich. Dennoch: Der Wegfall der Großverbraucher habe weh getan. Der Gastro-Lieferservice, den Friweika seit 1992 betreibt, habe einen Umsatzrückgang um 50 % hinnehmen müssen. Inzwischen habe sich dies wieder normalisiert. Andererseits hat der „Lockdown“ auch zu Absatzsprüngen geführt. Zu Beginn der Krise schnellte die Nachfrage enorm in die Höhe. „Normalerweise packen wir zwischen 1.300 und 1.500 t pro Woche“, verdeutlicht Wunderlich. „Zwischenzeitlich waren es 3.000 t!“ Dies flaute jedoch auch wieder ab – das Ostergeschäft etwa, sei so gut wie ausgefallen.

Sachsens Agrarminister Güpnther wird von Vorstand Dr. Kramer durch die Produktionsstääten der Friweika geführt.
Unlängst besuchte Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (l.) die Friweika eG und ließ sich vom Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Kramer durch das Unternehmen führen. (c) Karsten Bär

Insgesamt sieht Wunderlich eine gute Entwicklung des Unternehmens, die es – trotz abnehmenden Kartoffelkonsums der Verbraucher – nehmen konnte. Diese Entwicklung findet auch ihren Ausdruck in fortwährenden Investitionen am Standort. Zuletzt hat Friweika eine neue Kloßteig-Produktionslinie  aufgebaut. Weitere Investitionen in die Verarbeitungskapazitäten sind geplant und werden im nächsten Jahr begonnen. 


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