Stutenparaden nach zwei Jahren Pause
Das Gestüt Ganschow bei Güstrow lädt an drei Wochenenden im Juli wieder zu seinen traditionellen Pferdeschau-Programmen ein. Die Corona-Zeit hat dem Mecklenburger Familienunternehmen arg zugesetzt.
Von Elke Ehlers
„Was ich für Post bekomme, das ist unglaublich.“ Friedhelm Mencke, dem Chef vom Gestüt Ganschow, Landkreis Rostock, schlägt eine riesige Welle von Zuspruch entgegen. „In diesem Ausmaß hätte ich das nicht erwartet.“ Seit bekannt ist, dass es nach zwei Jahren Pause im Juli wieder Stutenparaden geben wird, melden sich viele Stammkunden – aus der Region, auch aus Leipzig, Frankfurt, Osnabrück, sogar aus dem Rheinland. „Alle sind froh, dass wir dieses Jahr wieder loslegen.“
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Rund 20 Schaubilder geplant
Die Vorbereitung der 24. Pferdeschau ist ein Kraftakt. „Einige langjährige Partner sind aus Gesundheits- oder Altersgründen ausgeschieden“, bedauert der 67-Jährige. Außerdem gebe es jetzt so viele Veranstaltungen gleichzeitig, dass Tribünenbauer und Zeltverleiher an ihren Grenzen sind. Um für den Paradeplatz die nötige Ausrüstung zu bekommen, schrieb der Gestütschef rund 100 Firmen an. Doch niemand kann eine Überdachung für die Tribüne liefern. „Wir standen vor der Frage: Machen wir es ohne Dach oder gar nicht?“, erläutert Mencke das Problem. Erstmals wird es über den begehrten Tribünenplätzen kein Dach geben. Das meiste aber soll so sein, wie die Besucher es kennen.
Fast 140 Mitwirkende sind bei den Ganschower Stutenparaden eingebunden – von Reitern und Pferdefreunden, Helfern an Kassen und Einlass bis zu Verkäufern am Imbissstand und den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr. Rund 20 Schaubilder wird es geben, seit Wochen wird trainiert. „Alle sind stolz, wieder zeigen zu können, was sie draufhaben“, betont der Gestütschef.
PARADETERMINE
Die Ganschower Stutenparaden finden noch am 10. Juli (Sonntag) und 16. Juli (Sonnabend) statt.
Das Schauprogramm beginnt jeweils um 13 Uhr, ab 10.30 Uhr gibt es bereits eine Verkaufsveranstaltung für Reit-und Fahrpferde. Wie bei den Veranstaltungen vor der Corona-Pandemie wird auf dem Paradeplatz wieder ein Mix aus sportlichem Wettkampf, züchterischer Leistungen und humorvollen Darbietungen geboten.
„Kampf der Zweispänner“ und Fohlenverlosung
Beibehalten wird der Mix aus sportlichem Wettkampf, züchterischer Leistung und humorvollen Darbietungen. Ein „Muss“ der Ganschower Stutenparaden seien der „Kampf der Zweispänner“, die Westernreiter, die freilaufende Herde und das Verlosen eines Fohlens bei allen drei Paraden. Fohlen-Versteherin Elena Schulz (27), die vor elf Jahren als Lehrling in Ganschow anfing, bekommt erstmals ein eigenes Bild, bei dem die Zuschauer viel über Stuten und ihren Nachwuchs erfahren. Auch Akteure aus der Region sind wieder dabei, so das in Raden beheimatete, leistungsstärkste Schlittenhundeteam Deutschlands.
„Kurzarbeit hilft uns nicht“: Wie das Gestüt Ganschow die Corona-Zeit überstand
Hinter dem Familienunternehmen liegen zwei harte Jahre. Nicht nur die Ganschower Stutenparaden fielen wegen Corona weg, auch fast alles andere, was Geld in die Kasse brachte: Kinder-Reitferien, Lehrgänge für Freizeitreiter und Kutschenfahrer, die Vermietung der Ferienwohnungen.
Mechanismen, die anderswo griffen, funktionieren in dieser Branche nicht. „Kurzarbeit hilft uns nicht, Tiere müssen immer gefüttert werden. Auch die Ausbildung der Pferde durfte nicht vernachlässigt werden“, so der Mecklenburger, der das Gestüt 1995 nach zähem Ringen mit der Treuhandanstalt zusammen mit einem Partner übernahm. Hinzu kam die finanzielle Unsicherheit mit der neuen Reithalle, deren Bau seit 2016/17 geplant war. „Als es 2020 losging, wurde alles mindestens 30 Prozent teurer“, meint der Vater von drei Kindern. „Wie machen wir das bloß?“, habe er sich immer wieder gefragt.
„Ohne den Verkauf von Alt Sammit hätten wir es nicht aus der Krise geschafft.“
Die Familie konnte den Betrieb nur retten, weil sie an mehreren Stellen ansetzte. „Das eine war der Verkauf leicht zu reitender Freizeitpferde, die waren in der Corona-Zeit plötzlich stark gefragt“, so Friedhelm Mencke. Sein Sohn René fand in Litauen verlässliche Partner und passende Pferde, die in Ganschow weiter ausgebildet und auf dem hiesigen Markt angeboten werden konnten.
„Wir mussten uns aber auch von ‚Tafelsilber‘ trennen“, bekennt der Unternehmer. Ein Zuchthengst und mehrere gute Stuten wurden verkauft, zudem die Zahl der Pferde von 250 auf knapp 200 reduziert.
Auch die Außenstelle in Alt Sammit, die René Mencke (44) fast 20 Jahre geleitet hatte, wurde veräußert. „Alt Sammit ist ein Paradies für Mensch und Tier, das man eigentlich nicht verkauft“, räumt sein Vater ein. Für die Zukunft des Gestüts sei es aber nicht mehr unbedingt nötig, da sich der Senior in absehbarer Zeit aus dem Tagesgeschäft zurückziehen will. Mencke weiß: „Ohne den Verkauf von Alt Sammit hätten wir es nicht aus der Krise geschafft.“