Schafzucht

Grünen-Politiker widerspricht veganen Tierrechtlern

Auf Kosten von Schäfern wie Jens-Uwe Otto aus Südthüringen macht die international agierende vegane Tierrechtsorganisation PETA üble Stimmung gegen deutsche Merinozüchter. Selbstbewusst zeigt der Vorsitzende des Schafzuchtverbandes Thüringen seine frisch geschorene Herde. © Birgitt Schunk
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In einer neuen Kampagne geht die Tierrechtsorganisation PETA Merinoschaf-Züchter in Bayern und Thüringen an. Denen wirft sie Qualzucht vor. Erfurts Umweltstaatssekretär fordert die Tierrechtler nun auf, Strafanzeigen gegen die Schäfer zurückzuziehen.      

Von Birgitt Schunk

Selbst dem Grünen-Staatssekretär im Thüringer Umweltministerium geht das zu weit. Die Tierrechtsorganisation PETA erstattete im April dieses Jahres gegen 32 Schafzüchter aus Thüringen und Bayern Strafanzeigen. Die veganen Tierrechtler behaupten in einer neuen Kampagne, dass es sich bei der Züchtung von heimischen Merinoschafen um „Qualzucht“ handelt. Nicht nur die wahllos angezeigten Schäfer, die bereits von der Polizei vernommen wurden – alle Berufskollegen schütteln nur noch mit dem Kopf.

Strafanzeigen gegen Schäfer zurückziehen!

Umweltstaatssekretär Olaf Möller reagierte nun mit einem Schreiben. Das ging heute in die Post und liegt der Bauernzeitung vor. Darin „bittet“ er PETA, die Strafanzeigen gegen die Schafzüchter zurückzunehmen: „Auch ich setze mich – genau wie Bündnis90/Die Grünen – engagiert für Tierschutz und Tierwohl ein, aber die nun vorliegende Anzeige erachte ich als nicht sachgerecht, ja sogar kontraproduktiv“, heißt es in dem Brief. Die Schäferinnen und Schäfer seien wichtige Partner des Naturschutzes in Thüringen. Sie trügen mit ihrer Arbeit maßgeblich zur Erhaltung beziehungsweise Erhöhung der Artenvielfalt bei.

Umweltstaatssekretär Olaf Möller (Grüne) aus Thüringen widerspricht den veganen Tierrechtlern. (c)TSK

Abstruser Vorwurf: Kein natürlicher Fellwechsel

Die Tierrechtsorganisation will glauben machen, dass heimische Merinoschafe unter zuchtbedingt übermäßigem Wollwachstum litten. Ein Grund dafür: Die Tiere besitzen keinen natürlichen Fellwechsel mehr. In der Folge müssten die sensiblen Fluchttiere regelmäßig zur Schur. Dies hinterlasse bei den Tieren Angst, Panik und blutende Schnittwunden. Angeprangert wird überdies das „Mulesing“ – eine in Australien praktizierte Haltungsform von Merinos.

Strenges Tierschutzrecht in Deutschland

Grünen-Politiker Möller verwies jedoch darauf, dass es in Thüringen weder eine Zucht auf „Hautfalten mit dem Ziel der Erhöhung des Wollertrages“ noch die Entfernung von Hautpartien im Afterbereich gebe. „Das Mulesing ist in Deutschland aufgrund der Vorgaben im Tierschutz ohnehin unzulässig“, weist Möller die PETA-Kampagne zurück.

Eine Kopie des Schreibens wollte der Staatssekretär im Übrigen der in Thüringen derzeit ermittelnden Staatsanwaltschaft in Meiningen zukommen lassen.

Schafschur ist Tierschutz und keine Straftat

Jens-Uwe Otto, der dem Thüringer Schafzuchtverband vorsitzt, hat selbst eine Anzeige am Hals: „Die Menschen haben einst die Wildtiere zu Haustieren entwickelt. So haben sie sich deren Eigenschaften zunutze gemacht – eben auch die Wolle“, sagt er. Doch das sei 8.000 bis 9.000 Jahre her. „PETA kann die Anzeigen an jene richten, die einst damit begannen, die Tiere so zu züchten.“

Der Schäfermeister sieht sich nicht verantwortlich dafür, dass es den natürlichen Fellwechsel nicht mehr gibt: „Wir scheren fürs Tierwohl und weil es Pflicht ist – das wird sogar von Tierschutzseite gefordert. Wir lassen uns die Schur der Schafe jetzt nicht auch noch vorwerfen.“

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