Handel mit den USA: Was die Zölle von Trump für Landwirte bedeuten
Handelskrieg und Preisspirale? UFOP und OVID fordern eine Ölpflanzen-Strategie. Wie Trump 2.0 Deutschlands Agrarhandel bedroht. Was bedeutet das für den Anbau von Soja, Raps & Co.?
Angesichts einer zunehmend unsicheren globalen Handelspolitik und der anhaltenden Abhängigkeit Deutschlands von Importen bei Proteinfuttermitteln haben die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) und die OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. (OVID) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin die Notwendigkeit einer umfassenden Ölpflanzen-Strategie für Deutschland und die EU betont.
Handelskrieg mit USA: Wichtiger Partner für Deutschland
Eingangs beleuchtete Prof. Dr. Alexander Sandkamp vom Kiel Institut für Weltwirtschaft in seinem Vortrag „Deutschlands Handelsbeziehungen in Zeiten von Trump 2.0“ den aktuellen Stand der internationalen Handelspolitik. Geprägt von einer wachsenden Globalisierungsskepsis und der Präsidentschaft Donald Trumps in den USA, warnte Sandkamp vor einer Fortsetzung des Protektionismus.
Sandkamp betonte, dass die USA zwar ein wichtiger Absatzpartner für Deutschland seien, die Abhängigkeit jedoch je nach Industriesektor variiere und die EU-Partner insgesamt bedeutender seien. Pauschale Zölle der USA würden primär den USA selbst schaden, aber auch die EU treffen. Sandkamps klare Empfehlung: Die EU sollte Verhandlungen suchen und eine pauschale Antwort mit eigenen Zöllen vermeiden. Stattdessen gelte es, die Handelsbeziehungen zu anderen Partnern und den EU-Binnenmarkt zu stärken, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
OVID: Zölle haben Auswirkungen auf Sojabohnen in Deutschland
Jaana Kleinschmit von Lengefeld, Präsidentin von OVID, unterstrich die Abhängigkeit der Agrarbranche vom internationalen Handel und die potenziellen Auswirkungen von Zöllen, beispielsweise auf Sojabohnen aus den USA. Sie wies darauf hin, dass Soja als bedeutende Ölsaat einen großen Importbedarf in Deutschland und der EU deckt. Eine mögliche Zollerhebung würde die Versorgungslage beeinflussen und zu steigenden Preisen führen, da sich alle Importeure auf alternative Lieferanten wie Südamerika konzentrieren würden.
Zudem könnten unterschiedliche Zölle auf Ölsaaten und deren Verarbeitungsprodukte (wie Sojaschrot) den Wettbewerb verzerren und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Verarbeiter schwächen. Obwohl es derzeit keine Warenverknappung gebe, bestünden erhebliche Risiken für die Versorgungssicherheit.
Krawczyk: Hoher Preis-Druck in der EU
Torsten Krawczyk, Vorsitzender der UFOP und Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB), betonte, dass die heimischen Landwirte die Globalisierung zwar kritisch sähen, sich aber nicht grundsätzlich dagegenstellten. Die aktuellen Entwicklungen, wie der Handelskrieg zwischen den USA und Kanada, der Preisdruck auf den europäischen Markt erhöhe, und die seit dem Ukraine-Krieg massiv gestiegenen Produktionskosten, seien jedoch besorgniserregend.

Krawczyk hob hervor, dass es in solchen Konflikten keine Gewinner gebe und die Stärkung der eigenen Unabhängigkeit immer wichtiger werde. Während dies bei Ölpflanzen realistisch sei, gestalte es sich bei Körnerleguminosen schwieriger.
Koalitionsvertrag und Lieferkettengesetz: Regulierungen müssen überprüft werden
Kleinschmit von Lengefeld nahm Bezug auf den Koalitionsvertrag und das Lieferkettengesetz und warnte vor zusätzlichen Verknappungen und künstlichen Verteuerungen durch beispielsweise die Entwaldungsverordnung, da ein unbegrenzter Einkauf auf dem Weltmarkt nicht möglich sei. Sie begrüßte das Omnibus-Verfahren der EU zur Überprüfung von Regularien, da die Überregulierung massiv zugenommen habe.
Bauernproteste und Agrardiesel
Krawczyk ging auf die Bauernproteste und die Agrardiesel-Diskussion ein und betonte, dass der Ausbau des Anbaus von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse zur Stärkung der Klimaneutralität und einer resilienteren Eigenversorgung beitragen könne. Kleinschmit von Lengefeld ergänzte, dass die Vielfalt der Ölsaaten und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – von Lebensmitteln über Futtermittel bis hin zum Ersatz für mineralölbasierte Produkte – ein großes Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasen böten.

Pflanzenschutz: Neue Züchtungsmethoden
Ein weiterer Konfliktpunkt für die Landwirte sei der Umgang mit neuen Züchtungsmethoden. Krawczyk betonte die Notwendigkeit, auf veränderte Pflanzenkrankheiten zu reagieren und die Resilienz der Pflanzen zu stärken, sah hier aber einen Konflikt mit der Ablehnung der Gentechnik. Kleinschmit von Lengefeld wies darauf hin, dass die aktuelle EU-Regulierung diese neuen Züchtungsmethoden nicht abdecke, was zu einem rechtfreien Raum und Unsicherheiten im Handel führe. Sie forderte die EU auf, sich dieser Verfahren anzunehmen und klare Regelungen zu schaffen.
Fazit von Torsten Krawczyk: Die aktuelle Zollstreitigkeit gefährde die Versorgungssicherheit, die Wettbewerbssicherheit und den Klimaschutz gleichermaßen. Es bedürfe dringend einer Strategie zur Stärkung des heimischen Ölpflanzenanbaus, inklusive schnellerer Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel. Er äußerte jedoch die Hoffnung, dass in Europa ein Wille zur Veränderung vorhanden sei.

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