Herzgut in der Insolvenz

In der Vergangenheit hatte die Herzgut Landmolkerei unter anderem mehrere Milchstrecken. Mittlerweile gibt es auch eine eigene Biomarke. (c) Frank Hartmann
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Die traditionsreiche Thüringer Genossenschaftsmolkerei Herzgut in Rudolstadt steckt in der Krise. Das Insolvenzverfahren kann Herzgut zunächst in Eigenverantwortung durchführen.    

Anfang November hat die Herzgut Landmolkerei eG in Rudolstadt beim Amtsgericht Gera einen Insolvenzantrag eingereicht. Wie die Genossenschaft jetzt informierte, kann das Verfahren zunächst in Eigenverantwortung durchgeführt werden. Damit hält die Geschäftsführung weiter alle Fäden in der Hand. Mit Gernot John wurde ein erfahrener Firmensanierer in den Vorstand der Molkerei entsandt, der die operative Restrukturierung der Genossenschaft begleiten wird. Das Gericht bestellte den Geraer Rechtsanwalt Bernd Krumbholz zum vorläufigen Sachwalter.  

zentraler Lieferant kurzzeitig weggefallen

In einer Mitteilung hieß es, dass die Insolvenz der traditionsreichen Molkerei nicht mehr abzuwenden gewesen sei. Zuletzt konnte die eingetragene Genossenschaft ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen. Hauptursache für die aktuelle Krise sei der kurzfristige Wegfall eines zentralen Lieferanten, für den kein unmittelbarer Ersatz habe gefunden werden können. Dies habe die – durch den Strukturwandel in der Milchbranche und eine empfindliche Verteuerung von Rohstoffen und Verpackungsmaterialien – ohnehin schwierige Ausgangssituation verschärft. Die Herzgut-Molkerei verarbeitet mit 100 Mitarbeitern knapp 50 Mio. kg Rohmilch im Jahr, davon 15 % Biomilch. 


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Herzgut: auf Rohmilchzukäufe auf dem Spotmarkt angewiesen

Nach Informationen der Bauernzeitung ist die Molkerei nun auf Rohmilchzukäufe auf dem Spotmarkt angewiesen, wo die Preise derzeit durch die Decke gehen: Während konventionelle Milcherzeuger im Osten derzeit knapp 37 ct/kg Milch erhalten, müssen auf dem Spotmarkt deutlich über 50 ct/kg bezahlt werden. 

Im Milchkrisenjahr 2016 hatte die Herzgut-Molkerei einen Teil ihrer Milcherzeuger verloren. Zum Start der Verarbeitung von Biomilch ab 2018 gewann man mit dem Hofgut Eichigt in Sachsen einen starken Partner, der mit 12.500 kg die Hälfte seiner täglichen Biomilch mittlerweile aber selbst verarbeitet. Neben den aktuell drei Biomilcherzeugern sucht man schon länger nach weiteren Lieferanten.         


Erzeugung und Verarbeitung an einem Ort: Vom Euter der Milchkühe im Hofgut Eichigt bis an die Ladentheke vergehen nach Aussage des Handelshauses Dennree maximal 24 Stunden.
(c) Dennree

Vom Euter bis zur Ladentheke

Das Biohandelshaus Dennree betreibt im eigenen Landwirtschaftsbetrieb, dem Hofgut Eichigt im Vogtland, nun auch eine Molkerei. Täglich sollen hier 12.500 Liter Milch abgefüllt werden. mehr


Geschäftsbetrieb läuft in vollem Umfang weiter

Der Dresdner Rechtsanwalt Stefan Ettelt, der dem Molkereivorstand als Generalbevollmächtigter zur Seite steht, erklärte: „Wir haben in der aktuellen Situation bereits erste Hürden genommen, die uns zuversichtlich stimmen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind informiert und stehen zum Unternehmen. Der Geschäftsbetrieb läuft in vollem Umfang weiter. Außerdem sind die Gehälter der Belegschaft durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende des Jahres gesichert.“  

Vom Amtsgericht wurde ein vorläufiger Gläubigerausschuss eingesetzt, der seine Arbeit aufgenommen hat. „Im nun eingeleiteten Antragsverfahren der Herzgut Landmolkerei stehen wir mit dem Sanierungsteam der Genossenschaft und der Gläubigerschaft in enger Abstimmung. Gemeinsam werden wir alles Nötige unternehmen, um das Verfahren im Interesse aller Gläubigerinnen und Gläubiger zu einem bestmöglichen Abschluss zu bringen“, so der vorläufige Sachwalter Bernd Krumbholz. red

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