Mecklenburg-Vorpommern

Klimaschutz: Auch bestes Ackerland wird Wald

Naturnaher Laubmischwald auf der Halbinsel Pulitz auf Rügen. Insgesamt stellt der Forstbericht den Wäldern für 2015 bis 2019 keine gute Entwicklung aus. Witterungsextreme und Erwärmung lassen landesweit Kronen verlichten und Vitalität schwinden. (c) MAGO/Maria Gänssler
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In zehn Jahren sollten 10.000 Hektar Agrarflächen aufgeforstet werden. Bisher kam das Projekt nicht voran, weil freie Flächen fehlten. Das soll sich ab diesem Herbst ändern, kündigte Minister Backhaus in Schwerin an.

Von Gerd Rinas

Pächter von landwirtschaftlichen Flächen des Landes, deren Pachtverträge in den nächsten Jahren auslaufen, müssen mit dem Verlust dieser Flächen rechnen. Bereits im kommenden Herbst sollen in Mecklenburg Vorpommern 700 ha LF aufgeforstet werden. Bei den Flächen handelt es sich ausschließlich um landeseigene Flächen, die bisher über zwölf Jahre an Landwirte verpachtet waren.

Aufforstung von Agrarflächen: Bei der BVVG nicht durchgedrungen

Zur Aufforstung von Landwirtschaftsflächen gebe es vor allem wegen des Klimawandels und des teils schlechten Waldzustands keine Alternative, sagte Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus im Mai bei der Vorstellung des Forstberichtes, der alle fünf Jahre veröffentlicht wird. Ursprünglich wollte das Land schon vor mehreren Jahren jährlich 1.000 ha Agrarflächen zur Waldmehrung aufforsten. Der Plan sei bisher an fehlenden freien Flächen gescheitert, räumte Backhaus ein. Statt 1.000 ha jedes Jahr entstanden in den vergangenen fünf Jahren zusammen nur 511 ha neuer Wald. Zu wenig, um dem Klimawandel wirksam zu begegnen, so Backhaus.

Der Minister bedauerte, dass die BVVG für dieses Vorhaben keine Agrarflächen zur Verfügung stellt. Er habe mehrfach versucht, dafür zu werben, sei aber mit seinen Argumenten nicht durchgedrungen. Pächtern, deren Pachtverträge mit der Landgesellschaft ausliefen und deren bisherige Pachtflächen zur Aufforstung vorgesehen seien, hätten keinen Anspruch auf Ausgleichsflächen vom Land. „Wir schauen uns aber jeden Vertrag genau an. Wo sich Landwirte kooperativ zeigen, ist das Land bereit, Flächen zu tauschen und zu arrondieren.“

Auf die Frage der Bauernzeitung, ob auch bessere Böden in das Aufforstungsprogramm einbezogen werden, hieß es, dass alle Bodenwertzahlen, darunter sehr gute Standorte, aufgeforstet würden. „Auch die Forstwirtschaft hat für die Produktion von hochwertigem Holz ein Interesse an guten, schweren Böden.“


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Agroforstsysteme im Kommen

Außerhalb des Waldmehrungsprogramms soll die Aufforstung in den nächsten Jahren ebenfalls forciert werden. Größere Bedeutung könnten dafür Agroforstsysteme gewinnen.

Bei Landwirten wachse das Verständnis, dass der Schutz von Klima, Artenvielfalt und sauberem Wasser größere Anstrengungen und auch neue Maßnahmen erfordert. „Dazu gehört die Aufforstung von ein- oder zweiseitigen Gehölzstreifen im Abstand von fünf bis zehn Metern zu Gewässern, etwa mit Eschen, Pappeln oder Erlen. Um die Akzeptanz bei den Landwirten zu fördern, brauche es Anreize. So müssten die Kosten für die Pflanzungen ausgeglichen werden.

Aufforstung Agrarflächen: Finanzielle Anreize sind der Knackpunkt

Nach Backhaus‘ Einschätzung sei in den nächsten Jahren mit einem deutlich höheren Tempo bei der Einführung von Agroforstsystemen zu rechnen. „Das sind keine vagen Zukunftsvisionen mehr. Alle Signale aus Brüssel und den Bundesministerien für Landwirtschaft und Umwelt sind eindeutig. Agroforstsysteme gehen in den Strategieplan der Bundesregierung ein und sind ab 2023 förderfähig“, so Backhaus. Auch beim Moorschutz, besonders bei der Wiedervernässung von Mooren, rechnet der Minister wegen des Klimaschutzes mit mehr Bewegung. 100 Mio. Euro sollen in den nächsten Jahren in den Moorschutz fließen.

Auch bei der Wiedervernässung seien finanzielle Anreize für die Landwirtschaft der Knackpunkt. „Ohne Zahlungsansprüche machen die Landwirte nichts“, meint der Minister erkannt zu haben. „Die Flächen bleiben in der Ersten Säule und sollen künftig über die Zweite Säule gefördert werden können. Da kommt was“, hieß es in Schwerin.

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