Klimaschutz: Nützlicher Mix statt maximaler Pleite
Die Bilder von Sturzfluten, die ganze Straßenzüge wegreißen und hektarweise Ernten vernichten, tragen das Ihre dazu bei, dass der Klimawandel endgültig im Bewusstsein der meisten Menschen angekommen ist. Bei ihnen wächst die Sorge darüber, was die Zukunft wohl noch alles bringen mag.
Auch unter Landwirten, so unser Eindruck, hat das Ausbleiben eines weiteren Dürrejahres nicht gerade für Erleichterung gesorgt. Obwohl sich mit den bisherigen Kapriolen besser umgehen ließ als mit wochenlangem Hitzestress, wünscht man sich doch mehr von dem, was früher als normal galt. Das Wetter spielt verrückt, und das hat auch mit dem Klima zu tun. Um so wichtiger ist es, selbst einen kühlen Kopf zu bewahren. Nur so lassen sich die Veränderungen analysieren und die richtigen betrieblichen Entscheidungen ableiten.
Bewährtes verfeinern und gleichzeitig Neues ausprobieren
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sie einen Mix bilden werden: Bewährtes verfeinern und gleichzeitig Neues ausprobieren. Als klimaschädlich erkannte Verfahren zurücknehmen und systematisch Alternativen auf Tauglichkeit prüfen. Sich anpassen und zugleich mehr Klimaschutz umsetzen. Mit anderen Worten: heute Wirtschaftlichkeit sichern und zugleich dafür sorgen, dass sie auch morgen noch gegeben ist.
Als Methode ist das für vorausblickende Entscheider nichts wirklich Neues. Einen solchen Mix wünschte man sich auch von der Politik, wenn über die Reaktionen auf den Klimawandel gestritten wird. Zweifellos muss nach jahrzehntelangem Verschleppen beim Klimaschutz jetzt dringend umgesteuert werden.
Moorschutzprogramm: Maximalforderungen verhinderten Erfolg
Genauso klar sollte sein, dass dies nicht in Aktionismus ausarten darf, der Existenzen gefährdet. Stichwort Schutz der Moore. Deren positive Wirkungen auf das Klima sind bekannt, sie zu bewahren ist notwendig. Dennoch scheiterte gerade eben das von der Großen Koalition angestrebte Moorschutzprogramm. Den Erfolg verhinderten Maximalforderungen.
Während das Bundeslandwirtschaftsministerium mit bewirtschafteten Moorflächen anders umgehen will als mit natürlichen Mooren, wollte das Bundesumweltministerium beide Sachverhalte gleich behandeln. Diese Haltung ist nicht einmal mit der Absicht zu erklären, ohne Rücksicht auf die an moorigen Standorten wirtschaftenden Betriebe möglichst viel für den Klimaschutz erreichen zu wollen. Denn statt auf zwei unterschiedlichen Wegen abgestuft voranzukommen, wird nun erst einmal überhaupt nichts passieren. Was nur für den Bund gilt. Denn in den Ländern, in denen Moorflächen landwirtschaftlich genutzt werden, geht man inzwischen den pragmatischen Weg.
Brandenburgs grünes Agrar- und Umweltministerium zum Beispiel hat jetzt 16.000 ha des schon vom Landesdichter Fontane bewunderten Rhinluchs zum Projektgebiet erklärt. Ziel ist es, in diesem Niedermoor mit einem höheren Wasserstand mehr für das Klima zu tun und trotzdem die Nutzung zu ermöglichen.
Wie nass die Wiesen sein dürfen, damit sich tatsächlich noch wirtschaftlich Milch erzeugen lässt, wird sich zeigen müssen. Die Skepsis unter den Praktikern ist groß – wie auch die unter Umweltverbänden.
Aber immerhin hat man sich entschlossen, einen Weg zu einem nützlichen Mix zu suchen. Mit dem Ansatz, das Maximale zu fordern und notfalls mit dem Ordnungsrecht zu drohen, hat das Bundesumweltministerium dagegen auch in dieser Wahlperiode wieder eine Pleite provoziert.