Appell der Agrarministerin

Nach Aldi-Blockaden: Klöckner fordert faires Miteinander

Agrarministerin Julia Klöckner auf der Bühne bei der Protestaktion von "Land schafft Verbindung" am 26. November 2019 in Berlin. (c) Bettina Karl
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Seit dem Wochenende blockieren Landwirt:innen mit ihren Traktoren Lagerhäuser von Aldi. Der Discounter plant, die Preise für Butter massiv zu senken. Mitte Dezember war der Lebensmittelhändler Lidl Ziel der Proteste – bis es Verhandlungen gab. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat eine klare Erwartung an die Akteure.

Der Discounter Aldi plant, die Preise für Butter im Rahmen der turnusmäßigen Ausschreibung an seine Lieferanten massiv zu senken. Diese Nachricht war für viele Landwirt:innen Grund genug, auch Lebensmittelläger von Aldi zu blockieren. Die Blockaden von Lagern des Lebensmittelhändlers Lidl Mitte Dezember hatten bereits Einigungen zwischen Handelsvertretern und den Protestierenden hervorgebracht. Die drohende Aldi-Butterpreissenkung steht den positiven Ergebnissen der Gespräche entgegen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner appelliert an den Handel, seiner Verantwortung gerecht zu werden.

es um Existenzen, nicht um Luxus

Landwirtinnen und Landwirte blockieren in der Nacht zum Dienstag (29. Dezember) ein Aldi-Lager in Gleschendorf (Schleswig-Holstein). (c) Land schafft Verbindung SH+HH

„In den aktuellen Protesten deutscher Landwirte vor Lagern des Lebensmitteleinzelhandels drückt sich einmal mehr das massive Machtungleichgewicht zwischen Erzeugern und dem Handel aus. Den Landwirten geht es nicht um Luxus, sondern schlicht um ihre Existenzen. Denn die Preisentwicklung – auch bedingt durch offensive Werbemaßnahmen des Handels – kennt seit langem nur noch einen Weg: nach unten“, kritisiert Klöckner.

Die Bundesministerin fordert dazu auf, bei Werbeversprechen mit regionalen Produkten auch deren Produktion durch die Bauernfamilien finanziell wertzuschätzen. „Den Unmut der Landwirte kann ich verstehen. So ist die jetzt in Rede stehende Absenkung der Einkaufspreise des Lebensmitteleinzelhandels für Butter vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Marktlage in dieser Höhe überraschend und kaum zu rechtfertigen,“ sagt Klöckner.


Aufmachungsfoto

Protest gegen Aldi-Butterpreissenkung in Schleswig-Holstein

Mehrere hundert Landwirte protestierten vergangene Nacht vor der Meierei Barmstedt und Aldi-Auslieferungslagern mit Traktoren gegen die vom Discounter geplante Butterpreissenkung. mehr


Illustration

Bauernprotest vor Aldi-Lager Jarmen

Etwa 50 Landwirte aus Vorpommern haben heute Nacht mit Traktoren und Lkw vor dem Aldi-Lager in Jarmen gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels protestiert. mehr


Klöckner sieht verdichtungen des Lebensmittelhandels kritisch

Für die Bundesministerin gehe es vor allem um ein faires Miteinander zwischen dem Handel und der Landwirtschaft. Um dies zu gewährleisten, habe ihr Ministerium gehandelt und wird per Gesetz die so genannte UTP-Richtlinie (Unfair-Trading-Practises) umsetzen, die unlautere Handelspraktiken wie kurzfristige Stornierungen, lange Zahlungsziele für verderbliche Waren oder einseitige Lieferbedingungen verhindern soll. Klöckner sieht außerdem „eine weitere Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel kritisch.“

„Ich erwarte von allen Beteiligten, dass mit den jüngst getroffenen Entscheidungen in diesem Bereich verantwortungsvoll umgegangen wird. Der Handel – und das betone ich seit Monaten in meinen Gesprächen mit der Branche – ist jetzt gefordert, konkrete Maßnahmen auf den Tisch zu legen. Ich erwarte, dass er jetzt endlich bereit ist, einen Verhaltenskodex mit den Landwirten zu vereinbaren,“ fasst Klöckner ihren Appell zusammen. red


Firmenschild auf einer Aldi-Filiale.

Aldi kritisiert Blockaden, will aber gemeinsame Lösung

Nachdem Landwirte mehrere Aldi-Warenläger blockiert haben, äußert sich der Lebensmitteldiscounter zu den Vorwürfen der Protestierenden. Den schwankenden Butterpreis begründet Aldi mit der saisonalen Nachfrage, für die Bauernproteste zeigt Aldi kein Verständnis. mehr