Landwirtschaft 4.0: Potenzial vorhanden, Umsetzung hapert
Die Digitalisierung in der Landwirtschaft schreitet unaufhaltsam voran und die Möglichkeiten der smarten Technologie sind vielfältig. Die Umsetzung der Landwirtschaft 4.0 schreitet nur langsam auf den Höfen und den Äckern voran. Wo drückt der digitale Schuh bei den Landwirten? Unterstützen statt frusten heißt die Devise, kommentiert Klaus Meyer.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir äußerte sich letzte Woche vor dem Digitalausschuss des Bundestages zur Digitalisierung: „Die Landwirtschaft 4.0 ist in den Ställen und auf den Äckern bereits jetzt Realität. Auch das digitale Erfassen und das Annehmen von digitalen Entwicklungen in der Landwirtschaft geht stetig voran.“
Die Frage ist nur, wie viele Landwirte Smart Farming oder Precision Farming in welcher Intensität nutzen und wie schnell sich die smarte Technik auf den Höfen verbreitet. Laut einer Umfrage (Bauernzeitung 42/23 S. 44) sind weniger als ein Drittel der Befragten der Meinung, dass sie bereits einen Stand erreicht haben, bei dem man von einem (weitgehend) vernetzten Produktionssystem sprechen kann. Die Mehrheit nutzt nach eigener Einschätzung allenfalls einfache digitale Produkte wie GPS-gesteuerte Lenksysteme.
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Landwirtschaft 4.0: wo drückt der digitale Schuh?
Warum kommt die Digitalisierung der Branche so langsam voran? Eigentlich bietet die Technologie doch eine Vielzahl von Vorteilen in Bezug auf die Effizienz, die Qualität und die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion. Mit Sensoren, Drohnen, Robotern, Künstlicher Intelligenz und Big Data können Landwirte ihre Betriebsabläufe optimieren, Erträge steigern, Ressourcen einsparen, Umweltrisiken verringern und die Tiergesundheit verbessern. Ebenso ermöglicht die Digitalisierung eine bessere Vernetzung und Kommunikation zwischen den Akteuren der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, vom Erzeuger über Verarbeiter und Händler bis hin zum Verbraucher.
Die Gründe, warum der digitale Schuh drückt und so mancher Landwirt nicht auf den digitalen Zug aufspringt, sind vielfältig. In einer Umfrage des Branchenverbandes der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche, Bitkom, nannten die befragten Landwirte in absteigender Reihenfolge als Hemmnisse hohe Investitionskosten, Angst vor mehr Bürokratie, fehlende standardisierte Schnittstellen und Vernetzung der Systeme, unzureichende Internetversorgung, Angst vor Verlust der Datenhoheit, mangelnde digitale Kompetenz, Sorge um IT-Sicherheit und Berührungsängste.
Der digitale Fortschritt war gerade in diesem Jahr für nicht wenige Landwirte bei der Agrarantragstellung und dem anschließenden Monitoring wirklich zum Abgewöhnen. So fehlte zum Beispiel auf vielen Feldern nicht nur die nötige Netzabdeckung, um den genauen Standort für die „Beweisfotos“ zu ermitteln, oft versagte auch noch die App zur Übermittlung der Aufträge. Die Digitalisierung der Landwirtschaft sollte eigentlich die Lösung vieler Probleme sein und nicht das Problem selbst.
Landwirte unterstützen – finanziell und technisch
Um die Skepsis gegenüber der Digitalisierung abzubauen, müssen die Landwirte noch besser über die Möglichkeiten und Vorteile informiert und beraten werden. Weiße Flecken in der Mobilfunkversorgung müssen beseitigt und fehlende Schnittstellen geschlossen werden. Außerdem sollten Landwirte finanziell und technisch unterstützt werden, damit sie die notwendigen Investitionen tätigen und die erforderlichen Fähigkeiten erwerben können.
Was derzeit digital möglich ist, warum ein Landwirt einen digitalen Zwilling seines Betriebes erstellt und wie weit die Digitalisierung im Kälberstall fortgeschritten ist, lesen Abonnenten der Bauernzeitung im Schwerpunkt Smart Farming der aktuellen Ausgabe 42/2023.
Kommentar von der Redaktion aus Ausgabe 42/23
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