LVG Köllitsch: Trockene Wochen vorm großen Hoftag
Unser Praxispartner in Sachsen, das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch, feiert am 11. Juni sein 30-jähriges Bestehen. Bei all den Vorbereitungen für den Hoftag auf dem LVG Köllitsch sind die fehlenden Niederschläge das bestimmende Thema dieser Zeit. Wie das LVG auf die immer trockener werdenden Bedingungen reagiert.
Von Ostern bis Anfang der KW 20 waren es nur ein paar Tropfen Regen. Erst die Niederschläge am Dienstag haben etwas Entlastung gebracht. Schon wieder bestimmt große Trockenheit den Verlauf des Frühjahres. Und das hat Auswirkungen.
Anbauplanungen und den Futterbedarf in Einklang bringen
Am Wochenende startete das Lehr- und Versuchsgut (LVG) Köllitsch die Silierung des ersten Schnitts vom Grünland. Doch mit großen Mengen an Aufwuchs rechnen die Köllitscher nicht. „Die Bestände sind sehr heterogen“, sagt Betriebsleiter Ondrej Kunze. Nachdem der Betrieb im Vorjahr gut Futterreserven anlegen konnte, dürften die Erträge vom Grünland dieses Jahr kaum erneut das gleiche Niveau erreichen.
Umso dankbarer ist Feldbauleiter Nico Wolf, dass auf 40 ha auch Luzerne wächst, die zur Deckung des Futterbedarfs beiträgt. Auf den Anbau von Futterroggen hatte das LVG wegen der guten Grobfutterernte im vorigen Jahr verzichtet. Die Anbauplanungen und den Futterbedarf in Einklang zu bringen, sei schwierig geworden, meinen der Betriebsleiter und sein Feldbauchef. Alles hänge am Niederschlag. Keiner könne vorhersagen, ob die kalkulierten Erträge auch kommen.
Sommer- statt Winterkulturen
Um auf die immer trockener werdenden Bedingungen zu reagieren, setzt der Betrieb zunehmend darauf, Sommer- durch Winterkulturen zu ersetzen, da Letztere von den niederschlagsreicheren Monaten im Herbst und Winter profitieren. So wachsen in diesem Jahr auf 15 ha Wintererbsen und -ackerbohnen sowie auf 9 ha Winterhafer. Auch 39 ha Winterdinkel sind im Anbau. Für Dinkel entschied sich das LVG, weil die Kultur extensiv geführt werden kann und einen geringen N-Düngebedarf hat. Wintergerste (117 ha) und Winterweizen (124 ha) gehören zum Standard.
Wenig Lust zum Keimen zeigte bis vor wenigen Tagen noch der auf 104 ha gesäte Silomais. Nach einem Rekordertrag um die 900 dt/ha im Vorjahr ist in diesem Jahr die Zuckerrübenfläche auf 43 ha ausgedehnt worden. Die Trockenheit bereitet auch dieser Kultur schwierige Startbedingungen. Schon im vorigen Herbst hatte der Winterraps mit Trockenheit zu tun. „Wo geht es hin mit dem Raps?“, fragt sich Nico Wolf mit Blick in die Zukunft. Die gelb blühenden Felder dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bestände lückig sind. Weil die Beize für das Saatgut fehlt, ist der Schädlingsdruck groß. Drei Insektizidbehandlungen waren bisher nötig. „Das ist viel Aufwand“, gibt der Feldbauleiter zu verstehen.
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Sonnenblume überraschte Köllitscher positiv
Umso interessanter wird aus seiner Sicht die Sonnenblume, die nach längerer Pause im Vorjahr erstmals wieder in Köllitsch angebaut wurde. „Die hat wirklich positiv überrascht!“, zeigt er sich begeistert. Der Bestand sei sehr extensiv geführt worden und habe im Vergleich zum Raps sehr wenig Aufwand verursacht. Und dies bei sehr guten Preisen. Auch in diesem Jahr wächst die Kultur in Köllitsch daher wieder auf 18 ha.
Soja als Alternative
Auf weiteren 14 ha wachsen Sojabohnen, die eine weitere Alternative sein könnten. Allerdings sind die erzeugten Mengen zu klein, um sie sinnvoll zu vermarkten. Für die Verfütterung im Betrieb fehlt indes noch eine wirtschaftlich darstellbare Methode zur thermischen Aufbereitung der Bohnen.
„Feldrundfahrt für Jedermann“ am 2. Juni
Wie die Kulturen im Feld stehen, können sich Berufskollegen und alle anderen Interessierten am 2. Juni von 18 bis 20 Uhr bei der „Feldrundfahrt für Jedermann“ ansehen, zu der das LVG einlädt.
Als eine der Folgen der Dürrejahre 2018 bis 2020 hat sich das LVG inzwischen gänzlich vom Anbau von Energieholz verabschiedet. Die Kurzumtriebsplantage (KUP) ist nunmehr völlig gerodet, nachdem die dort wachsenden Gehölze nach langer Trockenheit geschwächt und weitgehend eingegangen waren.
Der Umbruch war durchaus herausfordernd. Die Baumstümpfe wurden gemulcht, die Fläche anschließend mit einem älteren Drehpflug und einer Kreiselegge bearbeitet und anschließend per Hand die Wurzelstücke abgesammelt. Durch den Anbau von Mais als intensive Ackerfrucht soll der Boden jetzt wieder kultiviert werden.
LVG lädt zum Tag der offenen Tür am 11. Juni
Genutzt werden soll die ehemalige KUP-Fläche künftig als Versuchsfläche für eine Agri-Photovoltaik-Anlage, die in Köllitsch entstehen und Erkenntnisse für die Praxis liefern soll. Erste Informationen darüber können Interessierte am Sonnabend, den 11. Juni, in der Zeit von 10 bis 16 Uhr erhalten. Aber bei Weitem nicht nur darüber. An diesem Tag lädt das LVG Köllitsch zum Hoftag – und feiert sein 30-jähriges Bestehen.
1992 wurde im ehemaligen Volkseigenen Gut auf Beschluss des Sächsischen Landtages ein Lehr- und Versuchsgut eingerichtet. Das Jubiläum wird nun gefeiert. Letztmals hatte Köllitsch im Jahr 2017 zum Hoftag eingeladen. Dann machte die Pandemie den Plänen zweimal einen Strich durch die Rechnung.
Auf dem Programm des Hoftages vom LVG Köllitsch steht wieder einiges, was sowohl Laien- als auch Fachpublikum ansprechen dürfte. Tierschau, Geflügelausstellung, Rundgänge durch das Damwildgehege zählen dazu. Weiterhin gibt es Pferdesportvorführen des Reitvereins aus dem benachbarten Adelwitz, Schaudreschen mit historischer Landtechnik durch den Schlepperverein Koßdorf und Feldfahrten sowie Führungen durch die Lehrkabinette im Speicher, das Lehrlingswohnheim und zum Lehrbienenstand.
Praxis-Talk zum Wolf: Bauernzeitung beteiligt sich am Hoftag
Darüber hinaus gibt es an verschiedenen Punkten auf dem Gelände des Tierhaltungsbereichs geballte Informationen zu sechs Themenkomplexen: Berufliche Bildung, Landwirtschaft und Naturschutz, artgerechte Haltung und Tierwohl, Digitalisierung und sensorgestützte Landwirtschaft, Biogas und Energie in der Landwirtschaft sowie Pflanzenschutz.
Ein Bauern- und Handwerkermarkt sorgt für Abwechslung und stellt das leibliche Wohl sicher. Auch die Bauernzeitung beteiligt sich am Hoftag ihres Praxispartners: In einem hybriden Praxis-Talk wollen wir mit interessanten Gesprächspartnern aus Wissenschaft und Praxis und dem Publikum das Thema Wolf und Herdenschutz diskutieren.