Maschinenringe in Sachsen gehen Hand in Hand

Für die Projektidee konnte Wolfgang Ahnert (2. v. l.) auch Agrarminister Wolfram Günther begeistern, als dieser kürzlich auf Einladung der sächsischen Maschinenringe den Landwirtschaftsbetrieb von Ralf Kühn (l.) in Topfseifersdorf besuchte. (c) Karsten Bär
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Unter Leitung der sächsischen Maschinenringe will ein Projektbündnis ein innovatives Streifensaat-Anbausystem etablieren. Die Partner hoffen, den Sprung in die Umsetzungsphase eines Bundesprogramms zu schaffen.

Von Karsten Bär

Es ist das Schlüsselprojekt im gemeinsamen Vorhaben: Die Entwicklung eines Streifensaat-Anbausystems, das dauerhaft und durchgängig angewendet werden kann, dabei Kosten spart, Ressourcen schont und das Klima schützt. Doch allein dabei soll es nicht bleiben. Bis hin zur Vermarktung regionaler Produkte und zum Einbeziehen der Verbraucher will man im Gesamtprojekt kommen. Die Landwirtschaft könne regionaler Dienstleister für die Gesellschaft werden und sich dadurch neue Geschäftsfelder erschließen, fasst Melanie Kögler, Geschäftsführerin des Maschinen- und Betriebshilferings Vogtland und Projektkoordinatorin, zusammen.

langfristige perspektiven

Den Ansatz, den die drei Partner – die Arbeitsgemeinschaft der sächsischen Maschinen- und Betriebshilferinge (AG MR), die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden und das Lößnitzer Unternehmen Landtechnik Eidam GmbH – langfristig verfolgen, ist sehr umfassend. „Wir denken da etwas größer“, sagt Hendryk Eidam, Geschäftsführer der Eidam Landtechnik GmbH, und lacht: „Kleiner wird es von allein.“

Aus dem Feld von 130 Bewerbern hat das sächsische Vorhaben „Diversitäts-Management und neue Prozessqualität für nachhaltige Landwirtschaft und regionale Wertschöpfung“ (DMPL) den Sprung in die zweite Runde eines Förderprogramms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geschafft. Als eins von 44 sogenannten Wir! Bündnissen, wie die Projekte bezeichnet werden, befinden sich die drei Partner jetzt in der Konzeptphase des Programms „WIR! Wandel durch Innovation in der Region – Förderung der regionalen Innovationsfähigkeit und für langfristige Perspektiven für Wertschöpfung und Beschäftigung“. Mithilfe einer Förderung in Höhe von 250.000 Euro haben sie jetzt die Chance, die Grundlagen für das Überwinden der nächsten Hürde und den Eintritt in die Umsetzungsphase des Programms zu schaffen.

Maschinenringe in Sachsen: wollen Gemeinsam Anbausystem entwickeln

Ausgangspunkt für das Projekt der sächsischen Maschinenringe sind Überlegungen, wie Landwirte künftig wirtschaften, wenn der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger immer mehr zurückgefahren werden soll. Hier gelte es, technische und pflanzenbauliche Lösungen zu finden, meint Wolfgang Ahnert, Vorsitzender der AG sächsischer Maschinenringe, und verweist auf Zwischenfruchtmischungen, die das Wachstum von Unkräutern unterdrücken, Stickstoff binden und Humus aufbauen. Sie ergänzen, was innovative Maschinen können.

Letztere bringt Eidam Landtechnik in das Projekt ein. Auf Grundlage eines bestehenden Systems hat das Lößnitzer Unternehmen eine Maschine angepasst und weiterentwickelt, mit der sich Streifendirektsaat als durchgängiges Bearbeitungssystem etablieren lassen soll. Minimalinvasiv werden von ihr alle nötigen Arbeitsgänge in einem Durchgang erledigt. Das spart Kosten, schützt den Boden und verbessert seinen Wasserhaushalt. Allerdings müsse man ein Gesamtanbausystem für das Verfahren etablieren, mit einer angepassten Fruchtfolge, die ohne Pflug und ohne Spritzmittel auskommt, so Hendryk Eidam. Dies zu entwickeln, sei Teil des Projektes, ebenso wie die Anpassung an unterschiedliche Standortverhältnisse.


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Für die Überführung des Anbausystems in die Praxis sind Tests unter realen Anbaubedingungen nötig. Diese sollen mithilfe von Mitgliedsbetrieben der Maschinenringe durchgeführt werden. Beteiligt sind die Maschinenringe Altwettiner Land, Rochlitz, Westerzgebirge und Vogtland mit zusammen über 800 Betrieben in einem Gebiet von Nordsachsen bis ins Gebirge mit unterschiedlichsten Bodenverhältnissen und Niederschlagsbedingungen. „Wir sehen hier die Chance, Hand in Hand mit den Anwendern ein praktikables Anbausystem zu entwickeln“, sagt der Landtechnik-Hersteller. Derzeit suchen die beteiligten Maschinenringe unter ihren Mitgliedern Betriebe, die die Versuche durchführen wollen. Den Zuschlag im Förderprogramm vorausgesetzt, soll ab übernächstem Jahr zunächst der Anbau von Mais nach Zwischenfrüchten und mit Untersaatmischungen getestet werden.

Maschinenringe in Sachsen: regionale wertschöpfungsketten

Mit der Etablierung des Anbausystems ist es aus Sicht der Projekt-Akteure jedoch nicht getan. Denn dass die notwendigen Fruchtfolgen Pflanzen enthalten werden, die zwar ackerbauliche Effekte haben, aber für die es bislang kaum Nachfrage am Markt gibt, wird auf längere Sicht Überlegungen notwendig machen, wie sie zu verwerten und zu vermarkten sind. Eine Herausforderung, in der die Projektpartner auch eine Chance für die Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten sehen. Ansätze hierfür und weitere Ideen für das Projekt sollen – so es die Lage erlaubt – in nächster Zeit in Workshops diskutiert werden.

Bis Ende Mai 2021 haben die Partner Zeit, bis zu drei Teilprojekte zu entwickeln und einzureichen. Aus allen eingegangenen Konzepten werden vom BMBF 23 ausgewählt und ihre Umsetzung über sechs Jahre gefördert.