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Agrofarm eG Lüssow: Eine Grasernte wie aus dem Lehrbuch

Arbeiteten erstmals bei der Grasmahd zusammen: Häckslerfahrer Erik Severin und Abfahrer Philipp Krüger. (c) Gerd Rinas
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Die Grasernte der Agrofarm eG Lüssow hat begonnen – dieses Jahr unter den perfekten Witterungsbedingungen. Die Vorbereitungen für die nächste Ernte laufen bereits, doch was dem Betrieb Sorgen macht, sind die wenigen Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz.

Von Gerd Rinas

Für Philipp Krüger war der erste Schnitt auf dem Grünland in diesem Frühjahr ein besonderer: Zum ersten Mal durfte der 24-Jährige in der Agrofarm Lüssow als Abfahrer ran. „Im vorigen Jahr half ich beim Silomachen. Dieses Mal nun als einer von vier Abfahrern. Es hat gepasst“, freut sich der junge Landwirt und lobt den Teamgeist in der Häckselkette: „Enger Kontakt ist wichtig, damit ein Rad ins andere greift“, hat Krüger erkannt.

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Agrofarm eG Lüssow: Optimale Witterungsbedingungen

Mit Häckslerfahrer Erik Severin verständigt er sich entweder per Sprechfunk oder Handzeichen. „Manchmal, wenn es unvorhergesehene Situationen gibt, zum Beispiel nasse Stellen, wo man versacken kann, halten wir auch mal kurz an und tauschen uns aus“, sagt Severin.

Die Witterungsbedingungen für die Ernte auf 400 ha Grünland waren in der vorigen Woche ziemlich optimal: „Es war trocken, die Sonne schien und es ging ein leichter Wind“, berichtet der Fahrer. „Zwei Mähkombinationen, ein Schwader, zwei Wender, ein Häcksler Claas Jaguar 950 und zwei Festfahrer im Silo sorgten zudem für die nötige Schlagkraft in der Häckselkette.

Arbeiteten erstmals bei der Grasmahd zusammen: Häckslerfahrer Erik Severin und Abfahrer Philipp Krüger.
Arbeiteten erstmals bei der Grasmahd zusammen: Häckslerfahrer Erik Severin und Abfahrer Philipp Krüger.

Ernte mit Wildtierrettern

„Damit die sich entfalten kann, braucht es eine exakte Planung und genaue Absprachen“, betont Vorstandsvorsitzender Lars-Peter Loeck. Umso mehr, seitdem zur Ernte auf dem Grünland die Wildtierretter mit an Bord sind. „Im vorigen Jahr haben wir zum ersten Mal mit ihnen zusammengearbeitet. Wir haben Kartenmaterial von den Grünlandflächen zur Verfügung gestellt und sind gemeinsam die Wiesen abgelaufen“, so Loeck.

Die Aktion bedeutet für die Landwirte zusätzlichen Aufwand. Sie müssen jetzt nicht nur die Witterung und den Erntefortschritt im Blick behalten, sondern auch die Anforderungen der Kitzretter beachten, mitunter sogar den Ernteablauf umstellen. „Wenn man nicht frühzeitig kommuniziert, kann schnell Sand in die Häckselkette kommen“, weiß Lars-Peter Loeck. Doch der Einsatz lohnt sich: 2020 bewahrten die Wildtierretter mit Drohne und Wärmebildkamera zwölf Kitze vor dem Mähtod – in diesem Jahr 21.



Ernte wie aus dem Lehrbuch

Nach acht Tagen endete am Freitag voriger Woche in der Agrofarm der erste Schnitt. „Es war eine Ernte wie aus dem Lehrbuch, mit sehr gutem Ertrag. Zur Bewertung der Qualität warten wir noch auf die Probenergebnisse aus dem Labor“, erläutert Loeck. Auf den abgeernteten Flächen wurde 40-prozentiger Kali gestreut. „Gern würden wir das Grünland auch mit einer Stickstoffgabe versorgen. Wegen der Auflage, in den roten Gebieten nur noch 20 Prozent unter dem Pflanzenbedarf zu düngen, müssen wir aber darauf verzichten“, bedauert Loeck.

Umstellen muss sich der Betrieb auch bei der Vermarktung von Futter, das nicht für die eigenen Milchrinder benötigt wird: Noch im vorigen Jahr verkaufte die Agrofarm für etwa 35.000 Euro Grassilage an die nur wenige Kilometer entfernte größte Biogasanlage Europas. Deren Eigentümerin, die Güstrower Stöckli Biochem GmbH, hatte die Großanlage an die Nawaro AG verleast, sie Ende März aber an die niedersächsische EnviTec Biogas AG verkauft. Das Unternehmen will künftig statt Mais und Grassilage vor allem Hühnertrockenkot für die Produktion von Biomethan verwerten. „Damit können wir leider nicht dienen“, bedauert Loeck, der aber zuversichtlich ist, andere Käufer für die nicht benötigte Silage zu finden.

Neuer Geteidetrockner – gut angelegtes Geld

Sechs Mal am Tag zog Maren Krüger Futterproben und bestimmte die Trockensubstanz.
Sechs Mal am Tag zog Maren Krüger Futterproben und bestimmte die Trockensubstanz.

Unterdessen laufen in Lüssow die Vorbereitungen für die nächste Ernte:
Seit zwei Monaten errichtet eine Fachfirma neben der großen Lagerhalle einen neuen Getreidetrockner. Der Vorgänger hat 27 Jahre lang gute Dienste geleistet, erwies sich zuletzt aber als zunehmend störanfällig. „Der Heißlufterzeuger war verschlissen, dafür ist kein Ersatz mehr zu kriegen“, sagt Lars-Peter Loeck.

350.000 Euro investieren die Lüssower in den neuen Trockner. Für den Vorstand ist das gut angelegtes Geld. Zwar verkauft die Agrofarm Vermehrungsgetreide und Triticale aus der Ernte an den langjährigen Partner, die Ceravis AG. Der Raps wird direkt vom Erntefeld an die Getreide AG im Rostocker Seehafen vermarktet. Weizen und Gerste lagern die Landwirte aber selbst ein. „Dafür ist ein eigener Trockner unabdingbar“, so Loeck.

Die neue Anlage, ebenfalls auf Heizölbasis, kann 15 t Getreide in einer Stunde 4 Prozent Feuchte entziehen. Damit ist die Kapazität doppelt so hoch wie beim Vorgängermodell. „In vierzehn Tagen, rechtzeitig vor dem Start in die Gerstenernte, soll Übergabe sein“, so Loeck.

Wenige Auszubildende

Nicht zufrieden ist der Vorstandsvorsitzende mit den Vorbereitungen auf das neue Ausbildungsjahr. Bisher sind erst sechs Bewerbungen eingegangen. „Wir würden uns über weitere freuen“, lädt Loeck Interessenten ein. Die Hauptursache für die vergleichsweise geringe Nachfrage vermutet der Vorstand in der Corona-Pandemie: „Bis Mitte Mai durften wir Schülern wegen der Infektionsschutzauflagen kein Praktikum auf dem Betrieb anbieten. Vier Bewerbern mussten wir in diesem Frühjahr des-halb absagen“, bedauert Loeck.

Seit Montag schaut sich eine Schülerin aus der 8. Klasse für eine Woche auf der Agrofarm um. Sie hat sich auch schon für drei Wochen im nächsten Jahr angemeldet. Derzeit werden im Betrieb acht Lehrlinge in allen drei Lehrjahren ausgebildet. Zwei Land- und zwei Tierwirte sollen bis September hinzukommen. „Wir warten jetzt mal die Prüfungen in den Schulen ab. Vielleicht entscheidet sich der eine oder andere danach noch für eine Ausbildung in der Landwirtschaft“, hofft Loeck.