Agrofarm Lüssow setzt auf „Salami-Taktik“
Den Start in die Gerstenernte hat man sich in der Agrofarm Lüssow anders vorgestellt: Bei unserem Praxispartner in Mecklenburg-Vorpommern unterbricht Regen den Drusch nach nur wenigen Stunden.
Von Gerd Rinas
Die Bedingungen waren nicht optimal: Regen an den Tagen zuvor, das Getreide mit 17,5 % Feuchte trocknungspflichtig. „Wir haben uns dennoch entschieden, anzufangen. Auf 455 Hektar ist das Korn reif. Wenn wir weiter warten, leidet die Standfestigkeit und die Ähren knicken ab“, gab Lars-Peter Loeck, Vorstandsvorsitzender der Agrofarm eG Lüssow im Landkreis Rostock den Startschuss zur Wintergerstenmahd.
Agrofarm Lüssow: Hohe Schlagkraft beim Drusch
Die Lüssower bringen die Ernte mit drei eigenen Mähdreschern ein: Ein Claas Lexion 770 mit 12-m-Schneidwerk und zwei Lexion 760 mit 9 m Arbeitsbreite sorgen für Schlagkraft. Alle Maschinen sind mit Raupenfahrwerk unterwegs. „Mit den drei Dreschern schaffen wir bis zu 90 ha Gerste am Tag. Solche Bedingungen haben wir aber selten. Deshalb haben wir vorsichtshalber acht Druschtage eingeplant“, so Loeck.
Ist das Getreide vom Halm, wird es eingelagert. Vermarktet wird an einen Händler, der selbst nicht mehr einlagert. „Damit spart er Kosten. Einen Teil davon gibt er als Vorteil an die Landwirte weiter, die ihr Lager zur Verfügung stellen. Der Händler ruft die Ware ab, wenn ein Schiff den Rostocker Überseehafen ansteuert. Dieses Modell kommt uns entgegen, weil wir 9.000 t Getreide und Raps einlagern können“, erläutert Loeck. Holt der Händler die Ware nach dem 1. Oktober, zahlt er außerdem Lagergeld.
Zwei Drittel durch Vorkontrakte gebunden
Bis zur Ernte haben die Lüssower zwei Drittel des erwarteten Ertrags durch Vorkontrakte gebunden. Seit Jahren wird nach dem gleichen Muster vermarktet. „Wir nennen es Salami-Taktik“, lacht Loeck. Im September des Vorjahres wird der erste Kontrakt, etwa über 200 t Winterweizen und -gerste, geschlossen. In den Monaten darauf folgen weitere Verkäufe. „Erst gestern haben wir den vorerst letzten Kontrakt über 200 t A-Weizen, Basis September mit Weiterlagerung im eigenen Betrieb, für 18 €/dt vereinbart.“
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Um sicherzustellen, dass sie liefern können, setzen die Landwirte einen mittleren Ertrag an. „Da jede Fuhre Korn vor dem Einlagern gewogen wird, sind wir immer auf dem Laufenden“, erläutert Loeck. Über die Preise an den Märkten verschafft er sich täglich einen Überblick. Erstmals wurde ein Teil des Vermehrungs-Winterweizens in diesem Jahr an der Börse abgesichert. „Nun hoffen wir auf eine ordentliche Ernte.“ Dass das wieder eine Herausforderung werden könnte, zeigte sich schon zum Start: Nach vier Stunden beendete Regen den ersten Gerstendrusch.
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