ASP: Backhaus erhebt Vorwürfe gegen Bundesministerin Klöckner
Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf einem Mastbetrieb in Vogelsang bei Rostock zeigt sich Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus „verbittert“ über fehlende Impfstoffe und mangelnde Unterstützung vom Bund.
Von Gerd Rinas
Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus hat heute schwerwiegende Vorwürfe gegen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erhoben. Er sei „verbittert“ darüber, dass es bisher nicht gelungen sei, einen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest bereitzustellen. Bei Corona sei dies sehr schnell möglich gewesen, sagte Backhaus einen Tag nachdem der erste ASP-Befund in Mecklenburg-Vorpommern in einem Mastbetrieb in Vogelsang bei Rostock amtlich bestätigt worden war.
„Nur Tiere betroffen“
Aber bei ASP seien ja „nur Tiere betroffen“, mutmaßte der Minister über Gründe für den fehlenden ASP-Impfstoff. „Wenn die Situation in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen eingetreten wäre, wäre bestimmt schon was passiert“, legte Backhaus auf einer Pressekonferenz in Schwerin nach. Auch beim Bau der ASP-Schutzzäune an der Grenze zu Polen und der zentralen Koordinierung der ASP-Bekämpfung habe es „keinerlei Unterstützung“ vom Bund gegeben.
ASP bei Mastschweinen im Landkreis Rostock festgestellt
Nach positiven PCR-Tests an verendeten Mastschweinen aus einem Bestand im Landkreis Rostock hat sich bei weiteren Untersuchungen der Verdacht auf Afrikanische Schweinepest (ASP) bestätigt. Es ist der erste ASP-Ausbruch im Nordosten. mehr
Feiler: Behauptungen „schlicht falsch“
Aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) wurden die Vorwürfe postwendend zurückgewiesen. „Minister Backhaus stellt Behauptungen in den Raum, die schlicht falsch sind“, erklärte ASP-Beauftragter Uwe Feiler. Richtig sei, dass das BMEL die Entwicklung eines Impfstoffs unterstütze, das ASP-Virus aber viel komplexer sei als das Corona-Virus. Beim Bau des ASP-Schutzzaunes habe das Bundesministerium bei der EU-Kommission erfolgreich auf eine Mitfinanzierung hingewirkt. Aus EU-rechtlichen Gründen würden bisher aber nur Kosten erstattet, die bei der unmittelbaren Tierseuchenbekämpfung entstünden.
Fehlt es an zentraler Koordinierung?
Auch Backhaus‘ Kritik an fehlender zentraler Koordinierung der ASP-Bekämpfung wollte Feiler nicht gelten lassen. Der Zentrale Krisenstab im BMEL koordiniere die Bekämpfungsmaßnahmen und eine Bund-Länder „Task Force“ seit vielen Jahren die Zusammenarbeit in der Tierseuchenbekämpfung.
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ASP in MV: „Punkteintrag“ aktuell nicht nachvollziehbar
Unterdessen sind am und um den ASP-Ausbruchsort im Landkreis Rostock Seuchenbekämpfungsmaßnahmen angelaufen. Laut einer Pressemitteilung, die das Schweriner Agrarministerium nach der Pressekonferenz heute Vormittag veröffentlichte, handelt es sich um Vogelsang und einen ASP-„Punkteintrag mitten in Mecklenburg-Vorpommern“ ohne vorherigen Nachweis in der Wildschweinepopulation. „Das hat es so in Deutschland noch nicht gegeben“ und sei aktuell „nicht nachvollziehbar“, so Backhaus betroffen. Epidemiologen arbeiteten mit Hochdruck daran, die Einschleppungsursache aufzuklären.
Spezialunternehmen morgen vor Ort
Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Landkreises Rostock hat den Betrieb gesperrt sowie eine Schutzzone von 3 km und eine Überwachungszone 10 km um den Seuchenausbruchsbestand verfügt. Bis Wochenbeginn waren in dem Betrieb 48 Schweine an ASP verendet. Der gesamte Bestand von etwa 4.000 Tieren soll ab morgen von einem Spezialunternehmen tierschutzgerecht getötet werden.
20 Schweinehaltungen in der Sperrzone
In der Sperrzone im 10-km-Radius gibt es laut Agrarministerium 20 Schweinehaltungen. Für alle Tierhalter im betroffenen Gebiet gelten strenge Vorschriften. Die Schweine werden nun von Amtstierärzten untersucht. Oberstes Ziel ist es, die Verschleppung des ASP-Virus in andere Schweinehaltungen und den Wildschweinebestand in MV zu verhindern.