Bauernverband MV: Insekten schützen, ohne dass Landwirte auf der Strecke bleiben

Traktorkorso am 9. Februar in Stralsund. © Gerd Rinas
Artikel teilen

Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern hat sich enttäuscht über die Verabschiedung des Insektenschutzpakets durch das Bundeskabinett gezeigt. „Wir hatten auf eine andere Entscheidung gehofft“, sagte Präsident Detlef Kurreck. Agrar- und Umweltminister Till Backhaus erwartet vom Verband „konkrete Lösungsvorschläge“.

Der Unmut der Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern über die Verabschiedung des Insektenschutzpakets durch das Bundeskabinett ist groß. In den vergangenen Monaten hatten sie immer wieder für kooperativen Insektenschutz demonstriert und auf ihr Engagement für Naturschutz und Artenvielfalt hingewiesen. Fast jeden zweite Hektar im Land bewirtschaften sie schon nach den Vorgaben des Greenings oder eines Agrarumweltprogramms. Allein 2020 haben sie mehr als 7.200 Hektar Blühflächen angelegt. „Neben der Bevormundung durch ein straffes Ordnungsrecht müssen wir nun auch finanzielle Einbußen hinnehmen. Das ist bitter“, sagte der Präsident des Bauernverbandes MV, Detlef Kurreck.

Appell: gemeinsam Weg bahnen

Der Verband will sich aber weiter für einen fachlich fundierten Insektenschutz einsetzen und vor den Beschlüssen in Bundestag und -rat Gespräche mit Abgeordneten führen. „Wir werden leidenschaftlich für unseren Weg für mehr Insektenschutz werben“, kündigte Kurreck an. Mit Blick auf die neuen Länderöffnungsklauseln appellierte er an Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschafts- und Umweltminister Till Backhaus, gemeinsam einen Weg zu bahnen, „der den Insektenschutz vorantreibt, ohne dass die Landwirte auf der Strecke bleiben“.

Der Minister zeigte zunächst allerdings „wenig Verständnis“ für die Enttäuschung der Bauern. Tatsächlich werde fast jeder zweite Hektar im Land nach den Vorgaben des Greenings oder eines Agrarumweltprogramms bewirtschaftet. Das bedeute aber auch, dass auf der anderen Hälfte der Flächen keine Maßnahmen ergriffen werden, die Klima oder Umweltschutz dienten. „Wir reden hier über weit mehr als 600.000 Hektar“, gab Backhaus zu bedenken.

Backhaus: Vorschläge statt „Lamento“

Zudem erwähne der Bauernverband nicht, dass Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen bezahlt würden. Nach Backhaus‘ Angaben hat das Land allein im vergangenen Jahr für elf Programme 60 Mio. € an teilnehmende Landwirte ausgezahlt und von 2014 bis 2020 fast 380 Mio. €. Der Minister räumte ein, dass die Landwirtschaft „vor riesigen Herausforderungen“ stehe. Allerdings müsse die Gesellschaft als Ganzes mehr für Klimaschutz, Artenvielfalt und sauberes Wasser tun. „Niemand kann sich davon ausnehmen, wenn wir eine lebenswerte Umwelt erhalten wollen. Deswegen erwarte ich gerade auch vom Bauernverband konkrete Lösungsvorschläge statt eines dauernden Lamentos“, so Backhaus. red