Schweinehaltung in MV

Ceres-Award-Gewinner Torsten Roder gibt auf

Die Haltungsbedingungen der „Mecklenburger Strohschweine“ überzeugten 2020 die Fachjury des Ceres Awards. Torsten Roder (r.) mit Sohn Gino. (c) Timo Jaworr/agrarheute

Bürokratie und steigende Kosten zwingen Schweinehalter Torsten Roder aus Mecklenburg-Vorpommern zur Aufgabe. Trotz hoher Tierwohlstandards sieht er keine Zukunft für die Schweinehaltung in Behren-Lübchin. Dabei hatte Roder 2020 den Ceres Award als bester Schweinehalter Deutschlands gewonnen.

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Seit Jahrzehnten bewirtschaften Torsten Roder und sein Bruder Holger im Familienbetrieb der Armin Roder & Söhne GbR in Behren-Lübchin im Landkreis Rostock einen Betrieb mit Sauen- und Schweinemastplätzen im geschlossenen System. Als „Mecklenburger Strohschweine“ wurde das Schweinefleisch erfolgreich vermarktet und seit 2013 für die Ludwigsluster Fleisch und Wurstwaren vertraglich gemästet.

Ceres Award als bester Schweinehalter Deutschlands

Nachdem der Betrieb im gleichen Jahr vom Deutschen Tierschutzbund für seine besonders tierartgerechte Haltung zertifiziert wurde, habe man mithilfe von Fördermitteln noch mal richtig viel Geld in die Hand genommen und für 1,3 Mio. Euro zwei neue Mastställe gebaut, so Torsten Roder. Im Jahr 2020 gewann er den wohl wichtig­sten Preis für die Landwirtschaft, den Ceres Award, und wurde zu Deutschlands bestem Schweinehalter gekürt.

Schweinehaltung: Kosten zu hoch und Bürokratie ufert aus

Nun gibt der Landwirt die Schweinehaltung auf. Nach dem ersten finanziellen Tiefschlag während Corona, bei dem der Fleischabsatz in der Gastronomie gänzlich zusammenbrach, folgte der Ukraine-Krieg. „Plötzlich sind alle Kosten explodiert“, erzählt Roder. In dieser schwierigen Zeit habe die Ludwigsluster Fleisch und Wurstwaren weiterhin seine Schweine zu halbwegs akzeptablen Preisen vermarktet.

Die Umsätze seien zwar gesunken, aber der eigentliche Grund, warum er nun die Schweinehaltung einstelle, liege ganz woanders. „Es ist die ausufernde Bürokratie, das ewige Hin und Her. Ich frage mich wirklich, wer sich zum Beispiel das mit der Tierhaltungskennzeichnungsverordnung hat einfallen lassen“, so Roder.

Strohschweine: Schweine und Ferkel leben artgerecht

Seine 4.500 Schweine, vom Ferkel bis zum schlachtreifen Tier, und die 300 Zuchtsauen leben tierartgerecht in Tiefstreuställen, haben mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben und rohfaserreiches Beschäftigungsmaterial in Form von Stroh als Einstreu und Raufutter, zählt Roder die Pluspunkte auf. „Wir füttern GVO-frei, wir kastrieren nicht und wir haben riesige Buchten, wo sich die Tiere bewegen und wühlen können. Und trotzdem bekommen wir die Verträge gekündigt, weil es sich um die Haltungsform 2 handelt und den Tieren laut Definition die Außenklimareize fehlen.“ Mittlerweile werde mindestens Haltungsstufe 3 vom Handel verlangt.

Immer weniger Betriebe mit Schweinehaltung

„Die Discounter werden in Zukunft nicht nur deutsches Schweinefleisch der Haltungsstufen 3 und 4 anbieten. Das sind reine Lippenbekenntnisse“, ist sich Roder sicher. Davon ist auch Antje Menz, Fachkoordinatorin Schweine­haltung/Betriebswirtschaft von der LMS Agrarberatung überzeugt. „Was tun, wenn Fleisch der Stufen 3 und 4 aus dem europäischen Ausland kommt? Von dort, wo die zusätzlichen Anforderungen, die wir hier in Deutschland haben, nicht noch on top zu den europäischen Anforderungen kommen. So machen wir uns die eigene Schweinehaltung in Deutschland kaputt“, sagt die Beraterin. „Wenn wir den Schweinebestand in MV in den Jahren 2020 bis heute betrachten, haben wir ein Drittel der Betriebe verloren. Wir betreuen noch ungefähr 60 Betriebe mit abnehmender Tendenz.“ Sie könne heutzutage keinem Schweinehalter anraten, in eine höhere Haltungsstufe zu investieren, wenn da nicht ein mittel- oder langfristiger Vertrag dahinter stehe.

Tiere gehen im Herbst 2025 zur Schlachtung

Der Betrieb Roder sei immer einer der Betriebe gewesen, der sehr engagiert vorweg gegangen sei und der nun durch die neue Kennzeichnungspflicht aus dem System falle. Schätzungsweise im Herbst des kommenden Jahres werden die Stallungen bei Roder geräumt sein – dann, wenn der letzte Mastvorgang beendet ist und die Schweine zur Schlachtung gehen.

Noch denkt der 60-jährige Landwirt nicht ans Aufhören, aber die Hofnachfolge sei schon geklärt. „Die Söhne werden sich zukünftig auf unseren 1.000 Hektar großen Marktfruchtbetrieb konzentrieren. Denn ich möchte ihnen die Verantwortung für die Schweinehaltung, gerade vor so einem unsicheren politischen Hintergrund, nicht zumuten.“

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