Danish Crown schließt Betrieb in MV
Seinen Zerlegebetrieb in Boizenburg an der Elbe wird Danish Crown abwickeln. Als Grund nennt der dänische Fleischkonzern rückläufige Schlachtzahlen und sinkenden Konsum. Die Erzeuger in der Region sind überrascht.
Der dänische Schlacht- und Verarbeitungskonzern Danish Crown (DC) wird seine Kapazitäten am deutschen Markt verringern und neu strukturieren. Wie das Unternehmen am Donnerstag (19. Januar) mitteilte, will man dafür den Zerlegebetrieb in Boizenburg (Mecklenburg-Vorpommern) schließen. Die Schlachtung und Grobzerlegung von Schweinen in Deutschland will DC auf den niedersächsischen Standort in Essen bei Oldenburg konzentrieren.
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Die Entscheidung begründet der Konzern mit dem starken Einbruch der Schweineproduktion in Deutschland seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Herbst 2020. In der Folge habe sich der deutsche Markt, bis dahin europaweit einer der führenden beim Fleischexport, zunehmend auf die Inlandsversorgung konzentriert. Aus dieser Entwicklung würden nun die Konsequenzen gezogen und Produktionskapazitäten abgebaut.
„Es ist an der Zeit, dass wir unseren Schwerpunkt von der groß angelegten Produktion vermehrt auf eine agile Herstellung verlagern“, erklärte DC-Vorstandschef Jais Valeur. Der Schlachtbetrieb in Essen (Oldenburg) spiele eine wichtige Rolle bei der Rohwarenversorgung der eigenen Verarbeitungsbetriebe. „Wir werden unsere Produktion so anpassen, dass wir von Woche zu Woche genau die Waren produzieren, die unsere Kunden in Deutschland und im übrigen Europa nachfragen“, erläuterte Valeur in einer Mitteilung des Unternehmens.
Schluss nach fast 20 Jahren
Von dem seit fast 20 Jahren betriebenen Zerlegewerk in Boizenburg wird dem dänischen Fleischkonzern zufolge in den nächsten sechs Monaten ein Großteil der Aktivitäten nach Niedersachsen verlagert. Den rund 200 Beschäftigten wird, soweit wie möglich, eine Beschäftigung bei einer der anderen Produktionsstätten des DC-Konzerns angeboten. Die Betriebsleitung in Boizenburg wird nun Verhandlungen mit dem Betriebsrat einleiten. Sobald die Verhandlungen abgeschlossen sind, will DC einen Plan für die Einstellung der Produktion in Boizenburg ausarbeiten. Danach soll das Betriebsgelände veräußert werden.
Danish Crown Deutschland betreibt derzeit einen Schweine- und zwei Rinderschlachthöfe (darunter in Teterow), sowie drei Verarbeitungsbetriebe mit einer Kapazität von 460.000 t. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22 betrug 1,4 Mrd. €. Der Gesamtkonzern steigerte seinen Umsatz im vorigen Geschäftsjahr nach eigenen Angaben um zehn Prozent. Damit setzte das in Randers ansässige Unternehmen erstmals in seiner Geschichte 64 Mrd. Kronen (8,6 Mrd. €.) um. Der Anstieg beruhe in erster Linie auf Preiserhöhungen bei Rindfleisch und veredelten Produkten, so dass der Konzern trotz schwieriger globaler Marktgegebenheiten für Schweinefleisch ein solides Betriebsergebnis auf Vorjahresebene erwirtschaftet habe, meldete er im November 2022.
Branche von Danish Crown nicht informiert
Die Schweinebranche in Mecklenburg-Vorpommern reagierte überrascht von der Nachricht zu diesem Zeitpunkt. Entsprechende Signale habe es vorab nicht gegeben, hieß es. Allerdings, so räumen Erzeugervertreter ein, kommt die Entscheidung angesichts der allgemein rückläufigen Schlachtzahlen nicht völlig unerwartet. Auch das Schweriner Landwirtschaftsministerium erfuhr offensichtlich erst aus den Medien von dem Schritt. Landwirtschaftsminister Till Backhaus bedauerte die Standortschließung in einer Pressemitteilung. Diese sei auf die dramatische Entwicklung im Schweinebereich mit deutlichen Bestandsrückgängen und ungelösten Fragen zum Umbau der Tierhaltung zurückzuführen.
„Ich habe Bundesagrarminister Cem Özdemir bei einem persönlichen Gespräch im Dezember nochmals auf die Folgen dieser Politik hingewiesen“, erklärte Backhaus. In Boizenburg wurde nach Backhaus‘ Angaben fast ausschließlich dänisches Fleisch zerlegt, das wieder nach Dänemark zurückgeschickt und dann am internationalen Markt, vor allem in Asien (Japan, Korea), vermarktet wurde. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Veredlungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern seien daher in diesem speziellen Fall nicht ganz so gravierend
Insgesamt werde deutlich, erklärte der SPD-Politiker, dass der wirtschaftliche Vorteil für Dänemark am Standort Deutschland zu agieren, nicht mehr so erfolgsversprechend ist, da sich die Löhne in beiden Ländern inzwischen deutlich angenähert haben. Außerdem seien sinkende Tierbestände und Schlachtzahlen auch in Dänemark ein Problem.
Nach aktuellen Zahlen von Destatis und AMI ging der Schweinebestand bis November 2022 in zwölf Monaten allein in Mecklenburg-Vorpommern um 18,6 % zurück. Bundesweit waren es 10,2 %. Auch der Bestand an Zuchtsauen sank bundesweit um 12 % (MV: 14,7 %). Die Zeichen stehen somit nicht auf Erholung des Marktes. (mit AgE)
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