Schließung nach 113 Jahren

Aus für die Mühle Jarmen – eine Tradition geht zuende

Blick auf die Nordland Mühle Jarmen (c) imago images / BildFunkMV
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Am 30. September war Schluss für die Jarmener Mühle. Die Betreiberin GoodMills hatte die Schließung bereits 2019 angekündigt. Auch eine Bürgerinitiative konnte die Eigner nicht umstimmen. Trotzdem besteht noch Hoffnung für Mehl aus Jarmen.

Von David Benzin und Gerd Rinas

Diesem Tag hat wohl niemand der 28 Beschäftigten der Nordland Mühle Jarmen mit Freude entgegengeblickt. Am 30. September wurde die Mühle in Jarmen offiziell geschlossen. Die Betreiberin GoodMills Deutschland GmbH hatte diesen Schritt bereits im September 2019 angekündigt. „Vor dem Hintergrund eines strukturell schwierigen Marktumfeldes und einem seit Jahren anhaltenden Bäckereisterbens haben wir die schwere Entscheidung treffen müssen,“ hatte GoodMills Deutschland am 25. September 2019 mitgeteilt.

Obwohl ein Sozialplan erarbeitet wurde, wechseln nur zwei Mitarbeiter an andere GoodMills-Standorte. Die Jarmener Mühle beschäftigte 28 Mitarbeiter und konnte jährlich 60.000 Tonnen Mehl produzieren – damit war sie der kleinste Standort des Hamburger Konzerns GoodMills, wie der NDR berichtet.

Weiterbetrieb durch ehemalige Mitarbeiter aussichtslos

Nachdem das Gros der Maschinen in den kommenden Monaten abgebaut wird, soll das Gebäude zum Verkauf stehen. An einen Wettbewerber soll die Mühle jedoch nicht verkauft werden, schreibt der NDR. Somit stünden die Ampeln für einen Weiterbetrieb durch die ehemalige Belegschaft auf rot. Zwei Mitarbeiter wollten das Werk ursprünglich weiterführen, erarbeiteten einen Businessplan und bekamen Unterstützung von Wirtschaftsminister Harry Glawe zugesagt. So sollten bei Kosten von zehn Mio. € von zehn Mitarbeitern jährlich 25.000 t Getreide vermahlen werden. Ein Mühlenneubau wäre wohl die letzte Option, um die Getreideverarbeitung am Standort Jarmen zu erhalten. Auch darüber hat es Pläne gegeben – bislang ohne konkretes Ergebnis, doch mit Aussicht auf eine Landesförderung.

Mühlenneubau: Land beteiligt sich an Planungskosten

Die für die Vorbereitung einer Mühlen-Neugründung erforderlichen Planungsleistungen wollen die Koalitionsfraktionen von SPD und CDU aus dem Strategiefonds des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützen. „Die Mühle in Jarmen hat eine über 100-jährige Tradition und ist identitätsstiftend für die Stadt. Als letzte noch arbeitende Großmühle in Mecklenburg-Vorpommern ist sie auch wirtschaftlich von Bedeutung für die Region. Es ist daher zu begrüßen, dass Mitarbeiter der Mühle die Entscheidung des Konzerns nicht einfach hinnehmen, sondern selbst als Unternehmen die wirtschaftlichen Chancen einer Mühle in Jarmen ergreifen wollen,“ sagte der CDU-Abgeordnete Franz-Robert Liskow.

Die Kosten der Beratung und der Erstellung eines Businessplans seien erheblich, ergänzt Liskow. Diese Planungsleistungen sollen daher mit bis zu 50.000 Euro aus dem Strategiefonds es Landes unterstützt werden. Damit wollen die CDU- und SPD-Fraktion der Landesregierung dazu beitragen, dass die Chancen für den Erhalt der Mühlentradition und der Arbeitsplätze in Jarmen gewahrt bleiben.


Die Vermahlungskapazität der modern ausgestatteten, aber zur Schließung bestimmten Mühle in Jarmen beträgt 60.000 t Mehl- und Schrotprodukte pro Jahr. Davon entfallen bis zu 45.000 t auf Weizenprodukte. (c) Harry Erdmann

Bürgerinitiative: Neue Mühle in Jarmen?

Die Bürgerinitiative „Rettet die Jarmener Mühle“ startete seit vergangenem Herbst viele Aktionen gegen die Schließung der Nordland Mühle. Jetzt gibt es Pläne für einen Mühlenneubau. Erste Gespräche sind gelaufen, ein Businessplan soll erarbeitet werden. mehr


Schließung Der JarMener Mühle: Bürgerinitiative blieb erfolglos

Gegen die Schließung des traditionsreichen Mühlenstandortes an der Peene regte sich herber Widerstand. Bürger haben die Initiative „Rettet die Jarmener Mühle“ gegründet und verschiedenste Aktionen gestartet, um GoodMills zum Weiterbetrieb zu bewegen (die Bauernzeitung berichtete). Die Bürgerinitiative hatte Plakataktionen organisiert sowie Buttons und Aufkleber unter die Leute gebracht. Insgesamt wurden knapp 11.000 Unterschriften gesammelt. Entlang der Peene sind Banner mit der Aufschrift „Rettet die Jarmener Mühle“ und „Die Jarmener Mühle hat Zukunft“ aufgestellt worde. Doch alle Bemühungen sind erfolglos geblieben. Wie geplant, beendete die Mühle in Jarmen Ende September offiziell die Produktion. Damit ging auch in Mecklenburg-Vorpommerns letzter großer Getreidemühle das Licht aus.