Mecklenburg-Vorpommern

Dummerstorf: Nicht mehr Leibniz-Institut?

Eine Kuh steht in der Respirationskammer des FBN in Dummerstorf. © FBN
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Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Land nach der Evaluierung die Förderung für das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf einzustellen. Der Hauptkritikpunkt: Das FBN  hat keine übergreifende Forschungsstrategie. Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Backhaus stärkt Institutsmitarbeitern den Rücken.

von Gerd Rinas

Rückschlag für die Agrarforschung in Mecklenburg-Vorpommern: Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat empfohlen, die gemeinsame Förderung von Bund und Land Mecklenburg-Vorpommern für das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf zu beenden. Grundlage des Votums ist die Evaluierung des FBN durch den Senat der Leibniz-Gesellschaft nach der Bewertung durch Sachverständige im April 2019.

Fortschritte reichen dem Senat nicht

In seiner Stellungnahme kommt der Senat zu dem Ergebnis, dass die bei der vorangegangenen Evaluierung 2015 gegebenen Empfehlungen nur unzureichend umgesetzt wurden. Zwar seien die Publikationsstrategie sowie Konzepte für das Einwerben von Drittmitteln und die leistungsorientierte Mittelvergabe überarbeitet worden. Auch seien die von den sechs FBN-Teilinstituten bearbeiteten Programmbereiche neu strukturiert worden.

Allerdings „stagnierten die Leistungen“: Arbeitsergebnisse und Planungen der Institute wurden zweimal mit „sehr gut“, zweimal mit „gut bis sehr gut“ und zweimal mit „gut“ bewertet, genau so wie vor vier Jahren. Die nach der Evaluierung 2015 eingeleiteten Maßnahmen „wurden nicht in eine überzeugende wissenschaftliche Gesamtstrategie integriert“, so der Hauptkritikpunkt des Leibniz-Senats.

FBN-Vorstand und Backhaus bedauern Votum

Vorstand des FBN, Prof. Dr. Klaus Wimmers. © Gerd Rinas

Davon überrascht zeigte sich FBN-Vorstand Prof. Dr. Klaus Wimmers. „Seit der Evaluierung 2015 haben wir ein breites Bündel an Maßnahmen ergriffen, um positive Entwicklungen zu beschleunigen und Stärken auszubauen“, betonte er nach einer Personalversammlung. Wimmers bedauerte, dass bei der Bewertung die Jahre 2018 und 2019 weitgehend unberücksichtigt blieben.

Gerade in jüngster Vergangenheit  habe das FBN bei den angesprochenen Kritikpunkten erhebliche Fortschritte aufzuweisen. So konnte die Zahl von Veröffentlichungen in international renommierten Fachjournalen gesteigert und der Umfang der eingeworbenen Drittmittel fast verdoppelt werden. „Das FBN ist international sichtbar geworden. Auch bei Patenten und Ausgründungen verzeichnen wir positive Ergebnisse. Ich hätte mir mehr Zeit gewünscht, diese Entwicklung deutlich zu machen“, sagte Prof. Wimmers.

Agrarminister Till Backhaus. © Gerd Rinas

„Mit Unverständnis“ hat Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Till Backhaus die Empfehlung des Leibniz-Senats zur Kenntnis genommen. „Ich bedauere dies zutiefst, muss es aber erstmal akzeptieren“, so Backhaus, der am Freitag den 300 Mitarbeitern des FBN in Dummerstorf den Rücken stärkte und versicherte, alles zu tun, um den Wissenschaftsstandort Dummerstorf zu erhalten und zu profilieren.

Expertise des FBN ist Alleinstellungsmerkmal

Er verstehe, dass die Leibniz-Gesellschaft den Anspruch herausragender Forschung habe. Das sei bei der Summe von 21 Mio. € , die jährlich je zur Hälfte von Bund und Land für die Forschungsarbeit am FBN bereitgestellt werde, berechtigt und notwendig. Zudem seien seit 1993 etwa 51 Mio. € in das Institut investiert worden. Er warb aber für eine andere Schlussfolgerung aus der jüngsten Evaluierung.

Das FBN verfüge über eine einzigartige Expertise für Forschungen zur Verbesserung von Gesundheit, Wohlbefinden, Leistung und Umweltverträglichkeit von Nutztieren. „In einer Zeit, in der die Sicherung von Biodiversität, Klimaschutz, Wasser, Boden, Luft in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt ist, kommt dem FBN besondere Bedeutung zu. In der Breite und Tiefe der Nutztierforschung besitzt es aufgrund disziplinärer Kompetenz und interdisziplinärer Aufstellung nationale Alleinstellung“, betonte Backhaus.

Entscheidung über FBN nicht endgültig

Der Minister wies darauf hin, das mit der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft noch keine endgültige Entscheidung über die Zukunft des FBN getroffen sei. In der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (Konferenz der für Forschung und Wissenschaft zuständigen Minister der Länder und des Bundes) müsse die Empfehlung noch diskutiert und bestätigt werden. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass das FBN ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft bleibt. Dazu erwarte ich auch weitere Unterstützung des Bundes, insbesondere des Bundeslandwirtschaftsministeriums und des Bundesforschungsministeriums“, sagte Backhaus in Dummerstorf. Die nächste Wissenschaftskonferenz berät im April 2020.