Fast doppelt so viele Wolfsrudel in einem Jahr
Die Zahl der Wolfsrudel in Mecklenburg-Vorpommern hat sich seit Jahresbeginn von 8 auf 15 erhöht. Gleichzeitig stehen bisher 82 Rissvorfälle zu Buche – ebenfalls fast doppelt so viele wie 2019.
Mehrere neue Wolfsrudel sind in Mecklenburg-Vorpommern gesichtet worden. Aus der Nähe von Kirch Rosin, südlich von Güstrow, liegt der Nachweis eines Paares mit drei Welpen vor. Am Rand des Naturparks Feldberger Seenlandschaft zum Serrahner Teil des Müritz-Nationalparks hin zeigen Bilder aus Fotofallen neben zwei Altwölfen fünf Jungwölfe. Außerdem gibt es erste Hinweise auf ein Wolfspaar westlich von Greifswald, teilte das Schweriner Agrar- und Umweltministerium mit. Die Zahl der Wolfsvorkommen erhöht sich damit seit Jahresbeginn von 8 auf 15 Rudel und ein Paar. 36 Welpen wurden bisher gezählt, allerdings gelang der Nachweis nicht in allen Wolfsrudeln.
Mehr als 300 Nutztiere seit Jahresbeginn getötet
Hinweise auf neue Wolfsrudel und -vorkommen gebe es in mehreren Regionen. Ob es sich um Wander-Einzelwölfe, Wolfspaare oder Rudel handelt, müsse weitere Beobachtung (Monitoring) klären, hieß es aus Schwerin. In diesem Jahr verzeichnet die Behörde 82 Rissvorfälle in Mecklenburg-Vorpommern (Stand 23. November). Dabei sind 311 Nutztiere getötet und 104 verletzt worden. Die Wölfe rissen meist Schafe, in einigen Fällen laut Ministerium auch Damwild und Kälber.
Grenzen des Machbaren und Zumutbaren
Als „erschreckend, aber eigentlich nicht überraschend“ bewertete die Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes, Susanne Petersen, die Zahl der Wolfsrisse. „Die Übergriffe mit getöteten oder verletzten Tieren haben sich gegenüber 2019 so gut wie verdoppelt“, so Petersen in einer Pressemitteilung des Verbandes. Und das, obwohl die Tierhalter den Schutz ihrer Herden in großem Umfang verstärkt hätten. „Aber es gibt Grenzen des Machbaren und Zumutbaren“, so Petersen. Die Frage, wie viele Wolfsrudel Mecklenburg-Vorpommern vertrage, stelle sich für Tierhalter nicht mehr. Es seien schon heute zu viele.
Petersen forderte, vorhandene rechtliche Möglichkeiten zur „Entnahme“ von Wölfen konsequent anzuwenden und die Entscheidung darüber „nicht immer wieder zu verschieben“. „Wenn hier nicht endlich etwas geschieht, verlieren die Tierhalter das Vertrauen in Politik und Behörden“, warnte die Verbandsvorsitzende.
Wann ist der günstige Erhaltungszustand erreicht?
„Wir brauchen klare Parameter, um festzulegen, wann der günstige Erhaltungszustand der Art Wolf erreicht ist“, kommentierte Agrar- und Umweltminister Till Backhaus das Anwachsen der Wolfsrudel. Dann könnten die Behörden „bestandswirksame Maßnahmen“ ergreifen. Er erwarte dazu klare Aussagen von der Bundesregierung auf der kommenden Umweltministerkonferenz im Frühjahr 2021, sagte der SPD-Politiker.