Sorge um die Zukunft der Kartoffel

Kartoffeln aus MV: Anbau in Gefahr?

Die Kartoffel ist eine intensiv geführte Kultur und bedarf für Qualität viel Pflege und Aufwand. (c) Sabine Rübensaat
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Grundsätzlich herrschen im Land gute Strukturen und Rahmenbedingungen innerhalb der Kartoffelwirtschaft. Dennoch sorgen sich Anbauer und Züchter um ihre Zukunft. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Von Nicole Gottschall

Der Kartoffelanbau gehört zu MV wie der Eifelturm zu Paris – dieser Ausspruch ist innerhalb der Branche immer wieder zu hören. Gegenwärtig bauen anhand der Flächenkulisse 2020–2022 etwa 360 landwirtschaftliche Unternehmen auf 13.011 ha Kartoffeln an, darunter 3.341 ha Pflanzkartoffeln.

Seit 2015 vergrößerte sich die Anbaufläche um ca. 2.000 ha. Bei Pflanzkartoffeln werden hierzulande 21 % der Vermehrungsproduktion Deutschlands erzeugt. Damit spielt der Nordosten auch über die Landesgrenze hinaus eine bedeutende Rolle.

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Kartoffeln aus MV: Was Sorgen bereitet

Sowohl in der Produktion als auch Vermehrung seien die Strukturen und Rahmenbedingungen grundsätzlich gut, schätzen Fachleute ein. Es sind namhafte Züchter im Land tätig, drei Frischmärkte organisieren die Frischversorgung und in den Werken Hagenow, Stavenhagen sowie Dallmin und Kyritz (beide angrenzendes Brandenburg) können jährlich mehr als 500.000 t Kartoffeln verarbeitet werden. Das Marktstrukturgesetz und die per Landesverordnung geschützten Gesundlagen fördern die Branche. Dennoch sorgen sich hiesige Kartoffelanbauer und -züchter vermehrt um ihre Zukunft. Das war jüngst auch bei der Fachausschusssitzung Kartoffelwirtschaft des Saatgutverbandes in Wöbbelin und auf dem Kartoffeltag des Landes in Gülzow-Prüzen Hauptthema.

Drei Punkte wiegen dabei besonders schwer, weiß Hartmut Giermann, Kartoffelanbauer und Vorsitzender des Saatgutverbandes:

Kartoffeln aus MV
Kartoffeln aus MV (c) Sabine Rübensaat
  • Die Neuregelung der Flächenverpachtung von Landesflächen – vor allem die Begrenzung der Betriebsgröße ab 1.500 ha – verärgere und verunsichere die Landwirte. Hierzulande erfolgen 80 % des Kartoffelanbaus in Betrieben, die über 1.500 ha groß sind.
  • Die vorgesehenen Gebühren für die Wasserentnahme würden die Kartoffelproduktion zusätzlich verteuern.
  • Zudem fehlten bereits jetzt wirksame Pflanzenschutzmittel. Vor dem Hintergrund der vorgesehenen EU-Richtlinie „Sustainable Use Regulation“ (SUR) (Bauernzeitung 24/2023, S. 10) würden in diesem Bereich weitere Einschränkungen hinzukommen. Das hätte die nur noch begrenzte Vermehrungsproduktion im Land zur Folge.

Kartoffelwirtschaft: Auswirkungen der SUR

Auch Nadine Ließ, Abteilungsleiterin Pflanzenschutzdienst im Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei, betrachtet die möglichen Auswirkungen der SUR auf die Kartoffelwirtschaft mit Sorge.

Aus ihren Darstellungen auf dem Kartoffeltag ging hervor, dass je nach endgültiger Definition der Gebietskulisse im maximalen Ausmaß sowohl mehr als 50 % der Anbaufläche gesamt als auch des Pflanzkartoffelanbaus in den Gesundlagen betroffen wären. Ließ schätzte weiter ein, dass das Risiko der Pflanzenschutzmittelreduktion für die Kartoffel als intensive Kultur grundsätzlich hoch sei und durch weitere Einschränkungen die Produktion von gesundem Pflanzgut noch schwieriger würde.

Sie setze daher mehr auf Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes sowie auf Züchtungstechnologien, die Zuchtprozesse (Resistenz, Toleranz) beschleunigen und praxistaugliche Technologien, die bedarfsgerechte und gezielte Anwendungen ermöglichen. „Im Bedarfs- und Notfall muss der Pflanzenschutzmitteleinsatz unkompliziert möglich sein, um pflanzengesundheitliche Vorgaben sowie Qualitätsanforderungen zu gewährleisten. Pauschale Vorgaben ohne vorhandene beziehungsweise anwendbare Alternativen verhindern die Erzeugung qualitativ hochwertigen und vor allem gesunden Pflanzgutes“, zog die Abteilungsleiterin Fazit.

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