Mecklenburg-Vorpommern

Landgut Stolpe: Knollen ins warme Bett

Mit der Riemen-Legemaschine kann Fahrer Gerhard Limberg auch kleine und übergroße Kartoffeln in die vorgeformten, zuletzt erwärmten Dämme ausbringen, ohne die Einstellungen groß verändern zu müssen. (c) Gerd Rinas
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Das Landgut Stolpe hat Anfang Mai die letzten Pflanzkartoffeln für die Vermehrungsproduktion auf 130 Hektar gelegt. Die Bedingungen waren besser als in den vergangenen zwei Jahren, sagt Betriebsleiter Tobias Lewke.

Von Gerd Rinas

Am 16. April startete in diesem Jahr das Landgut Stolpe mit dem Setzen der Kartoffeln. Am Donnerstag, den 6. Mai, kamen die letzten Knollen in den Boden. „In der Zwischenzeit war die Pflanzmaschine fast jeden Tag im Einsatz, um die Anbaufläche von 130 ha LF (brutto) mit Pflanzgut für die Vermehrungsproduktion zu bestellen“, berichtet Betriebsleiter Tobias Lewke.

Viel Vorstufen-Pflanzgut

Dieter Ewald
Dieter Ewald (c) Gerd Rinas

Der Standort Stolpe bei Anklam gilt schon lange als Vorzeigestandort der Kartoffelvermehrung. Die Flächen hier liegen in einer sogenannten Gesundlage, die besonders günstige Bedingungen bietet. „Dazu zählen das maritime Klima, der Windeintrag durch die Nähe der Ostsee, weniger gute Entwicklungsbedingungen für Blattläuse als Virusvektoren und die milden Böden“, erläutert der Leiter der Zuchtstation Ranzin, Carsten Couppée.
Die Gesundlagen gelten als „Kinderstube“ der deutschen Kartoffelzüchtung und -vermehrung. Sie sind durch einen Beschluss des Landtages und eine EU-Verordnung besonders geschützt.

Carsten Couppée
Carsten Couppée (c) Gerd Rinas

Auf dem Landgut Stolpe, das zur Solana-Gruppe gehört, werden etwa 90 Prozent Vorstufen- und 10 Prozent Basis-Pflanzgut erzeugt. „Die Kartoffeln stehen in einer sechsjährigen Fruchtfolge – mindestens vier Jahre Anbaupause sind für die Vermehrungsproduktion in Mecklenburg-Vorpommern vorgeschrieben“, ist von Tobias Lewke zu erfahren. Die Bedingungen in diesem Frühjahr waren besser als in den Jahren zuvor. Durch den starken Frost in den vergangenen Monaten sind die Zwischenfrüchte – Ölrettich und Rauhafer – weitestgehend abgefroren und konnten gut zerkleinert und eingearbeitet werden. „Nach der lang anhaltenden kühlen Witterung erwarten wir später einsetzenden und geringeren Läusedruck“, so Lewke.

starker Blattlausflug durch milde winter

Ganz anders die Situation in den beiden Jahren zuvor: Milde Winter führten zu frühem, sehr starkem Blattlausflug. „Wir hatten es mit einem ungewöhnlich hohen Virusbefall zu tun“, bestätigt Dieter Ewald, Geschäftsführer des Saatgutverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

Zwar waren die Erträge meist gut, die Qualitäten fielen aber ab. „Fast 18 Prozent der angemeldeten Flächen wurden entweder zurückgezogen, abgestuft oder nicht anerkannt. Für die betroffenen Betriebe bedeutete das Einnahmeverluste. Außerdem konnten für die diesjährige Frühjahrsbestellung nicht alle Anbauer im Land sortengerecht mit Z-Pflanzgut versorgt werden. Die Exportverpflichtungen wurden mit einigen Abstrichen erfüllt“, so Ewald.


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17 sorten im anbausortiment

Das Landgut Stolpe blieb relativ unbeschadet: Mit Lieferungen aus den anderen Solana-Vermehrungsbetrieben konnte die Stufenproduktion aufrechterhalten werden. In diesem Frühjahr wurden 17 Sorten in 32 Partien zwischen 0,5 und 3 ha angebaut. Die größten Partien bilden mehligkochende Speisekartoffeln. Zum Anbausortiment gehören die mittelfrühe Lilly, die mittelfrühe Chipsorte Verdi und auch die frühe, vorwiegend festkochende Speiseknolle Queen Anne mit, so Carsten Couppée, vergleichsweise hohem Ertrag und geringerem N-Bedarf.

Landgut Stolpe: Geschultes Personal

Der Aufwand, den die Vermehrungsanbauer auf dem Landgut Stolpe betreiben, ist hoch. Je nach Sorteneigenschaften kommen pro Hektar 3,5 bis 4 t Pflanz-gut, um die 60.000 Knollen, in den Boden, sagt Couppée. Danach sind die Kartoffeln staatlichen Kontrollen unterworfen wie keine andere landwirtschaftliche Kultur. „Wir haben unsere Vermehrungsvorhaben wie jedes Jahr beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei in Rostock angemeldet. Die Sorten werden auf den Feldern markiert, in den kommenden Monaten sorgfältig bonitiert und geführt. Selektiert wird der Kartoffelbestand von geschultem Fachpersonal“, erläutert Betriebsleiter Tobias Lewke.

Sorge bereitet den Kartoffelanbauern vom Landgut Stolpe das im Bundestag vor der Verabschiedung stehende Insektenschutzgesetz. „Pflanzkartoffelvermehrung geht nicht ohne chemischen Pflanzenschutz“, sagt Carsten Couppée. Immerhin konnten die Verbände der Pflanzenzüchter und Saat- und Pflanzgutvermehrer durch ihren Einsatz Ausnahmeregelungen für die Vermehrungsproduktion erreichen.

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