Landwirtschaftstag in MV: Was jetzt von der Politik gefordert ist
Was braucht die Landwirtschaft? Wie macht man die Branche attraktiver und krisenfester? Darum ging es beim Landwirtschaftstag in Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse zusammengefasst:
Beim diesjährigen Landwirtschaftstag der Volksbanken und Raiffeisenbanken, der in der vergangenen Woche im Van der Valk Resort in Linstow stattfand, ging es um zahlreiche Anliegen, die viele der rund 300 anwesenden Landwirte schon länger beklagen. Bürokratieabbau, Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, ständige Änderungen von Vorschriften oder auch der Fachkräftemangel waren zentrale Themen, die in Vorträgen und Podiumsdiskussionen behandelt wurden.
Landwirtschaft benötigt klare Regeln
So hatte Carsten Stegelmann, Landwirt aus Sassen-Trantow im Landkreis Vorpommern-Greifwald, klare Forderungen an die Politik: Bürokratieabbau, Zukunftssicherheit bei den Zahlungen durch die EU und einen wirtschaftlich tragbaren Umweltschutz. Mit Blick auf die Bauernproteste im vergangenen Jahr sagte er: „Wir Landwirte haben eine hohe Belastbarkeit. Wir haben aber auch gesehen, dass diese Belastbarkeit an Grenzen stößt.“
Dem konnte Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, zustimmen: „Die Landwirtschaft benötigt klare Leitplanken. Wir können hinsichtlich der Umweltauflagen in MV keine weitere Bürokratie gebrauchen.“ Digitalisierungsprozesse in der Landwirtschaft müssten stets auch mit sinnvollen Einsparungen verbunden sein, so Trunk. „Nicht nur die Bauern, sondern die gesamte Wirtschaft steht mit dem Rücken an der Wand. Die Rezession sollte uns zu denken geben“, kommentierte Trunk die derzeitige ökonomische und politische Lage.
GAP muss einfacher und transparenter werden
Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) kritisierte, dass auf EU-Ebene zwar Bürokratieabbau versprochen wurde, aber neue Regulierungen wie die Wiederherstellungs- oder Entwaldungsverordnung zusätzlichen Aufwand für die Betriebe schaffen. „Unsere Landwirte brauchen weniger Bürokratie, nicht mehr. Wir fordern eine gezielte Überarbeitung von Gesetzen, um praxisferne Vorgaben zu entschärfen und Verwaltungsverfahren zu straffen“, so der Minister. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) müsse einfacher und transparenter werden.
Vorgaben müssten sich stärker an regionalen Gegebenheiten orientieren. Die Erste Säule der Direktzahlungen solle sich stärker auf die wirtschaftliche Stabilität der Betriebe konzentrieren. Umweltmaßnahmen sollten aus der Ersten Säule entfernt und ausschließlich in der Zweiten Säule gebündelt werden. Mecklenburg-Vorpommern lehne eine Umverteilung zugunsten kleinerer Betriebe und die Förderung nach „Bedürftigkeit“ ab.
Leistungsfähige Betriebe müssten unabhängig von ihrer Größe wirtschaftlich bestehen können, so Backhaus. Mecklenburg-Vorpommern werde sich aktiv für eine GAP nach 2027 einsetzen, die Innovation fördere, praxistauglich sei und Landwirte wirtschaftlich handlungsfähig halte.

Motivation der Mitarbeiter steigern
Auch die Themen Arbeitsmarkt und Personalbeschaffung standen im Fokus der Veranstaltung. Denn im Vergleich der westdeutschen und ostdeutschen Länder zeigen sich bei der Art der Beschäftigung deutliche Unterschiede.
Während in den westdeutschen Ländern die Familienbeschäftigten mit 49% fast die Hälfte aller Arbeitskräfte ausmachen, sind es laut Statistischem Bundesamt in dieser Gruppe in den ostdeutschen Ländern nur rund 20 %. Hier bilden die ständig angestellten Beschäftigten mit 56% die größte Gruppierung in der Beschäftigungsstruktur. Das liegt daran, dass in den östlichen Bundesländern viele Landwirtschaftsbetriebe als Personengesellschaften oder juristische Personen organisiert sind.
Verlässliche Rahmenbedingungen Birger Haase, Personalberater für Mandanten aus dem Agribusiness, erläuterte, wie schwer es sei, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und diese zu halten. Der Arbeitsmarkt in der Landwirtschaft stehe in direkter Konkurrenz zu anderen Branchen, die vielleicht attraktiver erscheinen. Daher seien Teamwork und eine gute Mitarbeiterführung in den Betrieben elementar wichtig.
Anerkennung und Vertrauen auf den Betrieben
In der anschließenden Diskussion betonte Landwirt Carsten Stegelmann, dass man junge Menschen schon frühzeitig für den Beruf des Landwirtes begeistern müsse. Diese Begeisterung müsse vom Hofinhaber und Betriebsleiter vorgelebt werden. Prof. Dr. Rainer Langosch, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften an der Hochschule Neubrandenburg, ergänzte: „Wir müssen auch die Leute begeistern, die noch gar nicht auf dem Betrieb sind.“ Nicht nur das Gehalt sei ausschlaggebend, um Nachwuchs und Fachkräfte zu gewinnen. Ein ebenso wichtiger Faktor seien Anerkennung und Vertrauen.
Bauernpräsident Karsten Trunk bewertete insbesondere die Entwicklung bei der Geschlechterparität in der Landwirtschaft positiv: „Die jungen Frauen packen längst mit an, das sehen wir auch an den Hochschulen.“ Laut Agrarministerium werden in MV die landwirtschaftlich genutzten Flächen von 1,34Mio.ha von rund 4.700 Betrieben mit mehr als 25.000 Beschäftigten bewirtschaftet.
In der Schlussrunde des Landwirtschaftstages bekräftigte Trunk seine Forderungen an die Politik: Die Abschaffung der Stromstoffbilanz und das Festhalten an der Agrardieselregelung seien wichtig, um Landwirten gute und faire Rahmenbedingungen zu bieten. Backhaus sagte, dass man sich von der Stromstoffbilanz definitiv verabschieden werde. Darüber hinaus versprach der Minister, „alles daran zu setzen, das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz abzuschaffen“.

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