Ostdeutschland weist im Vergleich besonders geringe Stickstoffüberschüsse auf. (c) Sabine Rübensaat

Nitrat in Mecklenburg-Vorpommern: Auswirkungen auf das Grundwasser

Der Nitrat-Bericht 2024 zeigt: Die Belastung im Grundwasser sinkt leicht, bleibt dennoch weiterhin zu hoch. Aber wie viel Mecklenburg-Vorpommern steckt im periodischen Nitratbericht der Bundesregierung?

Von Nicole Gottschall

Mit Spannung erwartet wurde der periodische Nitratbericht 2024 der Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). In dessen Fokus steht der Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen.

ein viertel der Messstellen mit zu hohen Werten

Im Sinne des Verursacherprinzips erhofften sich nicht nur Landwirte, die aufgrund ausgewiesener belasteter Gebiete nur eingeschränkt wirtschaften können, neue fundierte und weitreichende Erkenntnisse. „Der Nitratbericht zeigt: Politik wirkt“, kommentierte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) den ausgewiesenen leichten Rückgang der Nitratbelastung im Grundwasser.

Im aktuellen Berichtszeitraum 2020–2022 wurden an 25,6 % der 621 Messstellen des EU-Nitratmessnetzes Konzentrationen von im Mittel mehr als 50 mg/l – und damit grenzwertüberschreitend – festgestellt. Im vorherigen Zeitraum 2016–2018 betrug dieser Anteil 26,7 %. Damit setze sich zwar der Trend leicht sinkender Nitratkonzentrationen im Grundwasser an überwiegend landwirtschaftlich beeinflussten Messstellen fort, jedoch sei insgesamt die Belastung weiterhin zu hoch, so das BMEL.

Messstellen und ihre Werte sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. (c) Nicole Gottschall
Messstellen und ihre Werte sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. (c) Nicole Gottschall

Das bestätige auch das mit der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Gebietsabgrenzung (AVV) herangezogene Ausweisungsmessnetz, welches mit 8.225 Messstellen deutlich mehr Werte umfasse. Allerdings gibt es für das AVV-Messnetz keine Vergleichszahlen, da es erstmals einbezogen wurde. Aus Mecklenburg-Vorpommern sind 45 EU-Nitrat- und 345 AVV-Messstellen – ausschließlich amtliche Messstellen des Landesmessnetzes – Teil des bundesweiten Berichts.

Bemerkenswert ist, dass die errechneten Stickstoffüberschüsse auf den landwirtschaftlichen im Osten geringer sind, als im Westen. In Ostdeutschland lagen diese in 2021 im Durchschnitt bei 27,2 kg/ha und in Westdeutschland bei 46,38 kg/ha. Thüringen wies hier die geringsten Überschüsse mit 23 kg/ha auf. Darauf folgte mit 26 kg/ha Mecklenburg-Vorpommern. Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt lagen alle bei einem Überschuss von 29 kg/ha.

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Nachgefragt im Ministerium

Wir haben im zuständigen Schweriner Ministerium nachgefragt, welcher Trend zur N-Konzentration im hiesigen Grundwasser auf Grundlage der gemeldeten Daten abgeleitet werden kann. Demnach seien Grundwasser-Messstellen, die überwiegend landwirtschaftlich beeinflusst werden, stärker und häufiger mit Nitrat belastet als Messstellen, die auch andere Nutzungsformen im Zustromgebiet beinhalten.

Die Messstellen des EU-Nitratmessnetzes zeigten überwiegend ein gleichbleibend stabiles Nitratkonzentrationsniveau, wobei an einzelnen Messstellen sowohl fallende als auch steigende Trends erkennbar seien. Insgesamt sei die Nitratbelastung im Grundwasser weiterhin zu hoch. Weiter sei davon auszugehen, dass sich bei einer neuen Ausweisung der Belastungskulisse die Anzahl der Grundwasser-Messstellen mit Nitrat-Schwellenwertüberschreitung erhöhen werde. Das liege an der kontinuierlichen Erhebung von Nitratwerten vor Denitrifikation, für die bei der vergangenen Ausweisung nur wenige Werte vorlagen.

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Neue Ausweisung bis 2026

Das stelle allerdings keinen ansteigenden Trend der Nitratgehalte dar, sondern begründe sich durch methodisch bedingten Erkenntnisgewinn. Eine erneute Abgrenzung der nitratbelasteten Gebiete ist hierzulande gemäß AVV GeA 2022 bis 2026 durchzuführen. Der Ausweisung 2022 liegen 823 Messstellen zugrunde. Sowohl aus dem Landesmessnetz als auch von Dritten wie aktive Brunnen der Wasserversorgungsunternehmen und Vorfeld-Messstellen. Mit dem Ziel, das AVV-Messnetz zu verdichten, homogenisieren und modernisieren, wurden seit der letzten Gebietsausweisung im Januar 2023 34 neue Landesmessstellen gebaut. Potenziell neue Messstellen unterlägen aufwendigen Prüfverfahren auf ihre Eignung, heißt es auf Anfrage.

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Ostdeutsche Bundesländer weisen einen niedrigen Stickstoff-Überschuss auf. (c) Sabine Rübensaat

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