Ökoschlachthaus Wismar hat noch freie Kapazitäten
„Der März war bisher unser bester Monat“, freut sich Heinz Gluth. 38 Rinder wurden in dieser Zeit im Ökoschlachthaus Wismar geschlachtet und zerlegt.
Von Gerd Rinas
Etwa 15 Kunden, Landwirte im Haupt- und Nebenerwerb, nahmen die Dienste des neuen Lohnschlachtbetriebes in Anspruch. Für Investor Heinz Gluth und seine vier Mitarbeiter ist das schon mal „eine Hausnummer“. Denn der Start verlief nicht ganz reibungslos.
Ärger mit der Tötebox
Als Gluth vor gut einem Jahr potenzielle Kunden und Medienvertreter zum „Tag der offenen Tür“ in das neue Ökoschlachthaus am Rande von Wismar einlud, dachte er, dass er nun durchstarten könnte. „Für Anfang Mai erwarteten wir die EU-Zulassung, im gleichen Monat sollten die Probeschlachtungen und im Juni der Schlachtbetrieb beginnen“, so Gluth. Doch weil die Zulassungsbehörde die neue Tötebox beanstandete, erteilte sie zunächst nur eine vorläufige Schlachterlaubnis. Erst eine Woche vor Weihnachten traf die unbefristete Schlachtgenehmigung, gültig für alle Huftiere und Schweine, ein. Der Schlachtbetrieb war im Juni zwar angelaufen. Doch mit ein bis zwei Rindern pro Woche blieb die Nachfrage nach der neuen Lohnschlachtung erst einmal unter den Erwartungen.
Weiteres Angebot für regionales Schlachten
750.000 Euro hatte Heinz Gluth in das Ökoschlachthaus investiert. 280.000 Euro Fördermittel von der EU waren in den Bau und die Ausrüstung geflossen. Aus guten Gründen, denn immer wurde im Land der Mangel an regionalen Schlachtkapazitäten beklagt. Betroffen davon sind sowohl Schweine- als auch Biorinderhalter. „Nach Gallin im Landkreis Ludwigslust-Parchim ist das Ökoschlachthaus in Wismar nun ein weiteres Angebot für regionales Schlachten“, so Heinz Gluth.
Im Sinne des Tierwohls: Anfahrt nur im Umkreis von 80 km
Biotierhalter im Umkreis von 80 km um die Hansestadt können hier Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen einzeln schlachten, reifekühlen, zerlegen, verpacken und etikettieren lassen. „Die Entfernungsgrenze habe ich festgelegt, damit die Anfahrt nicht länger als eine Stunde dauert und die Tiere durch den Transport nicht zu stark belastet werden. Das ist meine Definition von Tierwohl“, sagt Gluth. Dabei können die Rinder lebend oder per Weideschuss getötet angeliefert werden, wenn sie ganzjährig im Freien gehalten wurden. Bisher werden etwa acht von zehn Rindern lebend angeliefert.
In dem Schlachthaus ist ein Vorwartehof eingerichtet, in dem die Tiere nach der Ankunft zwei bis drei Stunden Transportstress abbauen können. „Stressfreies Töten ist für die Fleischqualität wichtig, besonders bei Rindfleisch“, so der Schlachthausbetreiber. Gluth garantiert jedem Kunden, dass er Fleisch- und -produkte von den Tieren zurückerhält, die er anliefert. Im Wurstsortiment finden sich neben Rindersalami, Brat- und Leberwurst und auch Hackfleisch-Patties für Burger.
Moderates Angebot
Für das Schlachten eines Rindes fallen für den Kunden rund 200 Euro Kosten an, zuzüglich Mehrwertsteuer. Darin eingeschlossen sind die Gebühren für die Lebend- sowie die Fleischbeschau durch den Veterinär und die Entsorgung der Schlachtabfälle. Für ein Schwein werden 55 und ein Schaf 35 Euro fällig. Die Zahl der Schlachtungen stieg in den vergangenen Monaten fast kontinuierlich an. „Das neue Angebot spricht sich unter den Biotierhaltern herum“, freut sich Heinz Gluth.
Mecklenburg-Vorpommern aktuell
Regional und praxisnah: Die Bauernzeitung versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen Informationen rund um die Landwirtschaft und das Landleben in Mecklenburg-Vorpommern. mehr
Bisher werden Rinder an einem Tag in der Woche und Schweine am darauffolgenden Tag geschlachtet. „Die Rinderschlachtungen könnten wir verdoppeln, da gibt es noch freie Kapazitäten“, so Gluth. An den drei übrigen Wochentagen wird Fleisch zerlegt und Wurst gemacht, verpackt und etikettiert, bevor die Produkte von den Kunden abgeholt und selbst gegessen oder im Hofladen vermarktet werden.