Redebedarf!

(c) Imago Images / BildFunkMV
Artikel teilen

Landwirt René Rempt aus Grimmen mischt als Agrarblogger bei den „Graswurzlern“ mit. Die Gruppe übt scharfe Kritik am Agrarpaket.

Auf einer Wiese am Stadtrand vom Grimmen steht seit dem 6. September ein übermannshohes grünes Kreuz. Aufgestellt hat es René Rempt, Geschäftsführer der Stoltenhäger Tannenhof GmbH. „Wir haben überlegt, wie wir ein sichtbares Zeichen setzen können gegen das Agrarpaket der Bundesregierung“, erinnert sich der 34-jährige Landwirt.

„Wir, das waren acht Agrarblogger aus dem ganzen Bundesgebiet. Mit dabei Bauer Willi alias Willi Kremer-Schillings, Bocholter Landschwein (Dirk Nienhaus), Aktivstall für Schweine (Gabriele Mörixmann), Nachbarschaft (Ralf Pauelsen)“, so Rempt. Den Bloggern folgen in den sozialen Medien, bei Facebook, Instagram, Twitter, Youtube & Co. inzwischen zehntausende Leute. „Die Diskussion um das Zeichen gegen das Agrarpaket ging hin und her. Der Vorschlag mit dem Kreuz gefiel zunächst nicht jedem“, sagt Rempt. Es sei ein christliches Symbol, habe einer zu bedenken gegeben. „Am Ende setzte sich das grüne Kreuz als Symbol der Mahnung sowie Hoffnung der Agrar­wirtschaft durch“, so Rempt. Mittlerweile stehen die Kreuze bundesweit auf Äckern und Weiden. Sie zeigen an, dass die Landwirte mit der aktuellen Agrarpolitik sehr unzufrieden sind.

Agrarblogger schließen sich zusammen

Landwirt René Rempt an jeden grünen Kreuz, das er im September Erstes bundesweit auf einer Wiese bei Grimmen aufgestellt hat
Landwirt René Rempt an jeden grünen Kreuz, das er im September Erstes bundesweit auf einer Wiese bei Grimmen aufgestellt hat. (c) Gerd Rinas

Die acht Agrarblogger, die die Aktion ins Leben riefen, haben sich danach zur Gruppe „Die Graswurzler“ zusammengeschlossen. Mit Blick auf die Bauerndemos, die in der vorvergangenen Woche von „Land schafft Verbindung“ organisiert wurden, war die Gruppe zunächst skeptisch. „Die Demos wurden aber ein voller Erfolg und haben gezeigt, das Landwirte sich nicht alles gefallen lassen“, so René Rempt. 

Seine Kritik entzündet sich vor allem am Agrarpaket der Bundesregierung. „Werden die Vorschläge zum Insektenschutz in Schutzgebieten umgesetzt, sind in MV circa 46  % der Nutzfläche betroffen. Das bedeutet massive Produktionseinschränkungen und Einkommensverluste.“ Welche Folgen breitere Randstreifen vor allem für kleinere Betriebe haben, könne man noch gar nicht abschätzen. Unklar sei auch, ob und wie viel höhere Einnahmen bei Einführung des freiwilligen Tierwohllabels bei den Tierhaltern ankämen. „Die müssen aber vorher investieren, um die Voraussetzungen zu schaffen.“ In allen Punkten sieht Rempt Redebedarf. Dass die Vorschläge verabschiedet wurden, ohne sie vorher mit den Landwirten zu diskutieren, sei ein Unding. „Gerade weil die Folgen so gravierend sind.“ 

„Wo soll das denn hinführen?“

Mindestens ebenso reibt der Landwirt sich an der Art und Weise, wie die Politik neuerdings mit der Landwirtschaft umgeht. „Statt die Probleme zu besprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wird mit immer neuen Einschränkungen und Verboten kommuniziert. „Wo soll das denn hinführen?“ 

Er will nicht falsch verstanden werden: „Wasser, Boden, Luft müssen sauber bleiben. Dafür sind auch wir Bauern verantwortlich“, räumt er ein. „Die Politik muss aber die Weichen so stellen, dass wir von unserer Arbeit leben können. Wir wollen Lebensmittel produzieren und damit Geld verdienen. Wenn wir das auch mit Umweltleistungen und Vertragsnaturschutz können, bin ich dabei. Nur, zum Nulltarif ist das nicht zu haben“, warnt Rempt. 

Wie viele Bauern das genau so sehen, hätten die Demos gezeigt. Der Junglandwirt hofft, dass die Politik sich besinnt. „Der Landwirtschaftskongress, zu dem Bundeskanzlerin Merkel eingeladen hat, kann dafür ein Anfang sein. Wir Agrarblogger werden in jedem Fall weitermachen und den Finger in die Wunde legen“, verspricht Renè Rempt.