Schweine unerwünscht?
Johannes Wübbel möchte seinen Betrieb erweitern. Doch aus der Geminde bekommt er Gegenwind. Was also jetzt tun?
von Stefanie Gille
Johannes Wübbel ist Schweinebauer. Er betreibt mit seiner Frau in Parkentin bei Bad Doberan eine Anlage zur Ferkelaufzucht mit Platz für 1 500 Sauen, 4 500 Ferkel und 2 000 Mastschweine. Obwohl die Schweinepreise aufgrund des russischen Importverbotes in den Keller gepurzelt sind und die Mäster Verluste machen, ist die Nachfrage nach seinen Ferkeln ungebrochen. „Wir sind bekannt dafür, dass wir gesunde Tiere aufziehen“, sagt er. Gern würden seine Kunden mehr Ferkel von ihm kaufen. Deshalb möchte Johannes Wübbel seinen Betrieb erweitern.
Bereits vor zehn Jahren hat er eine Sauenanlage aus DDR-Zeit in Staven bei Friedland gekauft. 2011 hat er dem zuständigen Staatlichen Amt für Landwirtschaft kundgetan, dass er dort eine Ferkelaufzucht- und Mastanlage errichten möchte. Drei Jahre später treibt ihm dieses Projekt Sorgenfalten auf die Stirn. Aus der Gemeinde bekommt der Landwirt Gegenwind. Einige Bürger sind gegen Schweine in Staven. „Da ist mit der Öffentlichkeitsarbeit einiges schief gelaufen“, gesteht Johannes Wübbel ein. Stavens Bürgermeister Peter Böhm sieht das ähnlich.
Ängste der Gemeinde
Das Thema Schweineanlage war bereits in einer Gemeindevertretersitzung behandelt worden. „Die Gemeindevertreter waren zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht in der Lage, sich eine objektive Meinung über das Vorhaben zu bilden“, erzählt der Bürgermeister. Deshalb lehnten sie es ab. Die Gemeinde hätte einer Umwidmung der alten Anlage von der bäuerlichen zur gewerblichen Tierhaltung zustimmen müssen. Das sorgt im Dorf für Bedenken. Wächst die Anlage, die für knapp 5 000 Ferkel und 9 400 Mastschweine konzipiert werden soll, dann noch weiter? Gestank, Lkw-Verkehr, vielleicht ein zweites Alt Tellin vor der Haustür?
Berechtigte Ängste, findet der Bürgermeister. Familie Wübbel hat die Stavener in ihren Betrieb nach Parkentin eingeladen. Dort wollten die Wübbels zeigen, wie sie wirtschaften und dass sie sogar auf der Anlage wohnen. „Wir haben uns auf den Besuch eingestellt, mit Führung und Vortrag“, sagt der Landwirt. „Ich habe in Staven einen Aushang gemacht, einen Bus bestellt und die Leute angerufen“, sagt der Bürgermeister. Am Ende fuhren fünf Leute nach Parkentin: der Bürgermeister, drei Gemeindevertreter und ein Bürger aus dem benachbarten Rossow. „Ich war echt enttäuscht“, so Böhm. Landwirt Wübbel hätte sich gefreut, wenn mehr Leute gekommen wären. Das Handtuch schmeißen möchte er nicht. Er sei offen für Gespräche, möchte erklären, was er vorhat – dass durch Staven im Durchschnitt nur ein Lkw pro Tag rollen wird, dass er moderne Filter gegen Gerüche bauen wird, obwohl sie gesetzlich noch gar nicht vorgeschrieben sind. „Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir die ganzen Probleme ohne Herrn Straathof nicht hätten“, meint Johannes Wübbel. Ob in Wattmannshagen, Suckwitz, Wardow, Gallin-Kuppentin oder in den Brohmer Bergen – Bewohner schließen sich zu Bürgerinitiativen zusammen, um neue Stallbauten zu verhindern.
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Besorgniserregende Entwicklung?
Bauernpräsident Rainer Tietböhl sieht diese Entwicklung mit Sorge. Investitionen in moderne Ställe seien wichtig für mehr Tierwohl, bessere Arbeitsbedingungen und die wirtschaftliche Sicherung der Betriebe. Sie müssten aber so geplant werden, dass sie in die Region passen. Seiner Meinung nach können Landwirte das Vertrauen der Menschen vor Ort nur gewinnen, wenn sie mit ihnen über ihre Vorhaben reden und von Anfang an mit offenen Karten spielen.
Das wünscht sich auch Bürgermeister Böhm. „Die Gegner verlangen von mir, dass die Schweinehaltung untersagt wird. Das kann ich aber nicht.“ Ihm gehe es darum, eine demokratische Entscheidung zu fällen. Dafür müssten alle Fakten auf den Tisch. Und wenn nichts dagegen spreche, dann könne und wolle er die Schweinehaltung in Staven nicht unterbinden. Im Winter sollen sich die Stavener vor Ort informieren können. Dann sind die Wübbels da und stehen Rede und Antwort.
BV MV
Claudia Schalla